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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan
Autoren: R Ludlum
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gewisser nachrichtendienstlicher Terminals
innerhalb der Russischen Föderation protokolliert. Diese hatten verstärkt globale News-Sites aufgerufen, auf denen über den Absturz berichtet wurde. Es wurde hundertfach auf Seiten zugegriffen, deren Thema die multinationale Expedition von Wissenschaftlern war, die das Wrack entdeckt hatte. Ebenso hatte man verstärkte Aufrufe von Seiten registriert, die historische Tabellen der Organisation der US Air Force und deren Unterlagen über Operationen in der Arktis enthielten.
    Castilla würde die Russen ihre eigene Erklärung dafür abgeben lassen, obgleich sowohl er als auch seine Berater vom Nachrichtendienst einen Verdacht hatten.
    Der Russe hielt seinen Blick starr auf die Fotografien gerichtet, die auf dem Tisch lagen. »Bevor ich das beantworte, Mr. President, muss ich Ihnen erst noch eine Frage stellen.«
    Castilla griff nach seinem Teeglas. »Bitte. Gern.«
    Baranov tippte auf einen der Abzüge. »Was hat die Regierung der Vereinigten Staaten über dieses Flugzeug in Erfahrung gebracht?«
    »Wir haben zu unserem großen Erstaunen festgestellt, dass es sich dabei nicht um eine amerikanische Superfortress handelt«, erwiderte Castilla und trank einen Schluck Tee. »Die Archive der US Army Air Force sowie der US Air Force sind sorgsam überprüft worden. Wir haben zwar eine geringe Anzahl Flugzeuge vom Typ B-29 und dem daraus entwickelten Typ B-50 über der Arktis verloren, aber all diese abgeschossenen Bomber sind aufgespürt worden. Tatsächlich kann über jede B-29, die in den Inventaren des amerikanischen Militärs gelistet ist, Rechenschaft abgelegt werden.«
    Castilla stellte sein Teeglas ab. »Etwa siebenundachtzig Superfortresses sind außerdem im Jahr 1950 Großbritannien übergeben worden. Die Royal Air Force hat sie die ›Washington‹ genannt. Wir haben Erkundigungen beim britischen Luftfahrtministerium eingezogen. Keine ihrer Washingtons ist jemals verschollen gegangen oder auch nur über die kanadische Arktis geflogen, und
sämtliche Flugzeuge wurden später an die Vereinigten Staaten zurückgegeben.«
    Castilla sah mit festem Blick über den Tisch. »Ist Ihre Frage damit beantwortet, General?«
    Baranov blickte lange Zeit nicht auf. »Ja, zu meinem Bedauern, Mr. President. Ich muss Ihnen jetzt, ebenfalls zu meinem Bedauern, mitteilen, dass dieses Flugzeug durchaus uns gehören könnte. Es könnte ein russisches Flugzeug sein. Und wenn das der Fall ist, dann könnte es möglicherweise eine entschiedene Bedrohung für unsere beiden Nationen und die Welt im Allgemeinen darstellen.«
    »Wie das, General?«
    »Es könnte ein Atomwaffenbomber Tupolew Tu-4 sein, der von der NATO den Codenamen ›Bull‹ erhalten hat. Dieses Flugzeug ist Ihrer B-29 sehr … ähnlich. Es wurde während der frühen Jahre des Kalten Krieges von unserer strategischen Bomberflotte benutzt oder, besser gesagt, von den Fernfliegerkräften der Luftstreitkräfte der Sowjetunion. Am 5. März 1953 ist ein solches Flugzeug mit dem Funkrufnamen Misha 124 bei einem Übungseinsatz über dem Nordpol verschwunden. Das Schicksal dieses Flugzeugs war uns unbekannt. Sämtliche Funk- und Radarkontakte mit dem Bomber waren abgerissen, und das Wrack wurde nie gefunden.«
    Baranov holte tief und bedächtig Atem. »Wir fürchten, dieses mysteriöse Flugzeug könnte die Misha 124 sein.«
    Castilla zog die Stirn in Falten. »Und warum sollte ein sowjetischer Bomber, der bei einem Übungseinsatz vor mehr als fünfzig Jahren verschollen ist, als etwas anderes angesehen werden als ein bloßes Relikt des Kalten Krieges?«
    »Weil die Misha 124 nicht einfach nur ein Bomber war; sie war eine strategische Plattform für biologische Waffen und zum Zeitpunkt ihres Verschwindens voll aufgerüstet.«
    Trotz der Wärme des Nachmittags und dem heißen Tee, den er getrunken hatte, lief Castilla ein kalter Schauer über den Rücken. »Mit welchem Kampfstoff?«, fragte er barsch.

    »Anthrax, Mr. President. Waffenfähiges Anthrax. Wenn man bedenkt, welche Probleme Ihre Nation in letzter Zeit auf diesem Gebiet hatte, bin ich sicher, dass Sie sich über das Katastrophenpotential im Klaren sind.«
    »Nur zu gut, General.« Castilla blickte finster. Ein Größenwahnsinniger mit einem elementar ausgestatteten Labor und der Wahnvorstellung, Gott zu spielen; weißes Pulver, das aus einem geöffneten Briefumschlag rieselte – das waren Bilder, die einen Präsidenten nicht mehr losließen.
    »Die Misha 124 war mit einem
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