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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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Leben war. Es war sehr riskant, Psychopathen in die Enge zu treiben, wusste Solveigh. Besonders, wenn sie bei etwas gestört wurden, was ihnen wichtig war. Und ohne Zweifel war dem Täter nichts wichtiger als seine Königin.
    »Ihre Einschätzung?«, fragte Solveigh den Leiter der Grupo Operacionais de Intervenção.
    Der Mann kratzte sich am Bart: »Schwer zu sagen von hier aus«, sagte er und betrachtete die Bilder, die der Reaper von der Scheune sendete. Er flog Warteschleifen direkt über ihren Köpfen und behielt ihr Zielobjekt ständig im Blick. »Ich würde sagen, siebzig zu dreißig, dass wir sie lebend rausbekommen.«
    »Das reicht mir nicht«, sagte Solveigh, die selbst eine Ausbildung für Spezialeinsätze absolviert hatte. Sie trainierte zu wenig, aber die Taktiken waren ihr geläufig. Sie würden mit einer Blendgranate reingehen und hoffen, dass er überrascht wurde. Es war keine schlechte Taktik. Aber eben eine, die normalerweise gegen bewaffnete Verbrecher eingesetzt wurde, nicht gegen einen Psychopathen, den niemand einschätzen konnte. Es gab einen Grund, warum Solveigh Liliana mitgenommen hatte. Denn sie war nicht ohne einen Plan in den Flieger gestiegen. Das Problem war, dass niemand sagen konnte, ob er funktionierte. Oder ob er Ioana eine bessere Chance bot. Mit einem jedoch hatte der Portugiese recht: Sie hatten zu wenig Informationen. Sie mussten näher ran.

KAPITEL 101
Veiros, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 16.14 Uhr (zur gleichen Zeit)
    Als der letzte Tropfen der Chemikalie in die Badewanne geflossen war, setzte der Mann den Kanister ab. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und zog die gelben Handschuhe aus. Er zerrte an den Hanfseilen, die über der Wanne hingen, und legte sie in großen Schlaufen neben die Badewanne. Ioana schreckte auf, als erneut das Pumpen ertönte, das sie schon am Morgen gehört hatte. Jetzt konnte sie die Apparate sehen, die unter einer Decke verborgen gewesen waren. Vier Schläuche führten von ihnen zu zwei Plastikeimern, die auf einer kleinen Bank standen. Er hielt die Schläuche einen nach dem anderen mit dem Daumen zu, als überprüfte er, dass genügend Druck vorhanden war. Zufrieden hängte er sie über die Lehne der Bank und stellte die Maschine ab. Er trat vor sie und umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen. Die Schwielen strichen über ihre Wangen.
    »Es ist so weit, meine Königin«, sagte er. »Bist du bereit?«
    Ioana wurde schwarz vor Augen.

KAPITEL 102
Mora, Portugal
Dienstag, 6. August 2013, 16.15 Uhr (zur gleichen Zeit)
    Paul Regen schlich hinter Solveigh und Liliana durch das hüfthohe Gras. Die Scheune lag in einer sanften Senke zwischen dem Wald und einem Feld, das offenbar nicht bestellt wurde. Etwa einhundert Meter vor dem Gebäude gab ihnen Solveigh das Zeichen anzuhalten. Neben sich hörte Paul Regen das leise Rascheln der vorrückenden Polizisten im Gras. Sie sahen aus wie ein Überfallkommando, mit schwarzen Schutzanzügen und Sturmhauben auf dem Gesicht. Solveigh und Liliana knieten zwischen den verdorrten Halmen. Paul Regen fragte sich seit ihrem Abflug aus Deutschland, warum Agent Lang darauf bestanden hatte, sie mitzunehmen. Was hatte sie mit ihr vor? Er beobachtete, wie sich zwei der Polizisten von der Seite, auf der der Bus geparkt war, der Scheune näherten. Sie hatten die Bretterwand schon fast erreicht. Sie würden ein Loch bohren und eine Miniaturkamera hindurchschieben. Und dann würden sie sich entscheiden müssen.
    »Bestätige Position«, flüsterte jemand über den Lautsprecher in seinem Ohr, den ihm einer der portugiesischen Polizisten gegeben hatte.
    »Audiovisuelle Lagebestätigung genehmigt«, sagte der Chef der Truppe aus dem Van.
    Paul hörte das leise Summen eines elektrischen Bohrers, als sich das scharfe Metall durch das Holz fraß. Es vergingen Sekunden, bis sich erneut der Polizist an der Scheune meldete.
    »Zwei Personen, Geisel liegend, Verdächtiger in unmittelbarer Nähe. Geisel offenbar mit medizinischem Gerät verbunden.«
    »Das mache ich nicht«, hörte er Solveigh raunen, mehr zu sich selbst. »Viel zu riskant.«
    »Zugriff nur nach ausdrücklichem Befehl«, sagte sie in den Sprechfunk.
    Paul hörte sie doppelt, wie ein schnelles Echo.
    »Geisel lebt, wiederhole: Geisel lebt«, sagte der Mann an der Kamera. »Zugriff möglich.«
    Solveigh schien zu zögern.
    »Was meinen Sie, Regen?«
    Paul Regen dachte nach. Eine Sekunde, zwei Sekunden. Zu lange. Wir wissen, dass er die Opfer ausbluten lässt
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