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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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Alkohol zu Kopf stieg. Beim Abstieg musste er wirklich aufpassen. Falls das überhaupt angesagt war. Als ob Peter jemals runterkäme. »Sag mir, was ich vor mir sehe.«
    »Zu deiner Linken liegt Thunder Bay«, erklärte Peter und zeigte Richtung Nordwesten auf eine ferne, im Dunst liegende rötliche Bergkette. »Wir sind hier auf dem Greenstone Ridge, und diese lange schmale Insel da im Norden, am weitesten vorgelagert, ist Amygdaloid Island. Der breite Fleck dort rechts«, aus dem Augenwinkel sah Chris eine Hand in die Richtung deuten, »ist das Westufer der Five Finger Bay. Über die Strecke habe ich all meinen Kram transportiert. Ganz schöne Plackerei. Dabei hatte ich nur ein Kajak und einen Rucksack. Aber weißt du, was so ein Kanu wiegt? Mir haben die Schultern tagelang wehgetan.«
    »Klingt schrecklich.«
    »Daher der Bedarf an medizinischem Alkohol. Aber es ist wirklich  … das Paradies.«
    »Nein«, sagte Chris, vom Wein schon leicht benommen. »Es ist Michigan.«
    »Klugscheißer. Ich bin den ganzen Höhenkamm entlanggewandert, die Isle Royale misst von einem Ende zum anderen mehr als sechzig Kilometer, und konnte mir dabei Zeit lassen, so viel ich wollte – ohne einem einzigen Menschen zu begegnen oder etwas anderes zu hören als Vögel und Frösche. Im Frühling gibt es hier unvorstellbar viele Schmetterlinge. Und ein paar Mal hab ich sogar die Wölfe gehört.«
    »Warst du nicht einsam?«
    »Damals? Nein, eigentlich nicht. Vielleicht, weil es nicht auf Dauer war. Man ist ja immer wieder zurück ins normale Leben.«
    »Und jetzt?« Chris schwenkte den Wein in der Flasche und nahm dann noch einen Schluck. Grapefruit und Apfel und  … Vanille? Nein, das traf es nicht ganz.
    »Einsam?« Peter atmete tief durch, dann spürte Chris, wie ihm sein Freund die rechte Schulter drückte. »Ein bisschen. Man gewöhnt sich daran. Das ist mein Platz, Chris. Ich kann nirgendwo anders hin. Aber du schon.« Kurz schwieg er. »Wirst du gehen?«
    »Ich weiß nicht.« Er nippte am Wein. »Ich bin nicht sicher.«
    »Nein?« Als er nicht antwortete, drückte Peter ihm noch mal die Schulter. »He, rede mit mir. Was ist los? Es ist nicht wegen Alex, oder doch?«
    »Oh  … nein. Damit komme ich klar. Das ist kein bescheuertes Dreiecksverhältnis wie in einem Roman oder so. Sie hat schon genug durchgemacht. Allerdings beunruhigt es mich, dass sie ihr Zelt immer ein Stück von uns entfernt aufbaut, seit wir im Waucamaw sind.«
    »Vielleicht, weil sie diese Wanderung vor langer Zeit ganz allein begonnen hat? Außerdem wäre sie fast gestorben. Du weißt, wie das ist.«
    Das stimmte. Ohne Tom, der wie jeder Soldat wusste, was man tun muss, um einem Kameraden das Leben zu retten, hätte Alex den Ritt zurück zu Kincaid nicht überlebt. Chris erinnerte sich noch an das Zischen der austretenden Luft, als Tom ihr die Infusionsnadel zwischen zwei Rippen oben rechts geschoben hatte, um ihr das Atmen zu erleichtern. Und wie Tom dann alles gegeben hatte, um auch Peter zu retten. Alex hatte Glück im Unglück gehabt, denn die Kugel hatte sie so weit unten getroffen, dass keine Hauptschlagader getroffen war, aber hoch genug, um ihr nicht die Leber zu zerfetzen. Damit hatte Alex zwar immer noch eine kollabierte Lunge, aufgequollenes, nässendes Fleisch und Gewebe und zwei zerschmetterte Rippen, doch Kincaid hatte den Inhalt der Sanitätertasche bestens genutzt. Und den ganzen Weg zu Isaacs neuem Standort war immer jemand an ihrer Seite geblieben, entweder Ellie oder Tom oder Chris. Sobald sie aufstehen konnte, bemühte sich Tom stundenlang, sie wieder auf die Beine zu bringen, und wenn sie partout nicht laufen wollte, trug er sie raus und wachte auch sonst mit Argusaugen über sie.
    Seither ging es Alex  … na ja, ganz okay. Bei der Trennung von Jayden, Greg, Pru, Sarah und all den anderen Kindern – denen aus Rule und denen von Tom – vor einer Woche hatte ihr unwillkürlich die Unterlippe gezittert. Und seit sie an der zerstörten Rangerhütte vorbeigekommen waren und an dem Wrack ihres Autos auf dem Parkplatz, schien es Chris, als ob sich Alex immer mehr in sich zurückziehe, je weiter sie wanderten.
    »Tom und ich lassen ihr Raum, um mit allem klarzukommen«, sagte Chris. »Wir können sie ja nicht zwingen, unsere Gesellschaft zu suchen. Aber für Ellie ist es hart. Wir haben ihr nicht alles erzählt, und sie versteht es nicht.«
    »Und du?«
    »Teilweise. Alex ist  … sie ist nicht ganz da. Man kann es an ihrem entrückten
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