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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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Prioritäten.«
    Als sie auf ihren Platz zurückkehrte, glaubte Paul, fast so etwas wie Bedauern in ihrem Blick zu sehen.

KAPITEL 91
Veiros, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 6.01 Uhr
(am nächsten Morgen)
    Ioana hatte in der letzten Nacht nicht geschlafen. Er hatte sie nicht in ihr Erdloch zurückgebracht, sondern zu einem Bett in dem Raum mit der Badewanne. Sie wartete auf den Morgen. Ihre Füße waren mit Handschellen an die Pfosten gefesselt, ebenso wie ihre Hände. Wenn Ioana den Kopf zur Seite drehte, konnte sie die Wanne erkennen und die Seilzüge darüber. Und das verkrustete Blut unter der Wanne riechen. Sie wusste, dass dies ihr letzter Morgen sein würde, wie sie gestern Nacht gewusst hatte, dass es ihr letzter Sternenhimmel sein würde.
    Als der Mann kam, stellte Ioana sich schlafend. Sie hörte, wie er etwas über den Holzboden zog, und das Klappern von Stuhlbeinen. Kurz darauf verließ er den Raum. Ioana drehte ihren Kopf, so weit sie konnte, und starrte auf einen gedeckten Tisch mit einer Kerze darauf. Ein Stuhl stand vor einem Teller mit Eiern und einer Platte mit Wurst und Käse. Als er zurückkam, hörte Ioana Metallräder kratzen. Er zog etwas hinter sich her. Etwas Schweres. Er zog es bis zu der Badewanne. Minuten später war ein leises Pumpen zu hören und Flüssigkeit, die auf die Emaille der Wanne tropfte. Es roch nach Chemikalien. Denselben Chemikalien, nach denen die Leichen auf dem Schachbrett rochen. Als er ging, traute Ioana sich nicht mehr, die Augen zu öffnen.

KAPITEL 92
Mora, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 6.25 Uhr (zur gleichen Zeit)
    Ihr Konvoi bestand aus sechs Fahrzeugen und einem Lastwagen, der als Leitstand fungierte. Solveigh hatte als taktische Unterstützung eine Grupo Operacionais de Intervenção angefordert, die aus zwanzig Mann bestand, die sich auf die Limousinen verteilten. Ihr Chef, ein bärbeißiger Mittfünfziger, saß mit ihnen in dem Hänger des LKW. Eddy hielt Verbindung zum Piloten der Reaper, der auf der Creech Air Force Base in der Nähe von Vegas vor einem Joystick saß. Die MQ-9 kreiste in etwa vier Kilometern Höhe über ihren Köpfen und flog ein Suchmuster, das Dominiques Wahrscheinlichkeitsberechnungen berücksichtigte. Der Reaper spähte nach einer Farm oder einem frei stehenden Haus, vor dem ein VW-Bus stand. Oder nach dem Bus selbst auf einer der Landstraßen.
    »Was machen wir, wenn wir sie gefunden haben?«, fragte Paul Regen.
    Solveigh beobachtete Lila, die in einer Ecke saß und auf Eddys Monitor starrte, als könnte sie der Drohne bei der Suche nach Ioana helfen.
    »Das entscheiden wir, wenn wir die Lage kennen«, sagte sie. Das oberste Ziel war, Ioana zu befreien, sofern sie noch lebte. Zweitens Festnahme, drittens Bergen der übrigen Leichen. Solveigh wusste, dass es sich bei ihrer Priorisierung um reine Theorie handelte. Erst einmal mussten sie das Haus finden, dann würden sie weitersehen. Solveigh blickte durch das Oberlicht Richtung Himmel und versuchte, die Reaper in dem gerade erwachenden Himmelsblau auszumachen. Natürlich konnte sie das Flugzeug nicht mit bloßem Auge erkennen, was der Hauptgrund für seine Effizienz war. Sie durften ihn keinesfalls aufschrecken. Bis zum Nachmittag hätte der Reaper alle Gegenden abgeflogen, die auf Dominiques Karte dunkelrot markiert waren. Danach würde es mit jeder Minute unwahrscheinlicher, dass sie ihn heute noch fanden. All dies lief auf die Frage hinaus, wie genau Dominique Lagrands Berechnungen waren. Er hatte im letzten Jahr einen spektakulären Erfolg mit der Wahrscheinlichkeitsberechnung erzielt. Und sie vertraute ihm. Will Thater vertraute ihm, er hatte ihn sogar zurück an die Universität geschickt, um seine Formeln zu perfektionieren. Und doch war seine Methodik so neu, dass es keinen Beweis dafür gab, dass sie zum Erfolg führte. Vermutlich musste man sagen, dass sie heute einfach ein wenig Glück brauchten. Nur ein kleines bisschen Glück. Solveigh starrte in den Himmel und fragte sich, wer für Glück eigentlich verantwortlich ist.

KAPITEL 93
Veiros, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 7.23 Uhr
(eine Stunde später)
    Ioana saß vor dem Teller mit den Spiegeleiern und stach mit der Gabel in ein Eigelb. Sie verschmierte es mit dem nicht gestockten Eiweiß und lauschte. Der Mann hantierte mit dem Flaschenzug über der Wanne. Er schien sich der makabren Situation nicht bewusst zu sein. Ioana war sich mittlerweile sicher, dass er verrückt war. Entrückt, nicht von dieser Welt. Er
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