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Arschloch!

Arschloch!

Titel: Arschloch!
Autoren: Mauricio Borinski
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eins zu eins in meinen Film übertragen kann, was echt schade ist, denn ich liebe solche langen Kamerafahrten. Nach drei Yucca-Palmen, die mal wieder etwas Wasser vertragen könnten und acht Tischbeinen erreiche ich Danielas Arbeitsplatz. Sie hat einen Kunden an der Strippe und als sie mich mit der Kamera in der Hand sieht, nimmt sie ihren Zeigefinger in den Mund und lutscht dran rum. Ich habe sofort einen Steifen in meiner Hose, vielleicht weil ich solche Szenen schon oft genug in Pornos gesehen habe und weiß woran die Darstellerinnen dann als nächstes lutschen.
    „Ich habe einen Kunden in der Leitung!“, flüstert sie. Ich gehe ein paar Schritte zurück, zoome auf ihre Titten und dann kurz auf ihr Gesicht. Sie lächelt in die Kamera, verabschiedet sich freundlich vom Kunden, knallt den Hörer auf und dann gehe ich ganz nah an sie ran.
    „Was machst du?“, fragt sie.
    „Ich mache einen Film für meine Freundin! Über meine Arbeit.“
    „Du hast eine Freundin?“
    „Ja, seit Ende letzten Jahres. Da wir eine Fernbeziehung führen, möchte ich ihr zeigen wie und mit wem ich arbeite.“
    „Nicht, dass sie eifersüchtig wird, wenn sie mich sieht.“
    „Nee, nee, die ist schon ganz entspannt!“
    Ihr Telefon klingelt erneut, sie nimmt das Gespräch an und ich laufe zu den anderen Mitarbeitern. Michael schickt sogar einen extra dicken Gruß an meine imaginäre Freundin Petra, was ich sau korrekt finde.
    Als ich wieder an meinem Arbeitsplatz bin, gönne ich mir eine Pause, bis zum Feierabend ist es zwar noch etwas mehr als eine Stunde hin, aber es lohnt sich gar nicht, jetzt noch was zu machen. Da die Zeit allerdings nicht vergeht, mir die Minuten vorkommen wie Jahre und ich nicht weiß was ich machen soll, erstelle ich einen neuen Avatar und logge mich in meiner Community ein. Etwa eine Viertelstunde nachdem ich einen Chatroom betreten habe, werde ich gefragt, ob ich vor meiner Webcam masturbieren könne. Mein Chatpartner, angeblich ein Berliner Jesuiten-Heimleiter, ist bereit, 50 Euro auf mein Konto zu überweisen, wenn ich ihm ein Live-Video zukommen lasse. Ich lehne jedoch mit der Begründung ab, ich hätte keine Webcam und logge mich kurze Zeit später aus der Community aus. So direkt war bisher noch niemand, aber vielleicht lag es daran, dass ich mich in meinem neuen Profil zu ersten mal als zehnjähriger Junge und Sohn einer alleinerziehenden, alkoholkranken und depressiven Mutter ausgegeben habe.
    Ich logge mich kurze Zeit später wieder ein. Diesmal als >james bond 0007<. In seinem Profil steht, dass er im wahren Leben Markus Geier heißt. Leider existiert er im wahren Leben überhaupt nicht. Mehrere Community-Mitglieder haben Nachrichten für mich hinterlassen. Einer gratuliert mir zu meiner tollen Seite. Ein anderer richtet mir liebe Grüße aus. Ein weiterer will, dass ich seiner Seite mal einen Besuch abstatte und einer ist merkwürdigerweise der Meinung, dass er gemeinsam mit Markus zur Schule gegangen ist. Ich sehe, dass Daniela online ist und schicke ihr eine Sofortnachricht. Markus und sie haben sich vor ein paar Tagen bereits kennengelernt. Sie wird sich bestimmt freuen.
    james bond 0007: 18.53.15
hallo miss honey! wie geht es Ihnen? wie haben Sie Ihr wochenende verbracht?
    Ich warte eine ganze Weile auf die Antwort, aber nachdem ich einen Blick rüber an Danielas Arbeitsplatz geworfen habe, weiß ich, dass sie verhindert ist und mit einem Kunden telefoniert. Erst als sie das Gespräch beendet hat, antwortet sie mir.
    honey rider: 18.56.35
hallo james. schön von Ihnen zu hören. ich war mit meinen freundinnen aus. wir waren etwas essen, plauderten über handtaschen, schuhe, haben cocktails ohne crush-eis zu uns genommen und uns selbstverständlich über geschichten mit dem anderen geschlecht unterhalten. anschließend waren wir aus zum tanz.
    james bond 0007: 18.56.49
Sie hatten einen vergnüglichen abend, wie mir scheint.
    honey rider: 18.57.23
oh, ja. aber das war auch nötig. nach all den strapazen mit dem ehemaligen partner. ich brauchte dringend ablenkung und was gibt es da besseres als gespräche über unsinn, die nur durch das trinken von cocktails ohne crush-eis unterbrochen werden. aber ohne crush-eis muss der cocktail sein!
    james bond 0007: 18.57.51
oh. cocktails ohne crush-eis. J ich könnte dafür morden.
    honey rider: 18.58.12
Sie sagen es. und wie es so ist, wenn man mehrere cocktails ohne crush-eis zu sich genommen hat, landet man schnell in starken armen. man muss ja
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