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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock
Autoren: George R.R. Martin
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kommt bald vor Gericht, nicht wahr? Wie heißt sie?«
    »Ananda Caine«, sagte Maggie. Sie schnitt ein Gesicht, »’ne miese Kanaille.«
    »Das war nur einer ihrer Decknamen, wie sich herausgestellt hat«, sagte Sandy. »Sie hatte eine Menge Namen. Und auch eine Menge mitgemacht. Ihr Vater war ein alter Folksänger, der sich umbrachte, als er auf die schwarze Liste kam. Ananda selbst ist in den frühen Sechzigern in Alabama von einer ganzen Bande vergewaltigt worden, als ihre Mutter da unten in der Bürgerrechtsbewegung arbeitete. Sie war erst dreizehn. Manchmal kann ich das alles fast verstehen, was sie getan hat. Manchmal kann ich’s überhaupt nicht verstehen. Ich nehme an, bei dem Prozeß wird alles rauskommen. Ich frage mich, ob sie auch nur die Hälfte davon glauben werden.« Er seufzte und trank noch etwas Champagner. »Mein Verleger rechnet damit, daß der Prozeß monatelang auf Seite eins ist und daß er die Verkaufszahlen von meinem Buch durchs Dach schießen läßt. Soviel zur Literatur.«
    Lark sah sich wieder die Widmung an. »Danke, sollte ich wohl sagen«, meinte er. Er blickte noch einmal auf und sagte: »He, was ist mit Slum? Wo ist der alte Slummer?«
    Das wischte allen ziemlich rasch das Lächeln vom Gesicht. »Das hab ich vergessen«, sagte Sandy, »du weißt ja nichts von Slum.« Er erzählte es ihm müde. Als er fertig war, machte Lark ein ungläubiges Gesicht. »Das ist der eigentliche Grund, warum ich das Buch geschrieben habe«, schloß Sandy.
    »Verstehe ich nicht, Blair«, sagte Lark. »Wie soll das Buch Slum helfen?«
    »Die Geschichte war wüst genug, deshalb wußte ich, daß es ein Kinderspiel war, einen großen Treffer zu landen. Und ich war genau mittendrin.« Er lächelte schwach. »Mein Verleger sagt, daß es die Verkaufszahlen von Butchers letztem Buch jetzt mit einem hübschen, angenehmen Abstand hinter sich gelassen hat. Und jeder verdammte Cent geht in einen Fonds, um Slums Anwaltskosten zu bezahlen. Ich hab schon ein paar hochbezahlte Anwälte besorgt, die heiß auf die Sache sind, und Froggy hat ein paar von seinen ACLU {13} Freunden dafür gewonnen. Und wenn mir das Geld ausgeht, hat Peter Faxon seine Hilfe angeboten. Faxon und ich sind uns seit West Mesa recht nahegekommen, und glaub mir, Peter könnte Butcher mit seinem Kleingeld aus-und aufkaufen. Es gibt keine Garantien, aber…« – er hob sein Glas – »… ein Toast auf Slum, der, wie ich ganz fest hoffe, nächstes Jahr hier sein und mit uns anstoßen wird!«
    Lark hob sein Glas. Maggie kletterte von seinem Schoß, ging schwankend zur Bar und goß für den Rest von ihnen ein. Sie tranken alle, selbst Bambi, die nicht viel von Alkohol hielt. Es schmeckte verdammt gut, süß Hinterher erzählte Froggy einen Elefantenwitz, und sie gingen von da zu Saufwitzen und dann zu Witzen über tote Babies über, und schließlich war jeder betrunken und stoned genug, daß sie bereit waren, Lark singen zu lassen. Er sang »Lemon Tree«, und »Leavin’ on a Jet Plane« und »If I had a Hammer«, und Froggy saß neben ihm und murmelte: »Wenn du einen Hammer hättest, würdest du dir den Daumen breithauen, jawoll, jawoll«, und der dunkelste Teil der Nacht kam und ging, und sie saßen zusammen und sangen und scherzten und unterhielten sich, und einer nach dem anderen kippten sie um, selbst Froggy. »Abzeichen«, sagte er groggy, »ich brauch keine stinkenden Ab… Abz…« und plötzlich schnarchte er, und Sandy war allein.
    Nachdenklich saß er da, schlürfte schalen Champagner und starrte seine schlafenden Freunde an. Vielleicht schlief er selbst; er war sich nicht sicher. Aber als die Dämmerung durch das Fenster strömte, war er wach. Das Zimmer war von schwerem Atmen und morgendlicher Stille erfüllt, und es erinnerte Sandy an manche Morgen bei Maggie in der alten Zeit, wenn die ganze Bagage sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatte. Manchmal hatte sie sie dann mit dem Geruch von gebratenem Speck und mit plärrender Musik vom Plattenspieler geweckt.
    Er stand auf, ging zum Telefon und bestellte viermal Schinken mit Eiern und eine Schale knuspriger Granola {14} . Was die Musik anging, so hatte er letzte Nacht einen Plattenspieler für die Fete heraufgebracht. Er ging hinüber und warf einen Blick auf die Platten.
    Aber natürlich würde es keine von ihnen tun. Es gab nur eine Möglichkeit. Er hatte sie im Schlafzimmer, ein Vorausexemplar für die Promotion, die Faxon ihm vor der allgemeinen Veröffentlichung gegeben hatte. Er
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