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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan
Autoren: R Ludlum
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war, er solle sich in der näheren Umgebung von Washington ein neues und leichter zu bewachendes Ferien- und Naherholungsziel suchen.
    Ein solcher Ort wurde in der bewaldeten Hügellandschaft von Maryland ausfindig gemacht, ein Sommerlager für Regierungsbeamte und ihre Familien, das Mitte der dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts als Pilotprojekt zur Urbarmachung von nicht mehr rentablem Boden durch das Zivile Umweltschutzkorps CCC, einem freiwilligen Arbeitsdienst Arbeitsloser, errichtet worden war.
    Als ein Relikt aus den Zeiten der Potomac wurde das Personal des Lagers vom United States Navy and Marine Corps gestellt, eine Tradition, die sich bis zum heutigen Tage gehalten hat. Ursprünglich hatte der Ort den Decknamen »USS Shangri-La«. Den Namen »Camp David« erhielt das Lager erst in den fünfziger Jahren, als es zu Ehren des Enkels von Präsident Eisenhower umbenannt wurde.
    Viele kritische Begegnungen und Gespräche hatten auf dem Landsitz stattgefunden, darunter Glanzstücke der Diplomatie und der Staatskunst, wie zum Beispiel die in die Geschichte eingegangenen Friedensabkommen von Camp David zwischen Ägypten
und Israel. Aber neben all den Treffen und Konferenzen, über die von den überregionalen Medien berichtet wurde, gab es auch noch andere, über die nicht viel bekannt wurde. Und auch solche, die in tiefe Geheimhaltung gehüllt wurden.
    Lässig mit einer saloppen Hose, Polohemd und Golferpulli bekleidet, sah Präsident Samuel Adams Castilla zu, wie ein Merlin-Hubschrauber in den Farben des Präsidentengeschwaders, Dunkelblau und Gold, über dem Heliport auftauchte und sein Rotor leuchtend rote Blätter von den Baumwipfeln fegte. Hinter dem unvermeidlichen argwöhnischen Wachpersonal des Geländes, das sich aus Wachposten der Marine und Secret-Service-Agenten zusammensetzte, wartete Castilla allein. Es war keine formelle diplomatische Begrüßung geplant. Kein Tamtam und kein großes Trara. Keine neugierigen Journalisten vom Pressekorps des Weißen Hauses.
    Castillas Gast hatte es sich so ausgebeten.
    Dieser Gast stieg jetzt aus dem Hubschrauber, der im Leerlauf dastand – ein untersetzter Mann mit schweren Hängebacken, kurz geschnittenem grauem Haar und einem blauen Nadelstreifenanzug europäischen Schnitts. Er trug ihn so, als säße er nicht bequem. Oder als wäre der Träger ganz andere Kleidung gewohnt. Die Geste, mit der er nahezu automatisch auf den Salut des Marinewachpostens reagierte, während er die Stufen aus dem Hubschrauber herabstieg, gab einen klaren Hinweis darauf, um welche Form von Kleidung es sich dabei handeln könnte.
    Castilla, ein ehemaliger Gouverneur von New Mexico und in seinen Fünfzigern immer noch groß, schlank und breitschultrig, trat mit ausgestreckter Hand vor. »Willkommen in Camp David, General«, sagte er und übertönte mit seiner Stimme das Wummern der Turbinen des Merlin.
    Dimitri Baranov, Befehlshaber der 37 sten Luftarmee der strategischen Fernfliegerkräfte der Russischen Föderation, erwiderte den festen Händedruck mit trockener Handfläche. »Es ist mir eine Ehre, hier zu sein, Mr. President. Im Namen meiner Regierung bedanke
ich mich noch einmal für Ihre Bereitschaft, mich unter diesen … außergewöhnlichen Umständen hier zu treffen.«
    »Keine Ursache, General. Unsere Nationen haben heutzutage viele gemeinsame Interessen. Informationsgespräche und Absprachen zwischen unseren Regierungen sind uns stets willkommen.«
    Oder zumindest notwendig , fügte Castilla im Geiste hinzu.
    Das neue, nicht mehr sowjetische Russland stellte die Vereinigten Staaten vor fast so viele Herausforderungen wie es die alte UdSSR getan hatte, nur waren sie jetzt anders geartet. Von Korruption zersetzt, politisch instabil und mit einer Wirtschaft, die noch darum rang, aus den Ruinen des Kommunismus aufzuerstehen, drohte die gerade erst flügge gewordene russische Demokratie laufend, entweder in den Totalitarismus zurückzugleiten oder vollständig zusammenzubrechen. Beides wäre unvorteilhaft für die Vereinigten Staaten, und Castilla hatte sich geschworen, dass es zumindest während seiner Amtszeit nicht passieren würde.
    Gegen den erheblichen Widerstand einiger eingefleischter Befürworter des Kalten Krieges und Budgetbeschneider unter den Kongressabgeordneten hatte Castilla eine Reihe von nur notdürftig verschleierten Gesetzesvorlagen zur Auslandshilfe im Kongress durchgepaukt und arbeitete gemeinsam mit dem Föderationspräsidenten Potrenko daran, einige
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