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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan
Autoren: R Ludlum
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der kritischeren Lecks im russischen Staatsschiff zu stopfen. Ein weiterer derartiger Gesetzesentwurf stand gerade zur Debatte, und der Ausgang war reichlich ungewiss.
    Das Letzte, was die Castilla-Regierung gebrauchen konnte, war eine weitere Komplikation von russischer Seite. Dennoch hatte am Vorabend ein russisches Diplomatenflugzeug in der Andrews Air Force Base aufgesetzt. Baranov war an Bord gewesen, als Überbringer eines versiegelten Briefs von Präsident Potrenko, der den General als seinen persönlichen Repräsentanten auswies und ihn ermächtigte, über »ein dringliches gemeinsames Anliegen beider Nationen« mit Präsident Castilla zu verhandeln.

    Castilla fürchtete, dieses Szenario könnte nur Ärger bedeuten. Baranov bestätigte seine Befürchtungen
    »Ich bedauere, dass die Information, deren Überbringer ich bin, Ihnen nicht allzu genehm sein dürfte, Mr. President.« Der Blick des Generals senkte sich einen Moment lang auf den abgeschlossenen Aktenkoffer, den er bei sich trug.
    »Ich verstehe, General. Wenn Sie nichts dagegen haben, mich zu begleiten, können wir es uns wenigstens gemütlich machen, während wir darüber reden.«
    Die Secret-Service-Teams verlagerten unauffällig ihren Beobachtungsposten, als Castilla seinen Gast um den von Steinen gesäumten Fischteich zur Aspen Lodge führte, dem Wohnsitz des Präsidenten in Camp David.
    Ein paar Minuten später saßen beide Männer auf der breiten Veranda der Lodge an einem rustikalen Tisch, und ein tüchtiger Proviantmeister der Marine servierte unaufdringlich heißen Tee nach russischer Art in hohen Gläsern mit filigranen Silberverzierungen.
    Baranov trank aus Höflichkeit einen Schluck. »Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, Mr. President.«
    Castilla, der an einem warmen Herbsttag wahrscheinlich ein kaltes Coors bevorzugt hätte, nickte anerkennend. »Ich vermute, General, es handelt sich um eine Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Wie können wir Ihnen und der Föderation behilflich sein?«
    Baranov zog einen kleinen Schlüssel aus seiner Westentasche. Er legte den Aktenkoffer auf den Tisch, öffnete die Schlösser, ließ die Schnappriegel aufspringen und zog einen Ordner heraus. Bedächtig breitete er eine Serie von Abzügen auf der Tischplatte aus. »Ich glaube, Mr. President, es könnte gut sein, dass Sie diese Fotos erkennen.«
    Castilla nahm einen der Abzüge in die Hand. Mit einem Stirnrunzeln rückte er das Titangestell seiner Brille zurecht und musterte ihn.
    Es war eine grobkörnige Vergrößerung, ein Standbild in Schwarz-Weiß
von einem Video. Vor dem kargen, mit Eis bedeckten Hintergrund, möglicherweise einem Gletscher, war in der Bildmitte das Wrack eines großen viermotorigen Flugzeugs zu sehen. Größtenteils schien es intakt zu sein, nur eine der langen, geraden Tragflächen war durch den Aufprall beim Absturz verbogen und gekrümmt. Castilla verstand genug von Flugzeugen, um in dem Wrack eine Boeing B-29 zu erkennen, ein leistungsfähiger Bomber, derselbe Flugzeugtyp, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eingesetzt worden war, um das Kaiserliche Japan zu bombardieren, und von dem aus die ersten Atomwaffen auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden.
    Oder so schien es zumindest.
    »Das mysteriöse Flugzeug«, so wurde es von manchen Sendern genannt. Andere sprachen von »der polaren Lady-Be-Good«. Eine Expedition von Wissenschaftlern auf einer abgelegenen Insel des Kanadisch-Arktischen Archipels hatte das Wrack auf einem Berg über ihrem Stützpunkt entdeckt und diese Aufnahmen, mit einem starken Teleobjektiv gemacht, waren über das Internet und die globalen Nachrichtenagenturen blitzschnell um die Welt gegangen.
    Das sorgte für Schlagzeilen und Reportagen, und über das Flugzeug und seine Besatzung grassierten zahllose Spekulationen.
    »Ich erkenne das Foto«, sagte Castilla vorsichtig. »Aber ich bin gespannt darauf, zu erfahren, wie dieses uralte Flugzeug unseren beiden Nationen Anlass zur Sorge geben könnte.«
    Castilla wusste bereits, dass dieses mysteriöse Flugzeug den Russen große Sorgen bereitete. Erst kürzlich war es in seinen Briefings zur Staatssicherheit erwähnt worden, ein eigentümlicher Echoimpuls auf den Überwachungsschirmen der National Security Agency, kurz NSA.
    Im Lauf der letzten Tage hatte das Flugzeug die russische Regierung in Panik versetzt. Schnelle Superrechner der NSA, die das Internet permanent überwachten, hatten einen massiven Anstieg an Aktivitäten seitens
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