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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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Chris, vielleicht wirst du ein Veränderter. Aber du weißt auch, wie man auf eine sehr besondere Art träumt.«
    »Das kommt von der Droge.« Wie sollte er all das auch begreifen: dass er schon zweimal von den Toten zurückgekehrt war, dass er mittlerweile in seinen Träumen an diesen Ort kommen und Peter besuchen konnte? Waren das Visionen? Halluzinationen? War das hier wirklich das Paradies oder nur eine Insel im Reich der Toten?
    »Nein, das bist nur du, Chris«, entgegnete Peter. »Die Droge hat dir zwar die Fähigkeit gegeben, aber allein du bestimmst darüber.«
    »Über was? Weißt du denn, was das ist, Peter? Verstehst du, warum ich  … «, beinahe hätte er erwählt gesagt, »… wie ich das mache? Was es bedeutet?«
    »Nein, Chris, aber genau darum geht es, das heißt Zukunft: dass du entdeckst, wer du bist, und danach lebst. Wichtig ist, dass du mich gefunden hast. Du bist hierhergekommen, und niemand außer dir kann das. Du bist wirklich einzigartig. Nun werde mehr. Wage mehr. Träume anders und dann unterrichte die Kinder. Schenke ihnen Wissen. Hilf ihnen, zu lernen, etwas auszuprobieren, denn daraus entspringt Hoffnung. Vielleicht wird es nicht dir gelingen, Chris, aber eins dieser Kinder oder deren Kinder wird irgendwann herausfinden, wie man das Licht wieder anmacht.« Plötzlich rutschten Peters Hände weg. »Verflixt. Tut mir leid, aber  … «
    »Ist es schon so weit?« Tränen traten ihm in die Augen. Es erschien ihm nicht richtig, dass alles hier – der Berg, das Tal, der See – so perfekt war, während er in Traurigkeit versank. »Was, wenn ich dich nicht wiederfinde?«
    »Das wirst du.« Peter klang ruhig und gelassen, als hätten sie die Rollen getauscht. »Du kannst zurückkommen, wann immer du willst, Chris. Du musst dich dazu nur erinnern, wie man träumt.«
    »Aber ich habe Angst.« Er schloss die Augen. »Angst, dass ich wieder einen Fehler mache, einen großen, so wie mit Lena. Und was ist mit Simon?«
    »Simon wird sein, was er sein wird. Und du wirst natürlich Fehler machen, darauf kannst du dich verlassen. Du bist nur ein Mensch. Aber du hast deine Leute gefunden, Chris. Geh jetzt zurück. Hilf ihnen und lass zu, dass sie dich heilen.« Peter legte ihm die Hand in den Nacken. »Trink den Wein aus. Wäre schade, ihn verkommen zu lassen.«
    Er schmeckte dem letzten süßen Schluck auf der Zunge nach. Äpfel, entschied er. Äpfel und Honig.
    Dann wandte Chris sich wieder seinem Freund zu. »Peter, ich  … « Aber er brachte kein Wort mehr heraus, als er sah, wozu Peter geworden war.
    Denn Peter war inmitten der Sonne. Chris’ geblendete Augen sahen nur seine Silhouette: den Kopf und die breiten Schultern und den kräftige Brustkorb und dann dieses goldglänzende lange Haar. Der Strahlenkranz um Peter war so hell, dass Chris die Augen schließen musste.
    »Schsch. Ich weiß. Ich liebe dich auch. Es wird alles gut werden, versprochen.« Peter legte Chris eine kühle Hand auf die Augen. »Wach jetzt auf, Chris, und gib ihnen das Licht zurück.«
    Peters Berührung wurde immer sachter. Als Chris die Augen aufschlug, starrte Ellie auf ihn hinunter.
    »Hi. Tut mir leid, aber Tom sagt, wir gehen besser noch bei Tageslicht.« Sie umklammerte mit beiden Händen einen Stoffsack, der so groß war wie ein Softball. Ghost stand hinter ihr. Als der Hund sah, dass Chris wach war, stellte er das rechte Ohr auf, und der Stummel von seinem linken zuckte.
    »Okay.« Er lag in einen Schlafsack gewickelt auf duftenden Hemlockzweigen und hatte eigentlich keine Lust aufzustehen, jedenfalls noch nicht gleich. Denn er fürchtete, damit das zarte Gewebe seiner Vision zu zerreißen, die er vielleicht nie wieder heraufbeschwören konnte.
    »Chris?« Das Mädchen musterte ihn besorgt. »Alles in Ordnung? Hast du wieder schlecht geträumt?«
    »Nein«, antwortete Chris und setzte sich auf. Seine Wangen waren nass. Im Westen stand die Sonne genau über dem See. Der Wind hatte aufgefrischt und jagte ihm einen kühlen Schauer über den Rücken. Außerdem ballten sich Wolken zusammen, die im Widerschein des Sonnenuntergangs pfirsichfarben leuchteten. Hoch in den Bäumen hörte man abgehackt einen Specht klopfen, rattata-tock-tock-tock . Holzrauch hing in der Luft. Er sah hinüber zum prasselnden Feuer, wo Alex und Tom auf niedrigen Steinen saßen. Sie sprachen nicht miteinander, aber Tom nahm ihre Hand und ihre Finger verschränkten sich. Der Anblick tat Chris nicht weh, vielleicht, weil er sich inzwischen
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