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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock
Autoren: George R.R. Martin
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radikalen Studenten und viele, viele andere. Und nachdem im April 1968 erst Martin Luther King und dann im Juni Robert Kennedy, aussichtsreicher Bewerber für die Nominierung bei den Demokraten, erschossen worden waren – beide entschiedene Kriegsgegner –, ruhten die Hoffnungen des Movement nun auf Senator Eugen McCarthy. Für das Movement war er vielleicht das, was Willy Brandt für die deutsche APO war.
    Wie gesagt, ich bekam von all dem nicht viel mit. Das änderte sich jedoch ein paar Jahre später schlagartig, als die Amerikaner um Weihnachten und Neujahr 1972/73 herum Hanoi bombardierten, die Hauptstadt Nordvietnams. Der Zeitpunkt und die Tatsache, daß diese Aktion so viele Unschuldige das Leben kostete, empörte mich dermaßen, daß ich mich mit ein paar Freunden hinsetzte und ein Flugblatt entwarf, das wir dann verteilen wollten. Erst da merkte ich plötzlich, wie wenig ich wußte. Seit wann waren die Amerikaner in Vietnam? Was wollten sie dort wirklich? Wer war dieser Richard Nixon, der die Bombardierung als Präsident genehmigt, wenn nicht gar angeordnet hatte?
    Nixon, von Haus aus Rechtsanwalt, hatte bereits Ende der vierziger Jahre als Mitglied in dem berüchtigten »Untersuchungsausschuß gegen unamerikanische Umtriebe« von sich reden gemacht, der liberale und fortschrittlich denkende Menschen vor allem aus dem Kulturbetrieb mit der Verdächtigung, sie seien Kommunisten oder unterstützten diese, um Lohn und Brot brachte. Bekannt sind die »schwarzen Listen« Hollywoods aus dieser Zeit. Manche Schauspieler, Drehbuchautoren und Regisseure, die auf dieser Liste standen, erhielten fast zwanzig Jahre lang keine Aufträge mehr.
    Die Schriftstellerin Lillian Hellman, die selbst vorgeladen wurde, bezeichnete Nixon später kurz und bündig als einen »niederträchtigen Lügner«, der »bereits eine tiefe Verachtung für die Intelligenz seiner Mitmenschen hegte«.
    Beste Voraussetzungen für eine steile politische Karriere waren also gegeben. Und siehe da: Schon 1952 qualifizierte ihn sein unerschrockener Kampf gegen den Kommunismus im »Ausschuß« in den Augen seiner republikanischen Parteifreunde zum »Vize« bei Dwigt D. Eisenhowers Präsidentschaftskandidatur.
    Mitten im Wahlkampf gab es jedoch einen »Spendenskandal« um Nixon (ein Fettnäpfchen, in das die politischen Saubermänner und Moralapostel in aller Welt offenbar mit wachsender Begeisterung treten). Es ging das Gerücht, er hätte einen kalifornischen Unterstützungsfonds für seine politischen Aktivitäten eher als privaten Selbstbedienungsladen betrachtet. Prompt kauften die Republikaner bei vierundsechzig Fernsehstationen und mehreren hundert Radiosendern eine halbe Stunde Sendezeit, damit Nixon auf die Vorwürfe antworten konnte. Diese Ansprache wurde später als Nixons »Checkers-Rede« berühmt. Nixon bestritt zunächst, irgendwelche Gelder aus dem Fonds für private Zwecke verwendet zu haben, und überraschte sein Publikum dann mit einem Geständnis. Das einzige Geschenk, das er überhaupt je behalten habe, sei ein kleiner, schwarzweiß gefleckter Cockerspaniel gewesen, den Tricia, seine sechs Jahre alte Tochter, Checkers genannt und so in ihr Herz geschlossen hätte, daß er ihn auf gar keinen Fall zurückgeben werde. Die Nation war gerührt, und Nixon wurde neben Eisenhower Vizepräsident. Da könnten unsere bundesdeutschen Spendenfürsten sich wohl noch eine Scheibe abschneiden…
    1960 trat Nixon als republikanischer Präsidentschaftskandidat gegen John F. Kennedy an und unterlag knapp. Drei Jahre später, am 22. November 1963, wurde Kennedy in Dallas erschossen. Lyndon B. Johnson führte die Amtsgeschäfte für ihn fort. Wie später in den »Pentagon-Papieren« enthüllt wurde, war es eine seiner ersten Entscheidungen, das amerikanische Engagement in Vietnam auszuweiten. Diese Eskalation – einschließlich massiver Luftangriffe auf das kommunistische Nordvietnam – sollte 1965 nach seiner Wiederwahl beginnen.
    Schon bald fing man in Amerika selbst an, die Verstrickungen der USA in Vietnam mit gemischten Gefühlen zu betrachten. Berühmte Fernsehleute wie Eric Sevareid und Walter Cronkite begannen sich offen gegen die amerikanischen Militäraktionen in Fernost auszusprechen. Sie glaubten nicht mehr daran, daß die USA in Vietnam die westliche Freiheit gegen den Vormarsch des Weltkommunismus verteidigten, und noch weniger glaubten sie daran, daß ein Sieg möglich war. Die Opposition wuchs stetig. Wenn man die eher »normalen«
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