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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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Schachspiels zu studieren. In der Hoffnung, seinen Täter damit überführen zu können. Auf Ezequiel Motas Brett erzählte jedes Gesicht seine Geschichte vom Krieg und der letzten Schlacht. Es stand alles in ihren Gesichtern. Der Triumph eines gewonnenen Kampfes oder die Opferbereitschaft einer unbeteiligten Figur. Und auf einmal erkannte Paul, dass Ezequiel nicht nur irgendein Schachbrett hatte erschaffen wollen. Es war ein ganz bestimmtes Spiel. Eine ganz bestimmte Situation, der individuelle Fehler des schwarzen Spielers vorausgegangen waren. Fehler, die Ezequiel Mota in seiner Interpretation verarbeitet hatte. Das Spiel war am 21.Juni 1851 in London ausgetragen worden. Adolf Anderssen, der Spieler mit den weißen Figuren, hatte einige spektakuläre Opfer gebracht, schließlich sogar seine eigene Dame, seine Königin, ins Verderben gestürzt. Nur um Lionel Kieseritzky schließlich mit einer Kombination aus Läufer und Springer matt zu setzen. Der Bischof und der Reiter, der Dolchstoß. Es war der Moment des Schachmatt, den Ezequiel Mota zum Vorbild genommen hatte. Der Moment des Schachmatt in der Unsterblichen Partie.

EPILOG 105
München, Deutschland
Freitag, 23. August 2013, 18.19 Uhr
(zweieinhalb Wochen danach)
    Solveigh klappte den Laptop zusammen und verstaute ihn in ihrer Tasche, während Adelheid Auch Eddy dabei half, den Kabelsalat hinter seinen Monitoren aufzurollen. Dann ging sie nach nebenan, wo Paul Regen an seinem Schreibtisch saß und telefonierte. Er winkte sie herein, und Solveigh lehnte sich an die hölzerne Schrankwand. Es ging um Ioanas und Lilas Asylanträge, die immer noch nicht bearbeitet worden waren. Solveigh warf ihm einen fragenden Blick zu, aber Paul Regen schüttelte den Kopf. Als er aufgelegt hatte, schürzte er die Lippen.
    »Verdammte Bürokraten«, sagte er.
    Solveigh nickte: »Ich habe ihr versprochen, dass wir uns darum kümmern.«
    »Ich weiß«, seufzte Paul Regen. »Sie behaupten, ich hätte keine Weisungsbefugnis in dem Fall und dass sie keine Ausnahmen machen könnten.«
    Er rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.
    »Als ob ich das nicht selbst wüsste. Ich werde die morgen wieder anrufen. Und übermorgen. Und am Tag danach. Bis sie einen Schweißausbruch kriegen, wenn sie nur meine Nummer sehen.«
    Solveigh lachte: »Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie damit durchkommen.«
    »Ich habe ja jetzt Zeit«, sagte er. Natürlich wusste Solveigh, dass es ironisch gemeint war. Paul Regen und Adelheid Auch würden noch Monate mit dem Fall beschäftigt sein. Es galt in nicht weniger als dreiundzwanzig Fällen, die Leiche zu identifizieren, den Todeszeitpunkt zu bestimmen und die Tat zu rekonstruieren. Ezequiel Mota war in eine psychiatrische Klinik eingeliefert worden und sprach kein Wort. Er würde sie nie mehr verlassen, aber das machte auch keinen der Menschen, die für seine groteske Mission ihr Leben lassen mussten, wieder lebendig. Für seine unsterbliche Partie.
    »Was wurde eigentlich aus dem zweiten Mann in dem BMW?«, fragte Paul Regen unvermittelt. Während ihres Flugs mit der Transall nach Portugal hatte Eddy ihr das Bild gezeigt. Den Mann mit den markanten Gesichtszügen auf dem Beifahrersitz des Autos, das Ioana zu dem Rastplatz nach Belgien gebracht hatte. Paul Regen musste ihr Gespräch belauscht haben. Solveigh spürte, wie sich die Fingernägel in die Innenfläche ihrer rechten Hand bohrten. Das war der bittere Nachgeschmack von ELMSFEUER, und Paul Regen hatte mit seiner Frage den Finger in die offene Wunde gelegt.
    »Matteo Taccola ist nach wie vor flüchtig«, sagte Solveigh. »Procuratore Bonardi sagt, die durchschnittliche Zeit, bis ein untergetauchter Mafiaboss gefasst wird, liegt bei fünfzehn Jahren. Und dass es wenig Gründe gibt, warum es bei Matteo anders sein sollte.«
    Paul Regen kratzte sich am Kinn.
    »Klingt nicht gut«, sagte er schließlich.
    »Ist es auch nicht«, gab Solveigh zu.
    »Und der Herr Rames hat keinen Trick mehr in seinem Zauberkasten?«
    Solveigh schüttelte den Kopf.
    »Ich könnte mir vorstellen …«, sagte Paul, als er von einem energischen Klopfen unterbrochen wurde.
    Adelheid Auch stand im Türrahmen. »Sie wollen uns sehen«, sagte sie.
    »Wer ist sie?«, fragte Paul Regen.
    »Der Kriminaldirektor und der Präsident«, sagte sie.
    »Sofort?«, fragte Paul Regen und stand auf. Er warf einen kritischen Blick auf sein Hemd, versuchte, es glatt zu streichen, und gab wenig später achselzuckend auf.
    Adelheid Auch nickte: »Ja,
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