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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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sie Schüsse, aber sie klangen jetzt ganz anders. Kein Krachen, keine lauten Schläge. Nur ein fernes, gedämpftes Rascheln wie von altem Zellophan.
    Dann knickten ihre Beine ein. Unten erwartete sie nichts als Dunkelheit. Es waren wieder die Blackrocks-Klippen.
    Nur dass diesmal das Wasser – kalt und tief – ihr entgegensprang.
    Alex hatte wahrscheinlich nichts gehört. Es war zu viel Lärm. Das Krachen der Magnum ging im doppelten Knall von Toms Pistole und Gregs Gewehr unter. Was von Mellie noch übrig war, kippte nach hinten. Und dann wankten Tom und Greg auf sie zu, während Chris Night antrieb, ihnen zu folgen.
    Unbeholfen hielt der Junge – Chris’ Bruder Simon – Alex in den Armen und stand mühsam auf, knurrend beäugt von dem großen Hund, der aber nicht anzugreifen wagte. Alex war groß, kein Leichtgewicht, zudem waren jetzt ihre Glieder schlaff: leblos, die Augen geschlossen, der lange weiße Schwanenhals nach hinten gestreckt. Von Nights Sattel aus konnte Chris erkennen, wo die Kugel sie im Rücken getroffen hatte, denn ein roter Fleck an ihrer Brust markierte die Austrittsstelle. Als sie sich aufzurichten versuchte, hörte Chris einen schrecklichen heiseren Laut, wie das Krächzen einer verendenden Krähe.
    Penny wich bereits zurück. Als Simon die anderen kommen sah, machte er einen halben Schritt nach hinten, als wollte er ebenfalls fliehen. Doch dann fiel sein Blick auf Chris, und Simons Gesicht – mein Gesicht, dachte Chris – wurde bleich.
    »Bitte«, sagte Tom mit brüchiger Stimme und streckte die Arme aus. »Wolf  … Simon, bitte gib sie uns. Wir können ihr helfen.«
    »Tom. Chris, was zum Teufel  … « Greg war von seinem Pferd gestiegen und kam mit Chris’ Uzi, die er auf Simon gerichtet hatte, näher. »Jungs«, sagte Greg zitternd, »wir müssen los, wir müssen weg.«
    »Ich weiß.« In diesem Moment sah Chris in seinem von Kummer gepeinigten Bruder, dem die Tränen über die Wangen strömten, nicht mehr den Veränderten, sondern einen Jungen, der das, was er sich wünschte, nicht mit dem, was er haben konnte, in Einklang zu bringen vermochte. »Simon  … bitte«, sagte Chris und verstärkte seinen Griff um Peter, der inzwischen das Bewusstsein verloren hatte. Mochte sein Freund auch ziemlich schwer sein, dieses Gewicht konnte Chris ohne Weiteres tragen. »Sie gehört zu uns.«
    Da machte Simon einen wackeligen, zögerlichen Schritt vor. Tom kam ihm ein Stück entgegen, nahm Alex in die Arme und wandte sich dann rasch humpelnd dem Rotschimmel zu, woraufhin auch der Hund kehrtmachte und Tom hinterhersprintete. »Gib ihm das Gewehr«, rief Tom Greg über die Schulter zu. »Gib’s ihm und dann ab aufs Pferd, los, los, los!«
    »Was?« Greg fuhr zu Chris herum. »Chris, mir ist klar, dass das dein Bruder sein muss, aber es ist wie bei Lena. Er ist doch trotzdem  … «
    »Tu es.« Chris schaute zu Simon hinab, während Greg ihm die Uzi hinhielt, als wäre es Futter für eine Python. Kaum hatte Simon eine Hand am Lauf, ließ Greg los und rannte zu seinem Pferd. »Flieh, Simon«, sagte Chris zu seinem Bruder. »Verstehst du? Geh, verschwinde von hier, schnapp dir Penny und dann nichts wie weg  … «
    »Los!«, brüllte Tom. Er hielt Alex vor sich auf dem Sattel mit den Armen umschlungen, so wie Chris Peter. Sie war ganz still. Chris wusste nicht einmal, ob sie noch atmete. Dann trat Tom dem Rotschimmel in die Seiten, trieb ihn an, bis er in Galopp fiel. »Noch vierzig Sekunden, kommt!«
    »Lauf, Simon!«, schrie Chris, riss seinen Braunen herum und spornte das Tier ebenfalls an. »Los, Night, los!«
    Vierzig Sekunden. Sie preschten an einer Schar Veränderter vorbei, die sich über die frischen Leichen hermachten, zu denen sie selbst bald gehören würden. Als sie den Platz hinter sich ließen, zählte er in Gedanken mit: neununddreißig, achtunddreißig  …
    Doch er kam nur bis dreißig.
    Das Ende kam, als sie fünf Querstraßen entfernt waren. So hatte er sich das Ende der Welt immer vorgestellt: nicht still wie bei einem EMP , mit kreischenden Vögeln, sondern als mächtiges Brüllen, wie die Detonation einer Neutronenbombe. Ein Krachen, dann ein anschwellendes, tosendes, sich immer weiter fortsetzendes BA - BA - BA - RUMMM . Der Knall, der von Gebäuden und Stein widerhallte, war ungeheuer. Die Luft zischte in einem rauschenden Wuuschsch vorbei. Auf einen Schlag gingen sämtliche Fenster in der Straße, die sie gerade entlanggaloppierten, zu Bruch, als die Druckwelle
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