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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Das Elfte Gebot
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sondern als Ebenbürtige! «
Die Menge tobte vor Begeisterung. Fitzgerald nahm das Leupold-10-Power-Zielfernrohr aus dem Koffer und schob es in die zwei kleinen Führungen auf dem Lauf.
»Es wird keine hundert Tage dauern, bis ihr Veränderungen in unserem Land erlebt, die Herrera nicht einmal in hundert Jahren für möglich gehalten hätte. Denn wenn ich erst euer Präsident bin…«
Fitzgerald legte den Schaft der Remington 700 an seine Schulter. Sie war wie ein alter Freund. Aber wie könnte es auch anders sein? Jedes Teil war nach seinen exakten Angaben maßgefertigt.
Er deutete mit dem Zielfernrohr auf das Fernsehbild und richtete die kleine Strichreihe aus, bis sie etwa einen Zoll über das Herz des Kandidaten zeigte.
»… Kampf gegen die Inflation…
Noch drei Minuten.
»… Kampf gegen die Arbeitslosigkeit…«
Fitzgerald atmete aus.
»… und auch erfolgreich gegen die Armut kämpfen!« Fitzgerald zahlte: drei… zwei… eins. Dann drückte er den Abzugshebel. Über dem Lärm der Menge war das Klicken kaum zu hören.
Er senkte das Gewehr, erhob sich vom Sofa und legte den leeren Koffer auf den Fußboden. Es wurden noch neunzig Sekunden vergehen, ehe Guzman zu seiner schon zum Ritual gewordenen Schmähung von US-Präsident Lawrence kam.
Fitzgerald nahm das Hohlmantelgeschoß aus dem speziell dafür gefertigten kleinen Lederfach innen im Kofferdeckel. Dann öffnete er den Lauf und schloß ihn wieder, nachdem er die Patrone in die Kammer geschoben hatte.
»Burger von Kolumbien, es ist eure letzte Chance, die katastrophalen Fehler der Vergangenheit ungeschehen zu machen. Laßt uns die Zukunft in Angriff nehmen«, rief Guzman, und seine Stimme hob sich mit jedem Wort. »Deshalb müssen wir für eines sorgen. Wir dürfen uns…«
»Eine Minute«, murmelte Fitzgerald. Er hätte die letzten sechzig Sekunden von Guzmans Rede im Schlaf aufsagen können. Er wandte sich vom Fernseher ab und schritt bedächtig durch das Zimmer zu dem großen, zweiflügeligen Fenster.
»… diese einzigartige Chance nicht entgehen lassen…«
Fitzgerald zog den feinen Spitzenstore zur Seite und spähte über die Plaza de Bolivar zum Kongreßgebäude, wo der Präsidentschaftskandidat von der obersten Stufe der Eingangstreppe hinunter auf die Menge schaute. Nur noch wenige Augenblicke, dann würde sein coup de grâce kommen.
Fitzgerald wartete geduldig. Nur nichts übereilen!
» Viva la Colombia !« rief Guzman. » Viva la Colombia ! « brüllte der Mob frenetisch, wenngleich viele bezahlte Handlanger und Claqueure darunter waren, die strategisch günstige Positionen in der Menge eingenommen hatten.
»Ich liebe mein Vaterland!« rief der Kandidat mit gespieltem Enthusiasmus. Noch dreißig Sekunden bis zum Ende der Rede.
Fitzgerald öffnete das Fenster. Der Lärm der Menge, die jedes Wort des Kandidaten wiederholte, schlug ihm entgegen.
Guzman senkte die Stimme nun fast zu einem Wispern: »Eines möchte ich noch klarstellen. Es gibt nur einen Grund, weshalb ich euch als Präsident dienen möchte – die Liebe zu meinem Heimatland!«
Zum zweitenmal hob Fitzgerald den Schaft der Remington 700 langsam an die Schulter. Aller Augen ruhten auf dem Kandidaten, als dieser hinausdonnerte: » Dios guarde a la Colombia!« Der Lärm wurde ohrenbetäubend, als seine Anhänger die Worte wiederholten: » Dios guarde a la Colombia!« Guzmans Hände bliebe n ein paar Sekunden lang triumphierend erhoben, wie am Ende einer jeden Rede. Und wie immer verhielt er sich für einen Augenblick vollkommen still.
Fitzgerald richtete die winzigen Striche des Zielfernrohrs einen Zoll über das Herz des Kandidaten. Einen Moment hielt er den Atem an, während er die Finger der Linken um den Schaft spannte. »Drei… zwei… eins«, murmelte er, ehe er kurz auf den Abzug drückte.
Guzman lächelte noch, als die Kugel in seine Brust schlug. Eine Sekunde später sackte er zu Boden wie eine Marionette, deren Fäden mit einem einzigen Schnitt durchtrennt worden waren. Blut spritzte über seine Vasallen, die neben ihm standen und nicht begriffen, was da vor sich ging. Fitzgerald sah vom Kandidaten nur noch, wie dieser die Arme ausstreckte, als würde er sich einem unbekannten Feind ergeben.
Connor Fitzgerald senkte das Gewehr und schloß rasch das Fenster. Er hatte seinen Auftrag erledigt.
Nun mußte er nur noch darauf achten, daß er auf keinen Fall gegen das elfte Gebot verstieß.

2
     
    »Ob ich seiner Witwe und der Familie mein Beileid bekunden soll?« überlegte Tom
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