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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Das Elfte Gebot
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Lawrence laut.
    »Nein, Mr. President«, riet ihm der Außenminister ab. »Das sollte besser ein Staatssekretär für inneramerikanische Angelegenheiten übernehmen. Es dürfte nun so gut wie sicher sein, daß Antonio Herrera der nächste Präsident Kolumbiens wird, also ist er derjenige, mit dem Sie offiziell zu tun haben werden.«
    »Würden Sie mich bei den Begräbnisfeierlichkeiten vertreten?
    Oder soll ich den Vizepräsidenten schicken?«
»Ich würde sagen, es genügt, wenn unser Botschafter in Bogota
Sie vertritt. Da die Beerdigung bereits an diesem Wochenende
stattfindet, kann man nicht erwarten, daß wir so kurzfristig Zeit
haben.«
Der Präsident nickte. Er hatte sich an die unverblümte Art gewöhnt, mit der Larry Harrington alles kommentierte, sogar den
Tod. Unwillkürlich fragte er sich, wie Larry reagieren würde,
wenn er, das Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten, einem Anschlag zum Opfer fiele.
»Wenn Sie einen Augenblick Zeit hätten, Mr. President. Ich
glaube, ich sollte Sie ein bißchen eingehender über unsere derzeitige Politik in Kolumbien informieren. Die Medien werden Sie
vermutlich über die möglichen Auswirkungen…«
Der Präsident wollte seinen Außenminister soeben unterbrechen,
als an die Tür geklopft wurde und Andy Lloyd ins Zimmer trat. Es muß elf Uhr sein, dachte Lawrence. Er hatte keine Uhr mehr
gebraucht, seit er Lloyd zu seinem Stabschef ernannt hatte. »Später, Larry«, sagte er zum Außenminister. »Ich werde jetzt
eine Pressekonferenz über den Gesetzentwurf zur Beschränkung
nuklearer, biologischer, chemischer und konventioneller Waffen
geben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich allzu viele Journalisten für den Tod des Präsidentschaftskandidaten eines Landes
interessieren, von dem der Großteil unserer Bürger nicht einmal
weiß, wo genau es liegt. Seien wir doch mal ehrlich.«
Harrington schwieg. Er hielt sich nicht dafür zuständig, den Präsidenten darauf hinzuweisen, daß die meisten Amerikaner selbst jetzt noch keine Ahnung hatten, wo Vietnam auf einer Weltkarte zu finden war. Doch als Andy Lloyd das Zimmer betreten hatte, war Harrington klar, daß höchstens eine Weltkriegserklärung ihm den Vorrang gegeben hätte. Er nickte Lloyd knapp zu und verließ
das ovale Zimmer, das weltweit als Oval Office bekannt war. »Warum habe ich diesen Mann überhaupt ernannt?« Lawrence
blickte auf die geschlossene Tür.
»Larry hat Texas bei den Wahlen auf deine Seite gebracht, als
unsere Prognosen darauf hindeuteten, daß die Mehrheit der Südstaatenwähler dich für einen Schwächling aus dem Norden hielt,
der imstande wäre, sogar einen Homosexuellen zum Häuptling der
Stabschefs im Verteidigungsministerium zu ernennen.« »Würde ich einen Schwulen als den Richtigen für diesen Job betrachten, würde ich’s vielleicht sogar tun.«
Nach dreißigjähriger Freundschaft hatten die beiden keine Geheimnisse voreinander. Das war einer der Gründe, weshalb Tom
Lawrence seinem alten Collegefreund den Posten des Stabschefs
im Weißen Haus angeboten hatte. Andy drückte die Dinge so aus,
wie er sie sah, ohne jegliche Bosheit oder Arglist. Dieser liebenswerte Charakterzug stand jedoch einer politischen Karriere im
Weg. Aber Andy strebte ohnehin keine bedeutenden höheren Ämter an und würde deshalb auch nie zum Rivalen werden. Der Präsident schlug den blauen Ordner mit der Aufschrift
SOFORT auf, den Andy ihm bereits früher an diesem Vormittag
gebracht hatte. Er vermutete, daß sein Freund die halbe Nacht,
wenn nicht länger, damit verbracht hatte, die Unterlagen zusammenzustellen. Er las die Fragen, die nach Andys Meinung bei der
mittäglichen Pressekonferenz am ehesten gestellt würden. Wie viele Steuergelder glauben Sie durch diese Maßnahme zu
sparen?
»Ich vermute, daß Barbara Evans wie üblich die erste Frage stellen wird.« Lawrence blickte auf. »Haben wir eine Ahnung, mit
welchen Problemen sie mich diesmal konfrontieren wird?« »Nein.« Andy Lloyd schüttelte den Kopf. »Aber seit du Al Gore
in New Hampshire geschlagen hast, ist sie hinter dem AbrüstungsGesetzentwurf her, den du damals angekündigt hast. Jetzt, wo du
dazu bereit bist, hat sie wohl kaum noch einen Grund, dich weiter
mit Fragen zu löchern.«
»Das stimmt schon. Aber glaub mir, die Frau hat ein ganz besonderes Talent, mir auf die Nerven zu fallen.«
Andy nickte, als der Präsident auf die nächste Frage und damit
auf das nächste Problem blickte.
Wie viele Amerikaner werden dadurch ihre Jobs
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