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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein
Autoren: Andrea Habeney
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eine Art Burnus in leuchtendem Blau. Jenny ging forsch auf den Schreibtisch zu und stellte sich vor.
    Der Mann stand weder auf noch reichte er ihr seine Hand. Er musterte sie von oben bis unten. Ohne ihnen einen Platz anzubieten, meinte er: »Was wollen Sie?« Seine Stimme war tief und etwas heiser.
    »Marc Duprais«, kam sie ohne Umschweife zur Sache. »Er hielt sich monatelang vor Ihrem Haus auf, um ein junges Mädchen zu sehen. Sie haben sich mehrfach bei seinem Vater darüber beschwert. Daraufhin hat dieser ihn umgebracht.«
    Keine Veränderung ging bei dieser Eröffnung über die Züge des Mannes. »Tatsächlich?«, meinte er emotionslos. »Wie tragisch. Davon konnte ich nicht ausgehen.«
    »Nicht?«, meinte Jenny. »Sie kannten sich doch sehr gut.«
    »Mir war nicht bekannt, dass er ein Mörder ist. Diese Reaktion war etwas … unangemessen, finden Sie nicht?«
    »Ich möchte das Mädchen sprechen, das er sehen wollte.«
    »Sie ist schon lange nicht mehr hier. Als bekannt wurde, dass der junge Duprais ihren Aufenthaltsort herausgefunden hatte, bestand kein Grund mehr, sie hierzubehalten.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Zurück in der Botschaft.«
    »Das verwundert mich. Der Botschafter sagte, sie sei noch hier.«
    Das erste Mal sah Jenny auf seinem Gesicht eine Regung. Ein Hauch Verwunderung schien über seine Züge zu gleiten. »Sie haben mit dem Botschafter gesprochen?«
    Sie nickte.
    »Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als dass sie mein Haus bereits im Frühjahr verlassen hat.«
    »Gut«, meinte Jenny, »wir finden alleine raus.« Ärgerlich stapfte sie zur Tür und riss sie auf. In der Halle wartete das Hausmädchen und sah sie erschrocken an. Sie beeilte sich, ihnen die Haustür aufzuhalten.
    Im Auto schlug Jenny aufs Lenkrad. »Wer lügt jetzt. Bah oder der Botschafter?«
    »Ist das überhaupt noch wichtig? Wir haben den Täter.«
    »Ich will die Sache komplett aufklären. Immerhin ist das Mädchen der Auslöser der ganzen Tragödie.«
    »Bestimmt haben sie sie schon außer Landes geschafft.«
    »Warum sagen sie es dann nicht? Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache.«

    Auf dem Rückweg hielt Jenny am Krankenhaus und klingelte an der Intensivstation. Die Schwester, die sie bereits kannte, öffnete und starrte sie überrascht an. »Das ging aber schnell.«
    »Schnell?« Jenny war verwirrt.
    »Hat Dr. Gruber Sie nicht angerufen?«
    »Ich war unterwegs. Zumindest hat er mich nicht erreicht.«
    »Frau Wiesner ist wach und es geht ihr deutlich besser. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird sie wieder gesund werden.«
    »Das freut mich«, meinte Jenny erleichtert, »dann kann ich mit ihr sprechen?«
    »Ich müsste erst den Doktor fragen, aber er ist im OP. Wenn es nicht zu lange dauert, gehen Sie rasch rein. Aber bitte überanstrengen Sie die Patientin nicht. Ich komme gleich nach.«
    Jenny nickte und ging zu Ramona Wiesners Zimmer. Als sie eintrat, drehte die junge Frau langsam den Kopf. Sie war noch blass, doch ihre Augen blickten Jenny wach entgegen.
    Jenny zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich neben das Bett. »Wie geht es Ihnen?«
    Ramona Wiesner räusperte sich angestrengt und sprach leise, aber deutlich. »Gut, vermute ich.«
    Jenny beugte sich vor. »Sie haben großes Glück gehabt, wissen Sie das?«
    Die Antwort war ein mühsames Nicken.
    »Erinnern Sie sich, dass ich schon einmal hier war?« Diesmal erntete sie ein Stirnrunzeln.
    »Wie wissen, dass Frau Duprais versucht hat, Sie zu töten. Ebenfalls wissen wir, dass Marc von seinem Vater ermordet wurde.« Jenny wartete auf eine Reaktion.
    Ramona Wiesner schien nicht überrascht. Ihre Augen irrten kurz weg, richteten sich dann wieder auf Jenny. Dann fing sie leise und krächzend an zu sprechen. »Ich wusste es. Marc hat mir erzählt, dass sein Vater ihn immer mehr unter Druck setzte.«
    »Woher kannten die Duprais Sie überhaupt?«
    »Ich wollte ihn anrufen, aber seine Frau war am Telefon. Sie war seltsam. Sie wollte sich unbedingt mit mir treffen, um über Marc zu reden.«
    »Warum haben Sie sich darauf eingelassen?«
    »Ich dachte, sie wolle mir Geld anbieten. Warum sollte ich es nicht nehmen? Darauf zu verzichten hätte Marc nicht wieder lebendig gemacht.«
    »Sie standen Marc nahe?«
    Sie zögerte, schien dann jedoch zu einer Entscheidung zu kommen. »Wir waren enge Freunde. Am Anfang hatten wir auch Sex, aber später nicht mehr.«
    »Als er sich verliebt hat?«
    »Sie wissen davon?« Ramona Wiesner hustete.
    Jenny nickte. »Er
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