Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
schien tatsächlich zu glauben, dass sie ihre Henkersmahlzeit genießen könnte. Oder er glaubte, dass sie nicht ahnte, was ihr bevorstand. Sie ließ die Schelle ihrer Fußfessel so leise wie möglich auf den Boden gleiten. Wäre es möglich, das Stuhlbein anzuheben und die Schlaufe herauszuziehen? Sie starrte geradeaus in die Flamme der Kerze, genau in die Mitte, in die Dunkelzone. Sie lehnte sich ein wenig zurück, und das Stuhlbein hob sich. Jetzt müsste sie ihren Fuß ein Stückchen nach rechts bewegen. Ioana schwitzte. Die Flamme zuckte in einem Lufthauch, als sie es versuchte. Sie hörte das Metall auf dem Holzboden. Hörte er es auch? Sie musste sich konzentrieren. Noch einmal schob sie ihren Oberschenkel nach rechts. Beweg dich, du verdammtes Ding, dachte Ioana, als sie das Gleichgewicht verlor und der Stuhl nach vorne kippte. Sie warf einen Blick auf den Boden. Die Handschelle hatte sich kaum bewegt. Sie hatte es nicht geschafft. Plötzlich spürte sie seinen Atem im Nacken. Ioana zuckte zusammen.
    »Iss, meine Königin, iss.«
    Seine Hand streichelte ihr Haar. In diesem Moment lief eine einzelne Träne über ihre Wange. Für einen Moment war die Hoffnung zurückgekehrt. Und mit ihr die Fähigkeit zu weinen. Sie hätte es schaffen können.

KAPITEL 94
Mora, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 9.47 Uhr
(zwei Stunden später)
    Paul Regen blinzelte, als er aus dem Dunkel des Lastwagenaufliegers in die Sonne trat. Der Weg am Rand des kleinen Dorfes, auf dem sie sich postiert hatten, führte zwischen zwei Feldern hindurch ins Nichts. Solveigh Lang lehnte auf der Motorhaube eines der Begleitfahrzeuge und rauchte eine Zigarette. Sie sah müde aus. Paul Regen stellte sich neben sie.
    »Auch eine?«, fragte sie.
    »Wollen Sie mich umbringen?«, fragte Paul Regen zurück.
    Agent Lang zuckte die Achseln und trat die Zigarette auf dem trockenen Lehmboden aus.
    »Was meinen Sie?«, fragte Paul. »Haben wir eine Chance?«
    Solveigh Lang überlegte ungewöhnlich lange für ihre Verhältnisse.
    »Eine kleine«, sagte sie schließlich.
    Gemeinsam blickten sie über die endlosen Felder. Paul fragte sich, wie die Drohne entschied, welche Häuser infrage kamen. Vermutlich alles eine Frage des Zauberkastens, sagte er sich.
    »Auch, dass sie noch lebt?«, fragte Paul.
    »Sie ist die Dame. Oder die Königin«, sagte Solveigh. »Es ist auch möglich, dass er mit ihr etwas Spezielles vorhat …«
    »Sie meinen …?«
    Solveigh nickte. Sie sprach davon, dass sie die Krönung seiner Mission war. Dass er sie möglicherweise quälte oder vergewaltigte, bevor er sein Werk vollendete. Wenn ein Soziopath derart lange auf etwas hinarbeitete, konnten sich alle möglichen Emotionen aufstauen. Bis hin zu einem kompletten Kontrollverlust. Paul Regen wusste nicht, was er Ioana wünschen sollte.

KAPITEL 95
Veiros, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 13.41 Uhr
(drei Stunden später)
    Er hatte den Tisch mit dem Frühstück aus dem Zimmer geschoben, und Ioanas Stuhl stand jetzt in der Mitte des Raums direkt vor der großen Badewanne. Seit über einer halben Stunde lief Wasser aus einem langen grünen Schlauch in das Bassin. Es roch nach Rosenblüten, und auf der Oberfläche schwamm ein dünner Schaumteppich. Dann drehte er den Hahn zu und löste die Handschellen von ihren Füßen. Als er vor ihr stand, lächelte er, und sie sah seine gelben Zähne.
    »Meine Königin«, sagte er.
    Ioana kämpfte mit der Panik. Das Bad war für sie bestimmt. Er würde sie mit dem Flaschenzug hineinhieven und ertränken wie eine ungewollte Katzenzucht.
    Er trat hinter sie und ging in die Knie. Dann zog er das lange weiße Hemd nach oben, das sie nachts anstelle des Kleides tragen musste. Ioana zitterte, als sie nackt vor ihm stand. Sie fühlte sich noch schutzloser als je zuvor.
    »Komm, meine Königin«, sagte er. »Zeit für dein Bad.«

KAPITEL 96
Mora, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 13.56 Uhr (zur gleichen Zeit)
    Solveigh starrte auf die Aufnahmen, die der Reaper wenige Minuten zuvor geliefert hatte.
    »Lass ihn eine Schleife fliegen«, sagte sie. Eddy gab den Befehl an den Commander der Drohne weiter. Das Signal wanderte von dem kleinen portugiesischen Dorf über einen GCCS-Satelliten und eine Relaisstation in New York bis zur Creech Air Force Base in Nevada. Die Anweisung des Mission Commander, eine Schleife zu fliegen, erreichte den Reaper binnen eins Komma zwei Sekunden. Viertausend Meter über einem kleinen Dorf namens Veiros zog ein Elektromotor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher