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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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und dass er ihnen Chemikalien einflößt. Vermutlich war das Gerät, das der Polizist erwähnt hatte, genau dazu bestimmt. Das heißt, ihnen lief die Zeit davon. Andererseits konnte man nicht wissen, ob er das Skalpell bereits an ihre Kehle hielt. Oder an ihre Beckenvenen, was bedeuten würde, dass ihnen noch viel weniger Zeit blieb, Ioana zu retten. Selbst bei einem Zugriff mit einer Blendgranate blieb genügend Zeit für einen schnellen Schnitt, einen Reflex. Ihm war nicht wohl dabei.
    »Haben wir denn eine Alternative?«, fragte er.
    Solveigh überlegte erneut. Wieder verstrichen wertvolle Sekunden. Was war Solveighs Plan mit Liliana? Und plötzlich wusste Paul, warum die Freundin unbedingt hatte mitkommen sollen. Es war so logisch, dass er sich fast ärgerte, dass er nicht selbst darauf gekommen war. Es war schon immer nur um die Königin gegangen. Paul nickte Solveigh zu. Es war riskant, aber immer noch besser als ein Schnitt durch die Beckenvenen. Es wäre fast ihr sicherer Tod.
    »Hör mir genau zu, Liliana«, flüsterte sie. »Wir brauchen jetzt noch einmal deine Hilfe.«

KAPITEL 103
Veiros, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 16.14 Uhr (zur gleichen Zeit)
    Ioana spürte die Nadeln in ihren Venen kaum. Sie lag mit dem Rücken auf den Schlingen und starrte an die Decke. Der Mann zog an einem der Seile, die neben ihr von der Decke hingen. Sie fühlte, wie sich der Hanf hinter ihrem Rücken spannte und sie langsam, aber stetig anhob. Die Seilzüge knarzten auf ihren Rollen an der Scheunendecke, und Drehung für Drehung wurde Ioana nach oben gezogen. Es war diese Prozedur, die dazu führte, dass die Leichen nicht verwesten. Ein Bad aus Chemikalien und ein Cocktail, der ihr in die Venen gespritzt würde. Wenn die Pumpen ansprangen, wusste sie, dass ihr Blut durch die tödliche Flüssigkeit ersetzt würde. Wie lange würde es dauern, bis sie das Bewusstsein verlor und endlich schlafen durfte? Würde sie Schmerzen leiden? Das war alles, was jetzt noch zählte. Gibt es einen guten Tod? Der Mann hängte die Seile in einen Haken an der Wand. Ioana schwebte über der Wanne, die Dämpfe der Chemikalien stiegen ihr in die Nase und brachten ihre Augen zum Tränen. Sie verspürte keine Trauer mehr, nur noch Angst vor dem, was kam. Und auf einmal brachte ihr die Phantasie ein Schauspiel zum Abschied vom Leben. In ihrem Wahn sah sie Lila, wie sie die Tür zur Scheune aufzog und im Licht stand, ihre blonden Haare spiegelten die Sonne bis zu Ioana. Und sie hörte sie sagen: »Ich bin deine Königin! Sie ist die Falsche!«
    Der Mann starrte Lila an. Selbst er spielte in ihrer Phantasie mit.
    »Ich habe den Wettbewerb gewonnen!«, sagte Lila. Sie hatte sogar das Kleid angezogen, das jede, die es trug, zur Königin machte. »Sie ist nicht deine Königin!«
    Lila sah in dem Kleid und in der Sonne wunderschön aus. Und Ioana wusste, dass sie die wahre Königin war. Jeder musste das erkennen. Der Mann rannte zu Lila.
    »Das ist nicht wahr!«, schrie er, sein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt. »Ich weiß, dass sie meine Königin ist! Du bist nichts!« Er spuckte vor ihr auf den Boden. Als er nach Lilas Arm griff, um sie in die Scheune zu ziehen, fielen zwei Schatten über ihn her und drückten ihn zu Boden. Der Mann stöhnte. Es war ein schöner Traum, dachte Ioana. Sie war kurz davor, wieder das Bewusstsein zu verlieren, da spürte sie eine Hand auf ihrer Stirn. Es war eine Hand, die sie kannte. Lilas Hand. Und sie hörte Lilas Stimme, die sagte: »Ioana! Jetzt wird alles wieder gut. Es wird alles wieder gut. Ich habe dir doch versprochen, dass ich dich nicht im Stich lasse, oder?« Dann schlief Ioana ein. War das der Tod? Dass die Menschen, die man liebt, einem Lebewohl sagen? Ioana hatte es sich schlimmer vorgestellt.

KAPITEL 104
Veiros, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 16.39 Uhr
(zwanzig Minuten später)
    Paul Regen beobachtete, wie Sanitäter Ioana aus der Scheune trugen. Sie würde überleben, aber ihre seelischen Verletzungen waren weit größer als die körperlichen. Liliana lief neben der Trage her und hielt ihre Hand. Die Mädchen würden sich in den nächsten Wochen gegenseitig brauchen. Paul Regen konnte nur ahnen, was ein derartiges Erlebnis für ein junges Leben bedeutete. Immerhin hatten sie die beiden retten können.
    »Geben Sie mir auch eine von dem Teufelszeug«, sagte Paul Regen, an Solveigh Lang gewandt, die direkt neben ihm stand. Paul nahm ihr das Feuerzeug aus der Hand und zündete die Zigarette
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