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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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gingen sie nicht dorthin. Allerdings hieß das ja nicht, dass Opa Jacks Geist nicht noch am Moss Knob zu finden war. Der Gedanke machte sie traurig und auch ein bisschen schuldbewusst. Als würde sie seinen Geist einsam zurücklassen, wenn sie den Waucamaw verließen. Schade, dass ihr nicht einfiel, wie sich das ändern ließ  …
    »Mensch, Leute«, sagte Alex plötzlich, und Ellie hörte das Staunen in ihrer Stimme. »Schaut doch.«
    Ellie sah hoch. Nur ein paar Meter vor ihnen endete der Pfad. Was ihr als Erstes auffiel, waren die goldenen Wolken über ihnen und die riesige schwarzblaue Wasserfläche unten, die sich so weit erstreckte, wie das Auge reichte, bis in die Unendlichkeit. Der Wald hörte einfach auf. Noch vier Schritte und Ellie stand am sichelförmigen oberen Rand einer Klippe. Der Sandstein war dicht mit Moos bewachsen. Zu ihrer Rechten stürzte ein Wasserfall wie ein silbrig weißes Band über rote, braune und gelbe Felsen herab. Sie hörte die Krallen der Hunde auf dem Stein klacken und hoffte inständig, dass keiner ausrutschte, denn da ging es wirklich tief hinunter. Ob man von hier aus tatsächlich sein Spiegelbild sehen konnte, wie es der Name Mirror Point vermuten ließ? Vielleicht ja, wenn sie sich die Wolken anschaute, die auf dem Wasser schwammen. (Die Wolken, die sie begleiteten, seit sie im Waucamaw-Park waren, nervten ganz schön, denn Ellie wollte den Mond im Auge behalten. Auch wenn sie zu niemandem etwas gesagt hatte. Aber ihr ging immer wieder von Neuem die Frage durch den Kopf: Was wäre, wenn?)
    Doch noch schien die Sonne auf den Steilhang. Bei dem Anblick schnürte sich ihr die Brust zusammen, aber nur, weil es so schön war. Über das, was man sonst einfach für eine uralte Felswand halten konnte, zogen sich in diesem Licht tief rostrote und goldene und – was am faszinierendsten war – neon-orange leuchtende Streifen, grell wie irakischer Sand. Und der Wasserfall glänzte auf der Seeoberfläche wie geschmolzene Lava.
    Als Ellie das alles sah, wurde ihr klar: Alex’ Eltern hatten recht gehabt. Hier an dieser Stelle hatten sich Alex’ Mom und ihr Dad ineinander verliebt, und Mirror Point war trotz der drohenden Wolken so schön und strahlend und farbenfroh, dass es wirklich der perfekte Ort für einen Anfang war – und für ein Ende. Für den ewigen Schlaf. Dadurch wurde nicht alles plötzlich gut, aber es schmerzte Ellie nicht mehr so sehr. Eher kam es ihr so vor, als ob ihr Inneres der festgesogene Deckel auf einem Glas Erdbeermarmelade war und man nur jemanden brauchte, der stark genug war, um mit einer Drehung den Druck wegzunehmen. Plopp.
    Tom musste ihr etwas angemerkt haben. Darin war er wirklich gut. Ohne zu fragen, bückte er sich und hob sie hoch, sodass sie ihre Beine um seinen Bauch schlingen und ihm die Arme um den Hals legen konnte, damit er sie ganz an den Rand trug. Genauso wie es ihr Daddy gemacht hatte, als sie noch ein kleines Kind gewesen war.
    Bitte, lieber Gott. Den Stoffsack fest umklammert, vergrub Ellie ihren Kopf an Toms Schulter. Mach, dass es gut wird. Dass es besser wird, damit wir wieder wir sein können.
    Chris machte den Anfang. Sein Stoffsack war schwerer, mehr als genug für sie alle. Er hielt die Faust übers Wasser und sagte: »Ich weiß nicht, ob ich die richtigen Worte finde. Es ist seltsam, denn obwohl ich in Rule gelebt habe, kenne ich die Bibel nicht besonders gut. Vielleicht, weil wir immer die falschen Stellen gelesen haben, keine Ahnung. Aber ich habe diesen Traum  … « Er hielt inne und räusperte sich. Als er weitersprach, zitterte seine Stimme, und die ersten Tränen kullerten ihm über die Wangen. »Ich träume immer wieder von diesem Berg und dem Tal, und es ist wunderschön, der schönste Platz, den ich je gesehen habe. Aber ich glaube, es ist in meinem Traum nur deshalb so schön, weil du dort bist, Peter. Du hast viel  … viel getan, was falsch war, wirklich böse, aber ich glaube  … du hast es aus Liebe getan. Dadurch wird es nicht gut  … aber ich verstehe ein bisschen besser  … ein bisschen mehr, was Liebe ist. Denn du hast mich gerettet. Dir war nicht e-e gal, wie es mir geht, was mit mir p-p assiert. Darum hat sich zuvor n-n ie jemand geschert. Deshalb wünschte ich, ich h-h ätte dich retten können. Denn ich hatte nie G-G e-Gelegenheit, dir zu sagen  … ich habe dir nie g-g e-gesagt  … « Wieder verstummte Chris und wischte sich mit dem Arm über die Augen. »Ich liebe dich, Peter«, setzte er mit
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