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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein
Autoren: Andrea Habeney
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eingewickelt und in den Wald gefahren. Ich dachte, da findet man ihn im Winter nicht so schnell. Ich bin noch in der gleichen Nacht zurückgeflogen. Bereits am übernächsten Tag kam der Anruf.«
    Der Anwalt hatte Mühe, seine Abscheu zu verbergen und auch Jenny war es übel. »Lassen Sie mich raten: Frau Wiesner hat vermutet, dass Sie es waren, und hat Sie erpresst?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das können Sie mir nicht anhängen. Mit ihrem Tod hab ich nichts zu tun.«
    »Wer dann?«
    »Raten Sie!« Er begann, hysterisch zu lachen.
    Jenny sah ihn einen langen Moment an. Sie gab dem Anwalt die Hand und verließ den Raum. Logo kam ihr entgegen. »Hat der Psychologe sich schon Frau Duprais angeschaut?«, erkundigte sie sich.
    Logo nickte. »Voll vernehmungsfähig. Sie ist wieder nebenan im Zimmer.«
    Jenny stieß die Tür auf, trat an den Tisch und stützte sich mit den Händen darauf ab. »Sie haben Frau Wiesner vergiftet!«
    Diesmal erfolgte die Reaktion unmittelbar. Frau Duprais schaute sie aus aufgerissenen Augen wütend an. »Ich will zu meinem Mann!«
    »Ihren Mann werden Sie sehr sehr lange nicht sehen. Er hat gerade den Mord an Ihrem Sohn gestanden!«
    Die Frau starrte sie an. »Ich will zu meinem Mann!«
    »Haben Sie nicht gehört? Er hat Ihren Sohn umgebracht! Haben Sie deshalb versucht, Frau Wiesner zu töten? Hatte sie herausgefunden, was Ihr Mann getan hat?«
    »Sie wollte alles kaputt machen. Alles. Ich war am Telefon, als sie anrief. Ich wusste sofort, dass sie alles kaputt machen wollte.«
    »Woher hatten Sie das Gift?«
    »Arsen ist in Farbe enthalten. Ich bin geschickt mit Farben, immerhin mache ich sie selbst. Blausäure kann man aus Pflanzenteilen extrahieren. Meine Mutter hat mir das beigebracht. Sie hat die überzähligen Katzen so beseitigt. Kann ich jetzt zu meinem Mann?«
    Jenny war jetzt endgültig übel. Sie verließ das Zimmer und gab letzte Anweisungen. Dann fuhr sie nach Hause. Sie stellte sich lange unter die Dusche und hatte doch das Gefühl, nicht wirklich sauber zu werden. Um halb acht klingelte Biederkopf. Mit einem Blick erfasste er ihre Stimmung. Er nahm sie in den Arm. »Ich hab gehört, du hast den Fall gelöst«, meinte er.
    Sie sah zu ihm hoch. »Wirklich freuen kann ich mich nicht. Diese Gefühllosigkeit macht mich krank. Eine Mutter, der es gleichgültig ist, dass der Ehemann den Sohn tötet … Unfassbar.«
    »Sie ist psychisch krank.«
    »Das ist eine bequeme Entschuldigung.«
    Biederkopf verstand nur zu gut. »Magst du lieber zuhause bleiben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich würde gerne ausgehen. Allerdings kann es sein, dass ich heute nicht die beste Gesellschaft bin.«
    Er lachte. »Das ist mir egal. Hauptsache, wir sind zusammen.«
    Sie verbrachten einen netten Abend in einem kleinen Lokal in Eschborn. Kurz nach elf brachte Biederkopf Jenny nach Hause. Vor der Tür verabschiedeten sie sich. »Ich würd dich gerne reinbitten«, meinte sie verlegen, »aber heut ist irgendwie nicht der Tag. Das geht mir alles noch etwas schnell. Ist das okay für dich?«
    Er nickte. »Natürlich. Wir haben alle Zeit der Welt.«
    Sein Abschiedskuss ließ sie ihre Entscheidung fast noch einmal überdenken, doch sie ging alleine in ihre Wohnung und lag noch lange wach. Ihre Gefühle waren in Aufruhr. Der Fall belastete sie und die Zukunft mit Biederkopf machte ihr Angst. Würde es klappen oder waren nach der langen Zeit die Erwartungen zu hoch? Erst lange nach Mitternacht schlief sie ein.

    Morgens stand als Erstes ein Besuch bei Herrn Bah auf dem Plan. Sascha hatte aufgrund der neuen Erkenntnisse noch einmal intensiver recherchiert. Bah war in Afrika kein unbeschriebenes Blatt. Man sagte ihm Beteiligung an internationalen Waffenschiebereien nach, bewiesen werden konnte ihm allerdings bisher nichts.
    Um halb zehn fuhren Jenny und Logo vor und klingelten. Ein farbiges Hausmädchen in einem gestärkten hellblauen Kleid öffnete ihnen. Jenny wies sich aus und verlangte, Herrn Bah zu sprechen.
    Das Hausmädchen geriet sichtlich aus der Ruhe. »Ich werde fragen, ob der Herr Sie empfangen möchte«, stammelte sie und bat sie in die Eingangshalle. Dann verschwand sie durch eine Tür.
    Minuten später erschien das Mädchen wieder und bat sie, mitzukommen. Sie führte sie in ein großes Büro, das mit dunklen schweren Möbeln ausgestattet war. Überall standen afrikanische Kunstgegenstände.
    Ein beleibter Mann saß hinter einem Schreibtisch und sah ihnen mit unbewegtem Gesicht entgegen. Er trug
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