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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht
Autoren: Robert Asprin
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hatte er keine Praxis mehr, kein Zuhause, kein Ziel. Keine Mriga mehr. Da war nur noch der kleine Hund, der ihm auf Schritt und Tritt folgte und hin und wieder scheinbar besorgt bellte.
    Er war (was sein Gebrechen auch sein mochte) immer noch Heiler. Das Leid, das er sah, schnitt ihm ins Herz. »O verdammt!« fluchte er, als ein Junge aus seiner Deckung sprang und eine Fackel zu werfen versuchte. Ein Pfeil traf ihn. Der Junge fiel, wand sich mit dem Pfeil im Bein ganz dicht an der großen Schlagader. »»Verdammt!«
    Harran schlug den Fensterladen zu, schloß die Augen. Und plötzlich wirbelte er herum, raste die Treppe hinunter, die abgetretenen Stufen, hinaus in den Rauch und den Feuerschein. Er hörte Brüllen, wischte sich die Augen. Hörte den Jungen über das Tosen der brennenden Barrikade, über die Schreie der kämpfenden Männer hinweg gellen. Pferde wieherten und schnaubten. Er hörte das Donnern von Hufen und rannte zu dem Jungen, als die Reiter vorbeigaloppierten. »Bleib still liegen!« warnte er den schreienden, um sich schlagenden Jungen. »Sei still!« Er faßte nach seinem Arm, legte ihn um seine Schultern, hörte ein heftiges Bellen, einen lauten Schrei, als er sich auf die Füße plagte, den näher kommenden Donner der zurückkehrenden Reiter, sah den Wall von Pferdeleibern.
    »»Göttin ...«
    Der Stoßtrupp seiner eigenen Leute, der dafür sorgte, daß der Weg offenblieb, brauste Strat entgegen. Einen Augenblick herrschte Verwirrung, während sie ihm auswichen, wendeten und ihm mit klappernden Hufen folgten. Die brennende Barrikade ragte voraus auf. Ein ungleiches Paar blockierte den Weg, dunkel gegen den Feuerschein.
    Strat schwang sein Schwert in einem Bogen, der im Schädel des Größeren der zwei endete und ein gutes Stück davon abtrennte. Er ritt durch. Der Reiter hinter ihm stockte, als sein Pferd gegen die beiden stieß, und ritt weiter; der Rest des Trupps ritt über die zwei hinweg, eisenbeschlagene Hufe zermalmten Knochen, und Schwerter klirrten, als sie auf ihrem Rückweg hindurch auf Jubals Männer an der Barrikade trafen.
    Die Kinder zeigten ausgesprochenes Interesse. Ein Junge kletterte immer wieder zum Fenster hoch und blickte hinaus, viel weniger geschwätzig als sonst. Der andere verließ es überhaupt nicht. Er schaute hinaus, als Niko hereinkam und sie beide in die Arme nahm.
    Er sah eine Zauberkreatur kreisen und vergebens Einlaß suchen. Dann stieß etwas Dunkles hoch, um sie abzuwehren, und dieses Etwas wurde zerfetzt und vom Wind davongetragen. Aber was es abgewehrt hatte, war nun von gedämpfterem Feuer. Er hörte einen hoffnungslosen Schrei, wie der eines großen Greifvogels, einer armen Seele oder eines verlorenen Liebsten.
    Die Schutzzauber glühten nun wieder grell. Und hielten.
    Freistatt war von Feuern, Barrikaden und Plünderern geplagt. Auch die bewaffneten Priester des Sturmgotts stellten eine beachtliche Barriere dar.
    Aber sie waren schließlich doch hilflos gegenüber einem zerlumpten, blutigen Geschöpf, das suchend durch die Korridore irrte und die Partnerschaft zurückzugewinnen suchte, die zwischen ihnen gewesen war. Niko wußte, was da hereingelangt war; wußte, welch getreuer, rachsüchtiger Geist eingegriffen hatte. Dieser Geist war es, der ihn in seinen Träumen anflehte, der vergaß, daß er tot war.
    Dann weinte er, weil er es ihm nicht erklären konnte, und er wollte auch gar nicht zuhören.
    »Bringt mich hinaus!« brüllte er durch den Gang und erschreckte die Kinder. Ein Priester erschien mit weitaufgerissenen Augen und einem Speer in der Hand auf dem Korridor. »Verdammt, bringt mich aus dieser Stadt.«
    Der Priester starrte ihn nur an. Niko schloß die Tür mit einem Fußtritt und sank daran nieder, mit einem Kind in jedem Arm.
    Sie krochen auf seinen Schoß, schlangen die Arme um seinen Hals. Eines wischte ihm das Gesicht ab, und er starrte an ihm vorbei, sehnte den Morgen herbei und das Schiff, das man ihm versprochen hatte.
    Eine Barke fuhr den Schimmelfohlenfloß abwärts. Ischade beobachtete sie mit verschränkten Armen und zurückgeschlagener Kapuze. Ihre Getreuen waren bei ihr: ein kleinlauter Haught, ein selbstzufriedener Stilcho. Die üblichen Vögel saßen auf den Bäumen. Der Atem dampfte weiß im Wind — es war ein kalter Morgen, doch das hielt weder die Plünderer noch die Kämpfenden ab. Die Luft roch nach Rauch.
    »Sie wollen Krieg«, sagte Ischade. »Sie sollen ihren Krieg haben. Sollen ihn haben, bis sie nichts anderes mehr
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