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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan
Autoren: R Ludlum
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Spionageabwehrdienste wurden allein schon durch ihre Größe und die Bandbreite ihrer Aufgabenbereiche zunehmend schwerfälliger und von ihrer eigenen Bürokratie behindert. Kritische Informationen wurden unter Verschluss gehalten und erreichten nicht den Bestimmungsort, an dem sie dringend benötigt wurden. Kleinliche Eifersüchteleien zwischen den Abteilungen führten zu überflüssigen Reibereien, und eine wachsende Anzahl von hauptberuflichen Drückebergern und Ausbremsern würgte jede Initiative innerhalb ihrer Organisationen ab und beeinträchtigte Amerikas Reaktionsvermögen auf die im raschen Wandel begriffene globale Situation enorm.
    Castillas Verwaltung war schon immer unkonventionell gewesen, und seine Reaktion auf den Hades-Vorfall war es ebenfalls. Er hatte Fred Klein, einen zuverlässigen alten Freund der Familie, damit betraut, um eine handverlesene kleine Kerntruppe von Spezialisten
in militärischen und zivilen Bereichen herum eine ganz neue Organisation ins Leben zu rufen, deren Mitarbeiter nicht den regulären Nachrichtendiensten des Landes entstammten.
    Diese »frei verfügbaren« Agenten wurden sowohl aufgrund ihrer außerordentlichen Fähigkeiten als auch aufgrund ihres Mangels an persönlichen Bindungen und Verpflichtungen ausgewählt. Sie hatten sich nur gegenüber Klein und Castilla zu verantworten. Covert One wurde durch staatliche »schwarze« Vermögenswerte finanziert und stand somit außerhalb der herkömmlichen Endlosschleife von Haushaltsdebatten im Kongress. Diese als streng geheim eingestufte Nachrichteneinheit war der starke Arm des Präsidenten der Vereinigten Staaten, ein ihm persönlich unterstelltes ausführendes Organ.
    Aus diesem Grund hatte Castilla Klein, während seiner Besprechung mit dem russischen General, auf Abruf bereitstehen gehabt.
    Ein Getränkewagen war neben den Tisch geschoben worden, und vor jedem Platz standen zwei Schnapsgläser, eines davon mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt, das andere mit Wasser.
    »Bourbon und Leitungswasser, Sam«, sagte Klein und hob sein Whiskeyglas. »Es ist zwar noch ein wenig früh am Tag, aber ich dachte mir, du könntest einen gebrauchen.«
    »Das weiß ich zu schätzen«, sagte Castilla, als er sich auf seinen Stuhl sinken ließ. »Du hast alles mit angehört?«
    Klein nickte. »Ich hatte einen klaren Empfang auf dem Richtmikrofon.«
    »Was meinst du dazu?«
    Klein lächelte ohne jede Spur von Humor. »Sie haben die oberste Befehlsgewalt, Mr. President. Sag du mir, was du davon hältst.«
    Castilla schnitt eine Grimasse und hob sein Glas. »So, wie die Dinge im Moment stehen, sind sie verfahren. Und wenn wir nicht außerordentlich vorsichtig sind und extremes Glück haben, dann wird sich das Ganze noch weiter auswachsen. Fest steht, dass der Beschluss zur Terrorismusbekämpfung nicht die geringste Chance
hat, wenn Senator Grenbower Wind davon bekommt. Verdammt nochmal, Fred, die Russen brauchen unsere Hilfe, und wir können sie ihnen nicht abschlagen.«
    Klein zog eine Augenbraue hoch. »Im Wesentlichen reden wir von Militärhilfe, die Amerika der ehemaligen Sowjetunion zukommen lässt, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in beratender Funktion. Das geht vielen Leuten nach wie vor gegen den Strich.«
    »Ein balkanisiertes Russland würde ihnen aber auch nicht passen! Wenn die Russische Föderation in die Brüche geht, und diese Gefahr besteht, dann könnten wir es mit Jugoslawien hoch zwei zu tun bekommen!«
    Klein trank einen Schluck Whiskey. »Du rennst offene Türen ein, Sam. Das russische Übel, das wir bereits kennen, ist besser als Dutzende von Möglichkeiten, die wir bisher noch nicht kennen. Die Frage ist auch hier wieder einmal, wie wir vorgehen wollen.«
    Castilla zuckte die Achseln. »Ich weiß, wie ich gern vorgehen würde, und ich wünschte, wir könnten es tun: mit einem Geschwader von Strike Eagles, die mit präzisionsgesteuerten Thermitbomben ausgerüstet sind. Wir verbrennen das verdammte Ding an Ort und Stelle und mit ihm alles, was es geladen hat. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Die Medien wissen weltweit von der Existenz des Flugzeugs. Wenn wir es ohne eine stichhaltige Erklärung zerstören, wird jeder Auslandsberichterstatter Nachforschungen anstellen. Und ehe wir uns versehen, steht uns eine Untersuchung durch den Kongress ins Haus – genau das, was wir und die Russen unter gar keinen Umständen wollen.«
    Klein nippte an seinem Whiskey und trank dann einen Schluck Leitungswasser.
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