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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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sah. Und da war auch Bucks Schatten und das Glänzen seiner Augen, als er sie anstarrte und sich fragte, warum zum Teufel sie so aufgewühlt war. Alex blieb stehen, sah nach links und dann hoch, durch eine Lücke im Geäst  …
    … in einen Nachthimmel, wo sich die dichte Wolkendecke endlich aufgelöst hatte. Nur die hellsten Sterne waren zu sehen. Weil nämlich der Mond am Himmel stand, hoch und voll – und weiß.
    »O mein Gott.« Sie schlug die Hand vor den Mund. »Du bist da, du bist tatsächlich da, du bist der Mond, du bist wieder da, du bist  … «
    In diesem Augenblick knurrte Buck eine Warnung. Sie hörte, wie leise ein Fuß über den Boden scharrte.
    Und dann wogte von links aus dem tiefschwarzen Wald dieser Geruch heran  …
    Sie hatte nicht gelogen. Sie glaubte wirklich, dass ihr Monster bisher nur in die eine Richtung funktionierte: dass sie mit einem Satz hinter den Augen von jemand anderem war, aber nicht umgekehrt.
    Der Geruch war vielleicht nicht mehr ganz frisch, lag aber noch nicht wirklich lange in der Luft. Denn vorhin, draußen mit Tom, hatte sie nur die kräftige, metallische Kühle des Lake Superiors wahrgenommen, frisches Baumharz, das Feuer – und natürlich Tom. Sie war ganz bei ihm gewesen, wie er schmeckte, wie sich sein Mund und seine Hände anfühlten, wie sein Körper gegen ihren drängte. Sein Duft durchtränkte ihre Haut, ihr Haar, ihr ganzes Bewusstsein. Tom, der starke Tom, ließ ihr Blut summen, und was sie miteinander getan hatten, war so schön gewesen, dass es alles andere ausblendete.
    Doch jetzt fiel ihr der Traum wieder ein, der zwar kurz, aber plastisch gewesen war und sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Wobei das Bild mehr einer Kran-Aufnahme aus einem alten Video ähnelte: ein Schwenk von oben, über den Wald und – ganz verschwommen – möglicherweise ein Zelt und dann über den See, der aber nicht schwarz oder kränklich grün war, sondern stahlblau. Wo kleine Wellen über Untiefen schwappten, funkelte das Mondlicht auf seiner Oberfläche.
    In diesem Augenblick hatte das Monster den Kopf gehoben und geschnuppert, und sie war aufgewacht.
    »Es ist alles in Ordnung«, beruhigte sie den Wolfshund, ohne zu wissen, ob das stimmte. Doch sie roch keine Gefahr: nur kühle Schatten und grauen Nebel, einen Hauch von Äpfeln.
    Und Verwesung. Die war auch da. Immer noch.
    Ohne das Mondlicht hätte sie ihn vielleicht gar nicht entdeckt, so tief stand er im Wald. Sie sah nur schemenhaft eine Gestalt, ein wie aus schwarzem Tonpapier ausgeschnittenes Strichmännchen.
    Bei seinem Anblick erstarrte alles in ihr, was menschlich war. Nur das Monster mit seinen schuppigen Armen und nadelspitzen Zähnen nicht. Denn Wolf war sein Kumpel, ein Spielkamerad. Für Alex war es, als hätte sich das Monster entschieden, ihren schlimmsten Albtraum wahr zu machen.
    Das konnte nur auf zwei Arten enden: entweder starb Wolf oder – ene, mene, muh – Tom, Chris und Ellie. Such’s dir aus.
    »Das kannst du nicht tun, Wolf«, sagte sie zu der dunklen Silhouette zwischen den Bäumen. »Sie werden dich umbringen.« Oder ich werde es tun, um sie zu schützen. »Ich will mit Tom zusammenbleiben. Tut mir leid, Wolf. Geh zurück zu Penny, sie braucht dich. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, wieder Simon zu sein, aber ich weiß nicht, wie. Ich weiß nicht, ob das überhaupt geht.« Oder ob ich es versuchen soll.
    Da ertastete ihre rechte Hand in der Parkatasche unbewusst zwei Dinge, die beide knisterten. Eins hatte sie sich schon vor einer ganzen Weile in die Tasche gesteckt. Sie hob es für eine besondere Gelegenheit auf. Bis gerade eben hatte sie vorgehabt, es mit Tom, Chris und Ellie zu teilen. Zur Feier ihres gemeinsamen Aufbruchs zu etwas Neuem.
    Das andere war der Brief ihrer Mutter, den Ellie Harlan wieder abgenommen hatte. Da Alex ihn so oft gelesen hatte, dass sie ihn auswendig kannte, war sie nicht auf das Mondlicht angewiesen. Doch die Zeilen, die ihr jetzt unversehens vor Augen standen, stammten von ihrem Dad.
    Ein guter Rat, mein Liebling: Wenn du an einer Schwelle stehst, wenn eine Entscheidung zu treffen ist zwischen dem, was ungefährlich ist, und dem, was besser sein könnte, dann trau dich, Schatz. Auch wenn dir das Bessere Angst macht. Hol tief Luft und  …
    Sie hatte Tom nicht angelogen. Sie hatte es  … nur nicht erwähnt. Nein, das stimmte auch nicht. Sie hatte es nicht richtig verstanden, das war alles. Rückblickend hatte all ihre Erfahrung gegen die Annahme gesprochen,
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