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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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wohl ein Traum gewesen war: ein schöner Traum, das ja  … aber eben nur Wunschdenken. Doch dann atmete sie Moschus und süßen Rauch und Gewürze ein, und Tom – Tom, warm und fest und ganz real – und hörte ihn im Tiefschlaf atmen. Sie hob den Kopf, bis sie ihn im dämmrigen Zeltinnern sehen konnte. Er lag auf der Seite, eine Hand auf ihrem Bauch, ein Lichtstrahl, der ins Zelt fiel, versilberte sein Haar.
    Alex’ Blick wanderte über sein Gesicht. Es hatte da diese Science-Fiction-Serie gegeben, auf die ihr Dad so abfuhr, ziemlich alt. Nicht Raumschiff Enterprise , sondern irgendwas über eine Raumstation, mit einer Zahl im Titel  … neun? Nein, fünf. Jedenfalls waren da diese sonderbaren Außerirdischen mit ihren sonderbaren Ritualen. Eins davon bestand darin, dass man den Geliebten beobachtete, während er schlief, denn dann fielen alle Masken ab und man sah den anderen so, wie er wirklich war. Klang ziemlich albern. Und dennoch  … Tom, der fest schlief und vielleicht ausnahmsweise etwas Schönes träumte, sah auch jetzt aus wie immer: ruhig und zuverlässig, tapfer und stur. Ein guter Wegbegleiter. Jemand, den man lieben konnte. Was ein großes Wunder war. Es gab tatsächlich keinen Unterschied, obwohl  …
    Moment mal.
    Sie zwang sich, nicht abrupt aufzuspringen, und schloss die Augen, bevor sie sie langsam wieder öffnete. Nichts hatte sich geändert. Da schlief Tom, und da war  …
    Schau nach. Sie zog eine Hand aus dem Schlafsack und streckte einen Finger aus. Das ist eine verrückte Halluzination oder so was. Das sehe ich nicht wirklich.
    Mit klopfendem Herzen beobachtete sie, wie ihre Fingerspitze sich vor der körnigen Dunkelheit abzeichnete – und plötzlich gut zu sehen war, als sie aus dem Schatten in den Lichtschimmer geriet, der durch eine schmale Ritze an der Zeltklappe fiel und Toms Haar schimmern ließ.
    O mein Gott. Alex zog die Hand zurück und starrte sie an, als erwartete sie, einen Klecks phosphoreszierende Farbe darauf zu sehen. Natürlich war da nichts. Immer noch vorsichtig, um Tom nicht zu wecken – sie wollte nicht wie ein Einfaltspinsel dastehen, falls sie sich irrte –, legte sie den Kopf so weit in den Nacken, bis sie durch die Ritze gucken konnte. Trotzdem schaffte sie es nicht, einen Blick hinaus zu werfen.
    Denn das einfallende Licht war zu hell.
    Überrascht entfuhr ihr ein leises » Oh« . Sie blieb noch einen Augenblick liegen, um die Sache zu durchdenken, bevor sie vorsichtig aus dem Schlafsack schlüpfte und dabei spürte, wie Toms Hand von ihrer Haut glitt. Zum Glück war der Reißverschluss auf ihrer Seite. Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich in den Parka zu zwängen. Als sie den kalten Nylonboden unter den Füßen spürte, verzog sie das Gesicht. Mit kleinen Schritten tapste sie zum Zelteingang und hielt die Luft an, während sie – zipp – den Reißverschluss öffnete. Dann huschte sie geduckt aus dem Zelt  … und blieb stehen wie vom Donner gerührt.
    Keine fünfzehn Meter vor ihr tauchten silbrig blaue Strahlen den Wald in ihren Glanz, sodass er lange, tintenblaue Schatten warf. Sie konnte die Baumwurzeln auf dem von Kiefernnadeln übersäten Boden sehen, die einzelnen Steine um ihr erloschenes Feuers, die unter einer Ascheschicht verborgene Holzkohle und sogar die hellen Schnüre von ihrem Zelt. An seinem Platz nah am Feuer hob Buck den Kopf und legte ihn schief, als wollte er fragen, was ihr unvermitteltes Erscheinen mitten in der Nacht bedeuten sollte, zumal sie ihn vorher aus dem Zelt geschmissen hatte.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte sie und beobachtete fast ehrfürchtig, wie ihr Atem keine kränklich grüngrauen, sondern blaue Wölkchen bildete. Sie hatte die Stiefel vor dem Zelt abgestellt und griff jetzt danach, mit plötzlich unbeholfenen Fingern und trockener Kehle. Ich sollte Tom wecken. Das würde er sehen wollen. Wir sollten die anderen holen. Ja, aber zuerst wollte sie sichergehen. Mit nackten Füßen fuhr sie in die Stiefel und merkte zu spät, dass sie in ihrer Hast vergessen hatte, sie vorher auszuschütteln. Doch zu ihrer Erleichterung ertasteten ihre Zehen keine ungebetenen Besucher.
    Sie hatte ihr Lager im Schutz einer Hemlocktanne und eines Ahornbaums aufgeschlagen, doch links von ihr war eine Lichtung. Kaum hatte sie die Stiefel an, rannte sie dort hinüber, Buck trapste ihr hinterher. Nach wenigen Sekunden trat sie in einen Lichtkreis, der so hell war, dass sie anfangs zu ihrer Rechten nur ihren lang gezogenen Schatten
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