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Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl
Autoren: Chamäleon Cacho
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dauern, bis er sich an den Geruch von schwelendem Holz gewöhnt hätte, der alles durchdrang bis zu den Frauen, die er hin und wieder würde haben können, wenn der Alkohol die Männer betäubt hätte, aber das machte nichts. Es lohnte sich, ein Opfer zu bringen; für die Spürhunde würde er damit so unauffindbar sein wie ein unsichtbarer Mann.
    Von Weitem sah er eine Frauengestalt am Straßenrand. Ein lüsterner Gedanke befiel ihn; in dieser Einöde konnte es sich nur um eine Nutte handeln, die man wahrscheinlich aus einem Lkw geworfen hatte, um sie nicht bezahlen zu müssen. Gestrandet in der Wüste, wie sie es war, konnte er ihr vielleicht gratis eine kleine Gefälligkeit dafür abverlangen, dass er sie mitnahm.
    Sofort schrillte jedoch eine Alarmglocke in seinem Kopf und tötete seine Lust ab. Es war nicht ratsam, dass irgendjemand von dieser Brut ihn aufgrund der Beschreibung und des Fahrzeugs, mit dem er unterwegs war, erkannte.
    Trotz dieser plötzlichen Erkenntnis arbeitete ein Ziehen in den Lenden dagegen an, und er verringerte die Geschwindigkeit des Pick-ups, als er auf der Höhe der Frau war, und betrachtete sie aus dem Augenwinkel.
    Ihre Art, dazustehen, verriet, dass sie jung war, womöglich sogar sehr jung. Und mit der Tasche über der Schulter und den Jeans glich sie mehr einer Rucksacktouristin aus der Mittelschicht als einer Nutte.
    Er war bereits an ihr vorbei, als ihn etwas zu einer Vollbremsung veranlasste; das Mädchen, das am Straßenrand stand, war Elisea, das Dienstmädchen von Doña Rosa.
    Langsam fuhr er zurück und hielt auf dem Schotter. Sie hatte ihn ebenfalls erkannt und blickte um sich, als suche sie nach einer Möglichkeit, zu entwischen.
    Da wusste Cacho, dass sie Angst hatte, was einen Vorteil für ihn bedeutete, und er würde diese Überlegenheit nutzen, bis er herausgefunden hätte, weshalb sie ihn fürchtete.
    »Ich fahre in die Berge …«, sagte er, ohne die Sonnenbrille abzunehmen und mit einem Lächeln, das ihm eine Nacht in Erinnerung rief, die mit dem Streicheln einer Hand, die ein Wasserglas hielt, begonnen hatte.
    Das Mädchen sah ihn an, ohne den Blick zu senken, als erwarte sie, dass er weitersprach; doch er schwieg. Es herrschte völlige Stille, und der trockene Wind, der aus der Wüste kam, schien sie mit Bedeutung aufzuladen.
    »Kannst du Auto fahren?«
    »Ein bisschen …«
    »Worauf wartest du also, Eli?«
    Das Mädchen hatte sich auf der Sitzkante niedergelassen, als täte sie etwas Verbotenes. Die Hose ließ ihre vollen Schenkel länger erscheinen, und ein ländlicher Geruch, eine Mischung aus Schweiß und Angst, schwebte zwischen den beiden.
    »Lass mich raten …«, sagte Cacho, ohne sie anzuschauen. »Du bist bei der Alten abgehauen und möchtest nicht mehr dorthin zurück. Habe ich recht?«
    »Ja, Pater Carlos«, sagte sie und nickte bestätigend.
    »Gut … erst einmal das Wesentliche«, sagte er, nahm ihr die Tasche aus den Händen und warf sie auf den Rücksitz zu seinen Siebensachen, die er auf die Reise mitgenommen hatte.
    Dann streckte er den Arm aus und zog einen aufgeschnittenen Ölkanister zwischen die Sitze, in dem zwischen Eisstücken Bierdosen glänzten.
    »Los, mach zwei Dosen auf, und jeder trinkt auf das, was ihm am meisten bedeutet.«
    Elisea zögerte einen Moment, doch der Durst war stärker, und sie trank ihr Bier in einem Zug aus.
    »Schau mal hinter deinen Sitz, auf dem Boden …«, sagte Cacho, ohne den Blick von der Straße zu nehmen, über die der Wagen glitt. »Da sind ein paar Sandwichs, und erzähl mir nicht, du wärst nicht hungrig. Sie schmecken nach Plastik, weil ich sie an der Tankstelle gekauft habe, aber wir kommen schon noch dazu, etwas Richtiges zu essen.«
    Aus dem Augenwinkel sah er sie kauen und gegen die Erstarrung ankämpfen, die seine Anwesenheit in ihr ausgelöst hatte. Er wartete den passenden Moment ab, um den nächsten Schritt zu tun.
    »Was den Pater Carlos angeht, muss ich dir ein Geständnis machen; man hat mich des Priesteramtes enthoben, und zwar endgültig. Also hör auf, mich mit Pater anzureden, und nenn mich einfach Carlos. Nein, lieber Ernesto. Einverstanden?«
    Sie sah ihn einen Moment lang fragend an, traute sich jedoch nicht, etwas zu sagen.
    Cacho machte ein Gesicht, das man als missbilligend deuten konnte, und blickte sie kurz durch seine dunklen Brillengläser an.
    »Sie sind hinter eine Weibergeschichte gekommen, und es war nicht das erste Mal.«
    Erleichterung lag in dem Blick des Mädchens, und
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