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Armageddon 3 - Das Remake

Armageddon 3 - Das Remake

Titel: Armageddon 3 - Das Remake
Autoren: Robert Rankin
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bricht unsere Jugend und unterminiert uns alle.

    Wie ich die Sache sehe, ist Zeit das kontinuierliche Verstrei-
    chen unserer Existenz, in der Ereignisse von einem Zustand
    des Möglichen in der Zukunft durch die Gegenwart hindurch
    zu einem Zustand des Endgültigen in der Vergangenheit mu-
    tieren. Aber das ist mir eine Nummer zu hoch. Ich schätze, ein
    Physiker würde uns erzählen, dass Zeit eine messbare Größe,
    eine definierte Dauer darstellt, die üblicherweise mit einem
    periodischen Prozess in Verbindung steht, beispielsweise der
    Rotation der Erde oder der Frequenz elektromagnetischer
    Strahlung, die von einem gewissen Atom ausgeht. Anschlie-
    ßend wird er Ihnen so sicher wie die Hölle erzählen, dass Zeit
    in der klassischen Mechanik etwas Absolutes darstellt in der
    Hinsicht, dass sie unabhängig vom Beobachter vergeht. Und
    dass sie andererseits, gemäß der Allgemeinen Relativitätstheo-
    rie, vom Standpunkt des Betrachters abhängt. Nach dieser
    Theorie gilt Zeit als die Vierte Koordinate, die, zusammen mit
    den drei Koordinaten des Raums, unbedingt erforderlich ist,
    um ein Ereignis zu spezifizieren. Und eine gute Zeit verfliegt
    immer.
    Ja, es gibt eine ganze Menge über die Zeit zu sagen. Wenn
    man die Zeit dazu hat, heißt das. Was ich im Augenblick nicht
    habe.
    Weil ich geschäftlich hier bin. Und in meinem Geschäft ist
    Zeit Geld.
    Von meiner Position aus, allein auf dem Dach, dramatisch
    eingerahmt vom Vollmond, überblicke ich den größeren Teil
    einer Stadt in Angst 36. Flammen züngeln hoch wie das Sternen-
    banner vor dem Grill eines Campingfetischisten.

    36 Ein Lazlo-Woodbine-Thriller (obwohl keiner von seinen besseren).

    Ein kühler Wind kommt von Osten her, und mit ihm dringen
    die Geräusche hastiger Schritte an mein Ohr.
    Also schlage ich den Kragen meines Trenchcoats hoch, ziehe
    mir die Krempe meines schicken Fedora tiefer in die Stirn und
    verschwinde in den Schatten nil desperandum, per vas nefandum,
    wie der Franzmann sagt.
    In Spuckweite von mir entfernt steht ein Lufttaxi mit länge-
    rem Abrieb von schwarzem Gummi als die Wäscheliste einer
    Bondage-Queen. Auf der glänzenden Kanzel wirft der Mond
    ein Zyklopenauge zu dem vorbeirasenden Himmel hinauf. Im
    polierten Chrom der mächtigen Stoßstangen spiegelt sich ganz
    verzerrt und unförmig das Bild einer kleinen rennenden Ge-
    stalt. Ziemlich dichte Atmosphäre, eh? Aber wir reden hier
    schließlich auch von einem ziemlich klassischen Schluss.
    Der Junge reißt die Fahrertür auf und wirft sich selbst hinter
    das Steuer.
    Ich zähle langsam bis drei.
    Weil ich nämlich weiß, was als nächstes kommt.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Schei-
    ße, Scheiße, Scheiße!« Die Tür fliegt auf, und der Junge springt
    heraus.
    »Du klingst ziemlich Scheiße, Junge«, sage ich. »Suchst du
    nach denen hier?« Ich halte ihm die Wagenschlüssel hin. Nur
    die eine Hand, verstehen Sie, bleich und hell taucht sie aus den
    Schatten auf. Ich klimpere ein wenig mit den Schlüsseln. Sie
    funkeln brillanter als Crawfords Konversation.
    »Scheiße!« Der Junge ist mächtig am Schwitzen, was seinem
    Anzug nicht sonderlich gut bekommt. Sein gemeiner kleiner
    Mund zuckt, und seine kleinen Knopfaugen drohen aus den

    kleinen Höhlen zu quellen. Er befingert seinen Hemdenkragen
    und sieht mich ziemlich nervös an. »Gib mir die Schlüssel, du
    verdammter Bastard!«, sagt er ohne jede Spur von Benehmen.
    Ich stecke die Schlüssel wieder in meine Tasche zurück und
    zeige ihm statt dessen den Lauf meiner zuverlässigen Smith
    and Wadgassen37. »Los, streck sie hoch«, sage ich zu ihm.
    »Ich soll sie hochstrecken? Ich soll sie hochstrecken? Bist du
    jetzt vielleicht völlig durchgeknallt?« Er kommt auf mich zu
    wie Sankt Vitus mit Samstag-Nacht-Fieber. »Wirf mal einen
    Blick auf deine Uhr! Wie spät ist es? Irgendjemand hat an der
    Bombe herumgefummelt. Wir haben weniger als eine Minute!
    Es ist keine Zeit mehr! Die Zeit ist uns ausgegangen!«
    »Zeit?«, sage ich. »Was kannst du über die Zeit sagen, hm?
    Sie ist ein großer Heiler, die Zeit, schätze ich. Und sie kann
    dein bester Freund oder deine gemeinste Feindin sein. Manche
    sagen, die Zeit…«
    »Halt dein Maul!« Der Junge hat tatsächlich Schaum vor den
    Lippen. »Gib mir einfach nur die Schlüssel. Ich muss ver-
    schwinden, jetzt. Es ist keine Zeit mehr! Keine Leben mehr!«
    »Junge«, sage ich mit mehr Redegewandtheit als der Hans-
    wurst eines
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