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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
Autoren: Jens Schumacher
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was in Familien mit zwei arbeitenden Elternteilen selbstverständlich war: regelmäßiges Essen, ein bescheidenes Taschengeld und hin und wieder einen Ausflug. Da sie zu stolz war, um Dad oder Onkel Louis um Geld anzupumpen, sah ich sie unter der Woche so gut wie gar nicht. Selbst am Wochenende ging sie manchmal arbeiten.
    »Du scheinst ja mächtig Hunger zu haben heute Morgen«, fuhr Mom fort. Sie hatte den Riesenhaufen Toastscheiben bemerkt, den ich in Erwartung von Asmoduins gefürchtetem morgendlichen Appetit fingerdick mit Marmelade bestrichen hatte.
    »Ich, äh … hatte gestern kein Abendbrot«, behauptete ich.
    Kurz schien es, als wollte Mom sich dafür entschuldigen, dass sie mal wieder nicht daheim gewesen war, um mir ein anständiges Abendessen vorzusetzen. Ein Blick auf die Uhr, und der Moment der Reue war vorüber. Sie strubbelte mir versöhnlich mit der Hand über den Kopf, wobei sie gekonnt das ruinierte, was ich Minuten zuvor mühsam mit einem Kamm und viel Wasser aus meinen wild abstehenden Haaren geschaffen hatte.
    Schon hatte sie ihren Autoschlüssel in der Hand. Ein rasches »Ich seh dich später«, und sie war weg.
    Erleichtert ging ich zum Toaster, um mehr Brot zu rösten, als ich hinter mir auch schon ein gieriges Schmatzen vernahm. Es klang, als verschlänge ein hungriges Nilpferd eine Wagenladung Kohlköpfe.
    Vorsichtig drehte ich mich um.
    »Morgen, Schwabbel. Gut gepennt?«
    Auf meinem angestammten Platz am Küchentisch, lautstark kauend, Gesicht und Finger vollgeschmiert mit Marmelade, saß Asmoduin. Als er meinen Blick bemerkte, teilten sich seine Lippen zu einem breiten Grinsen. Rasch wandte ich mich ab – zu spät.
    Es gibt normalerweise kaum etwas, das mir am Morgen den Appetit verderben kann. Unmengen halbzerkaut in einem Teufelsgebiss klebenden Toasts schafften das allerdings ohne Mühe.
    Der Jungteufel klappte seine Fressluke wieder zu und deutete anklagend auf seinen leeren Teller, auf dem eben noch sechs extragroße Marmeladenbrote gelegen hatten.
    »Was ist an diesem Bild verkehrt, Schwabbel?«
    Während ich seufzend neues Brot in den Toaster schob, sah sich mein Besucher in der Küche um. Als sein Blick an mir hängen blieb, verzog sich sein Gesicht amüsiert. »Du siehst irgendwie anders aus als sonst.« Er deutete auf die Katastrophe, die Mom auf meinem Kopf hinterlassen hatte. »Mag sein, dass das auf der Oberwelt gerade der letzte Schrei ist. Aber du siehst irgendwie ungewöhnlich aus. Kacke, um es genau auszudrücken.«
    »Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen«, erwiderte ich patzig und deutete auf seine Stirn, genauer: die beiden winzigen Hörneransätze, die nach wie vor von einer hellroten Hautschicht bedeckt waren.
    Ein Fehler!
    Mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst das fast volle Marmeladenglas nur eine Armeslänge von mir entfernt an der Wand. Ein Netz roter Spritzer verzierte schlagartig die Tapete, Gelee und Erdbeerstückchen klatschten in mein Gesicht und auf meine Klamotten.
    Ich war so verdattert, dass ich keinen Ton herausbrachte.
    »Bei Luzifers giftiger Galle! Noch
ein
Wort über mein Gehörn, und du wirst es bereuen, Schwabbel«, zischte Asmoduin, der mit affenartiger Gewandtheit auf die Tischplatte gesprungen war, die schwere Thermoskanne aus Metall wurfbereit in der Hand.
    Ich erinnerte mich, dass Asmoduins unterentwickeltes Gehörn schon bei seinem ersten Besuch kein übermäßig klug gewähltes Gesprächsthema gewesen war. Darum – und weil ich jeden Kontakt der Kanne mit meinem Schädel vermeiden wollte – hob ich rasch die Hände. »Entschuldigung! War nicht so gemeint. Schließlich kannst du nichts dafür, dass deine Hörner noch nicht durchgebrochen sind, richtig?«
    »Al-ler-dings!« Asmoduin funkelte mich noch einen Augenblick wütend an, dann stellte er die Kanne ab und setzte sich wieder. »Was man von dir und deiner erbärmlichen Frisur nicht behaupten kann.«
    Ich verzichtete auf eine Erwiderung und machte mich daran, die klebrige Bescherung aufzuwischen. Asmoduin, der blitzgescheit erkannte, dass Marmeladentoasts fürs Erste nicht mehr auf der Speisekarte standen, huschte zum Küchenschrank und fuhrwerkte lautstark darin herum. Als ich mich das nächste Mal zu ihm umdrehte, hatte er eine Salatschüssel bis zum Rand mit Schokocrispies und Milch gefüllt und schaufelte sich das Ergebnis mithilfe einer Soßenkelle in den Mund.
    Es war kein schöner Anblick.
    »Gggar nnnicht mmmal ssso übelll«, befand er schmatzend. Als
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