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Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix
Autoren: Kai Meyer
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Glamour -Reihe, hatte Überlänge, weil sich die Produzenten vor den Fans der Romane fürchteten und jede noch so öde Szene übernommen hatten. Der letzte Teil der Trilogie wurde von einem ungeheuren Publicity-Gewitter begleitet, gesteuert von den Fernsehsendern des Cale-Konzerns. Royden Cale hatte seinem Sohn die Romane auf den Leib schreiben lassen, eines seiner Studios mit der Verfilmung beauftragt und sie durch eigene Vertriebe in die Kinos gebracht. The Glamour war ein Phänomen, nicht das erste und gewiss nicht das letzte seiner Art, aber derzeit zweifellos das größte. Und Parker Cale, Roydens mäßig talentierter Sohn, sorgte weltweit für Hysterie.
    Jetzt würde er sich noch zwei Stunden auf der Leinwand anhimmeln, von seiner Entourage auf die Schulter klopfen und von Mädchen mit Unterwäsche bewerfen lassen. Sicher war er überzeugt, dass er einen verdammt harten Job hatte.
    Routiniert machte sie sich daran, den ihren zu erledigen.

2.
    Parker blickte von der Rückbank des Taxis hinaus ins Neonlicht und fragte sich, ob der Menschenauflauf an der Straßenecke ihm galt. Er ließ sich ein wenig tiefer in den Sitz sinken und beobachtete die Leute aus dem Augenwinkel: Nur ein paar Frauen und Männer, die vor einem Pub standen und rauchten.
    »Hab’s im Radio gehört«, sagte der Taxifahrer. »Sie haben Ihrem alten Herrn einen ganz schönen Tritt in den Allerwertesten gegeben.«
    Zu viele Gesichter auf zu wenig Raum machten Parker nervös. Für heute war sein Bedarf an Aufmerksamkeit gedeckt.
    »Muss einen ziemlichen Trubel gegeben haben«, sagte der Fahrer. »Ehrlich, das hat gesessen! Das wird ihn nicht glücklich machen. Bin seit zweiunddreißig Jahren in der Gewerkschaft, wissen Sie? Die verdammten Bosse mögen’s nicht, wenn man ihnen in die Suppe spuckt.«
    »Er ist nur mein Vater.« Parker sah wieder aus dem Fenster.
    »Er ist Ihr Boss«, erwiderte der Mann beharrlich. » War Ihr Boss, würd’ ich sagen.« Er lachte leise. »Die haben das alles im Radio gebracht! Alles, was Sie über ihn gesagt haben. Heiliger Bimbam!«
    »Gut«, sagte Parker leise. »Dann wird er’s wohl mitbekommen.«
    Er sah sie schon wieder überall. Die rotwangigen Mädchen mit ihren Glamour -Büchern und DVDs und ausgedruckten Fotos. Die Paparazzi, kaum zu erkennen hinter den Blitzlichtgewittern. Die Schaulustigen, denen es egal war, was sie begafften. Einen Unfall. Einen Amoklauf. Einen zu Tode gelangweilten Filmstar.
    Vor allem das Kreischen bekam er nicht mehr aus dem Kopf. Tinitus war ein Witz dagegen.
    »Glauben Sie, er wird einen anderen für die Rolle nehmen?«, fragte der Fahrer. »Bei all dem Geld, was die Filme gemacht haben … mehr als eine Milliarde Pfund, haben die gesagt.«
    »Dollar.« Parker schloss für einen Moment die Augen. »Nicht Pfund. Es waren nur Dollar.«
    »Eine Milliarde!« Es hätten Bierdeckel sein können, die Zahl allein brachte den Mann ganz aus dem Häuschen. »Und, wird er nun einen anderen für die Hauptrolle nehmen?«
    »Geht mir ziemlich am Arsch vorbei.«
    Der Fahrer röhrte vor Freude. Parker fürchtete, er könnte ihn zu seinen Kumpels schleppen, um auf die Gewerkschaft anzustoßen.
    »Den Ladys wird das nicht gefallen.« Im Rückspiegel sah Parker den Mann anzüglich zwinkern. »Die sind ja ganz heiß auf Sie, wie man hört. Stehen alle Gewehr bei Fuß, wenn ich’s mal so sagen darf.«
    Parker wusste, dass es falsch war, sich auf dieses Thema einzulassen, aber manchmal konnte er nicht anders. »Die interessieren sich nicht für mich. Nur für Phoenix Hawthorne. Das ist die Rolle, die ich –«
    »Der Junge, der mit Elfen spricht. Und mit Engeln. Hab ’ne Tochter, wissen Sie? Liest eigentlich keine Bücher, aber Ihre, die kennt sie auswendig.«
    »Ich bin nicht der Autor. Nur Schauspieler.«
    Der Fahrer winkte ab, als spielte das keine Rolle. »Viele kleine Ladys werden jedenfalls in ihre feuchten Schlüpfer weinen.« Sein Lachen klang, als hätte er zu viel Speichel im Mund. »Trau mich gar nicht nach Hause. Das Theater wieder, Menschenskind … Die Frau hat die Bücher auch gelesen. Ich wär fast eifersüchtig geworden, ich sag’s Ihnen ganz ehrlich.«
    »Mit den Büchern hab ich nichts zu tun. Nur mit den Filmen. Schlimm genug.« Er hatte sich mal ein T-Shirt mit diesem Spruch drucken lassen. Chimena hatte es entsorgt, bevor er es hatte tragen können.
    Er legte den Kopf gegen die Rückenlehne und wünschte sich, er säße in der Limousine. Aber die hatte am Haupteingang des
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