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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Das Elfte Gebot
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verlieren? Wieder blickte Lawrence auf. »Gibt es jemand Besonderen, dem
ich deiner Meinung nach aus dem Weg gehen sollte?« »Dem Rest der Meute.« Andy grinste. »Ruf Phil Ansanch aufs
Podium, wenn du zum Ende kommst.«
»Warum Ansanch? «
»Er hat den Gesetzentwurf in jedem Stadium befürwortet. Außerdem ist er heute unter deinen Dinnergästen.«
Der Präsident lächelte und nickte, während sein Zeigefinger die
Liste der zu erwartenden Fragen hinunterglitt. Bei Nummer sieben
hielt er inne.
Ist das nicht ein weiteres Beispiel dafür, daß Amerika von seinem geraden Kurs abkommt?
Wieder blickte der Präsident zu seinem Stabschef hoch. »So, wie gewisse Kongreßabgeordnete auf diesen Gesetzentwurf
reagiert haben, könnte man wirklich meinen, daß wir immer noch
im Wilden Westen leben.«
»Da kann ich dir leider nicht widersprechen. Aber wie du weißt,
halten vierzig Prozent der Amerikaner die Russen nach wie vor für
unsere größte Bedrohung. Und fast dreißig Prozent rechnen damit,
daß es zu ihren Lebzeiten einen Krieg mit Rußland gibt.« Lawrence fluchte und fuhr mit der Hand durch sein dichtes, vorzeitig ergrautes Haar, ehe er sich wieder der Fragenliste zuwandte.
Bei Nummer neunzehn hielt er erneut inne.
»Wie lange wird man mich denn noch fragen, warum ich damals
meinen Wehrpaß verbrannt habe?«
»Ich nehme an, solange du Oberbefehlshaber der Streitkräfte
bist.«
Der Präsident murmelte irgend etwas Unverständliches und las
die nächste Frage. Wieder blickte er auf. »Viktor Zerimskij? Der
wird wohl kaum der nächste russische Präsident werden, oder?« »Wahrscheinlich nicht. Aber bei der letzten Umfrage ist er immerhin auf dem dritten Platz gelandet. Zwar besteht weiterhin ein
ziemlicher Abstand zu Premierminister Tschernopow und General
Borodin, aber Zerimskijs Kampfansage an das organisierte
Verbrechen wird ihm sicher nützen, vor allem deshalb, weil die
meisten Russen überzeugt sind, daß Tschernopow von der russischen Mafia bezahlt wird.«
»Was ist mit dem General?«
»Er verliert immer mehr Boden unter den Füßen, da die russische Armee seit Monaten keinen Sold mehr gesehen hat. Den
Pressemeldungen zufolge verkaufen die Soldaten ihre Uniformen
auf der Straße an Touristen.«
»Gott sei Dank sind es noch Jahre bis zur übernächsten russischen Präsidentschaftswahl. Denn wenn die Befürchtung bestünde,
daß dieser Faschist Zerimskij Rußlands nächster Präsident wird,
hätte unser Abrüstungsentwurf weder im Repräsentantenhaus noch
im Senat die geringste Chance.«
Lloyd nickte, als Lawrence weiterblätterte. Bei der neunundzwanzigsten Frage auf der nächsten Seite hielt er aufs neue inne. »Wie viele Kongreßabgeordnete haben Waffenfabriken und militärische Einrichtungen in ihren Wahlkreisen?«
»Zweiundsiebzig Senatoren und zweihundertelf Mitglieder des
Repräsentantenhauses«, antwortete Lloyd, ohne in seinen noch
zugeschlagenen Unterlagen nachschauen zu müssen. »Du mußt
wenigstens sechzig Prozent von ihnen dazu bringen, dich zu unterstützen, um sicherzugehen, daß die Mehrheit in beiden Häusern
gegeben ist. Und immer vorausgesetzt, wir können mit Senator
Bedells Unterstützung rechnen.«
»Frank Bedell hat schon eine allgemeine Abrüstung gefordert,
als ich noch in Wisconsin zur High School ging«, entgegnete der
Präsident. »Er hat gar keine Wahl, als uns zu unterstützen.« »Er mag ja immer noch für das Gesetz sein, aber er ist der Meinung, du gehst damit nicht weit genug. Er hat eben erst gefordert,
den Verteidigungshaushalt um die Hälfte zu kürzen.«
»Und wie soll ich das seiner Meinung nach zustande bringen?« »Indem wir uns aus der NATO zurückziehen und den Europäern
die Verantwortung für ihre Verteidigung allein überlassen.« »Das ist völlig unrealistisch!« protestierte Lawrence. »Sogar die
erzkonservativen Nationalisten wurden sich in dem Fall querstellen!«
»Das weißt du, und ich weiß es auch. Und ich vermute, daß
selbst der gute Senator es weiß. Nur hält ihn das nicht davon ab, in
jedem Fernsehsender zwischen Boston und Los Angeles aufzutreten und zu behaupten, daß eine fünfzigprozentige Reduzierung der
Verteidigungsausgaben über Nacht sämtliche finanziellen Probleme der amerikanischen Renten- und Gesundheitsvorsorge lösen
würde.«
»Ich wünschte, Bedell würde sich auch ein wenig Sorgen um die
Verteidigung unseres Landes machen und seine Zeit nicht mit
unlösbaren sozialen Problemen vergeuden«, sagte Lawrence. »Wie
soll ich
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