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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Das Elfte Gebot
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freibekommen, so daß er das Fußballspiel nicht sehen konnte.
    Sein Erstaunen war unverkennbar, als er den Gast vor dem Lastenaufzug stehen sah. » No, senor, pardone, no puede entrar«, versuchte er zu erklären, als Fitzgerald sich an ihm vorbeischob. Doch der Gast hatte bereits auf den Knopf gedrückt, auf dem Planta Baja stand, und die Türflügel hatten sich geschlossen, bevor der Junge ihm sagen konnte, daß dieser Aufzug in der Küche endete.
    Dort angekommen, eilte Fitzgerald geschickt zwischen den Edelstahltischen hindurch, auf denen bereits zahllose Tabletts mit Hors d’oevres und Sektflaschen darauf warteten, serviert zu werden, falls die kolumbianische Mannschaft siegte. Er hatte die Küche durchquert und war durch die Schwingtüren hindurch und außer Sichtweite, bevor irgend jemand vom weißbekittelten Personal es richtig mitbekam. Er rannte den spärlich beleuchteten Flur entlang – am Abend zuvor hatte er die meisten Glühbirnen herausgeschraubt – zu einer massiven Tür, die zum Souterrain und in die Garage des Hotels führte.
    Fitzgerald zog einen großen Schlüssel aus seiner Jackentasche und schloß die Tür hinter sich zu. Dann eilte er zu einem schwarzen Volkswagen, der in der dunkelsten Ecke geparkt war. Mit einem kleineren Schlüssel aus seiner Hosentasche öffnete er die Tür, rutschte hinters Lenkrad, schob den Lederkoffer unter den Beifahrersitz und drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang sofort an, obwohl der Wagen die letzten drei Tage nicht benutzt worden war. Fitzgerald ließ ihn kurz warmlaufen, bevor er den ersten Gang einlegte.
    Ohne Hast lenkte er den VW durch die Reihen geparkter Wagen und fuhr die steile Rampe hinauf zur Straße. Oben hielt er kurz an. Die Polizisten brachen soeben einen geparkten Wagen auf und blickten nicht einmal in seine Richtung. Er bog links ein und verließ langsam die Plaza de Bolivar.
    Plötzlich hörte er die Polizeisirenen hinter sich. Er blickte in den Ruckspiegel und sah zwei Polizisten auf Motorrädern mit eingeschalteten Scheinwerfern auf sich zukommen. Fitzgerald fuhr an den Straßenrand und ließ diese Begleiter der Ambulanz mit Guzmans Leichnam vorüberjagen.
    Erneut bog er links ab und fuhr auf Umwegen zur Pfandleihe, wobei er mehrmals denselben Weg hin und zurück nahm. Vierundzwanzig Minuten später parkte er in einer Gasse hinter einem Lastwagen. Er zog den ramponierten Lederkoffer unter dem Beifahrersitz hervor und stieg aus, ohne abzuschließen, denn in spätestens zwei Minuten wollte er wieder hinter dem Lenkrad sitzen.
    Rasch blickte er die Gasse hinauf und hinunter. Niemand war zu sehen.
Wieder betrat Fitzgerald das Haus, wobei er augenblicklich den Alarm ausloste. Diesmal machte er sich jedoch keine Sorgen darüber, daß vielleicht ein Streifenwagen herbeieilen wurde – fast die gesamte policia wurde entweder am Stadion eingesetzt, wo das Spiel in einer halben Stunde angepfiffen wurde, oder war zur Plaza de Bolivar geeilt, um jeden im Umkreis von anderthalb Kilometern zur Vernehmung mitzunehmen.
Fitzgerald schloß die Hintertür der Pfandleihe, kaum daß er sie betreten hatte. Zum zweitenmal an diesem Tag eilte er durch das Büro und blieb hinter dem Ladentisch stehen. Er vergewisserte sich, daß keine Passanten sich in der Nähe des Schaufensters befanden; dann stellte er den Koffer an seinen vorherigen Platz zurück. Am Montagmorgen kam Escobar in die Pfandleihe zurück. Wie lange würde es dauern, bis er bemerkte, daß jemand eine der sechs Magnumpatronen abgefeuert hatte und nur noch die leere Hülse übrig war? Würde Escobar es überhaupt für nötig erachten, die Polizei davon zu unterrichten?
In nicht ganz neunzig Sekunden saß Fitzgerald wieder hinter dem Lenkrad des Volkswagens. Als er auf die Hauptstraße fuhr und den Wegweisern zum Aeropuerto El Dorada folgte, hörte er immer noch den gellenden Alarm. Niemand zeigte das geringste Interesse an ihm. Schließlich wurde das Spiel gleich beginnen. Außerdem, welche Verbindung könnte es zwischen einem Alarm in einer Pfandleihe in der San Victorina und dem Anschlag auf einen Präsidentschaftskandidaten auf der Plaza de Bolivar geben?
Als Fitzgerald die Schnellstraße erreicht hatte, hielt er sich auf der mittleren Spur und blieb unter dem vorgeschriebenen Tempolimit. Mehrere Streifenwagen jagten in Richtung Stadt an ihm vorbei. Selbst wenn man ihn zur Überprüfung angehalten hätte – bei Connor Fitzgerald wäre alles in Ordnung gewesen. Der volle Koffer auf dem
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