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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Das Elfte Gebot
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Rücksitz enthielt nichts Ungewöhnliches für einen Geschäftsmann, der Kolumbien besuchte, um Bergbaumaschinen zu verkaufen.
An der Ausfahrt zum Flughafen bog Fitzgerald von der Schnellstraße ab und fuhr zum Parkplatz des Hotels San Sebastian. Er griff ins Handschuhfach und holte einen Reisepaß mit vielen Stempeleintragungen heraus. Mit dem Streichholzheftchen aus dem El Belvedere setzte er Dirk van Rensberg in Flammen. Erst als seine Finger in Gefahr gerieten, öffnete er die Wagentür, warf die Überreste des Reisepasses auf den Boden und trat die Flammen aus, achtete jedoch darauf, daß das Wappen der Republik Südafrika noch zu erkennen war. Er legte die Streichhölzer auf den Beifahrersitz, nahm seinen Koffer von der Rückbank und schmetterte die Tür zu, ließ die Schlüssel aber im Zündschloß stecken. Dann schritt er zum Hoteleingang und warf die Überreste von Dirk van Rensbergs Reisepaß und einen großen, schweren Schlüssel in den Papierkorb am Fuß der Freitreppe.
Hinter einer Gruppe Japaner trat Fitzgerald durch die Drehtür und schloß sich ihnen an, als sie zu einem wartenden Fahrstuhl geführt wurden. Er war der einzige Gast, der im dritten Stock ausstieg. Er begab sich geradewegs zu Zimmer 347, das unter einem anderen Namen gebucht war, und schloß die Tür mit der dazugehörenden Plastikkarte auf. Den Koffer schleuderte er aufs Bett und blickte auf die Uhr. Noch eine Stunde und siebzehn Minuten bis zum Abflug.
Nachdem er die Jacke ausgezogen und über den einzigen Stuhl geworfen hatte, öffnete er den Koffer, nahm ein Reisenecessaire heraus und verschwand damit im Badezimmer. Es dauerte eine Zeitlang, bevor das Wasser warm genug für seine Zwecke war. Während er wartete, schnitt er sich die Nägel und schrubbte die Hände so gründlich wie ein Chirurg vor einer Operation.
Fitzgerald brauchte zwanzig Minuten, bis er jede Spur seines eine Woche alten Bartes entfernt hatte, und eine halbe Tube Shampoo, das er sich unter der heißen Dusche kräftig ins Haar rieb, bis es wieder die Naturwellen und die sandbraune Farbe zurückgewonnen hatte.
Mit dem dünnen Hotelhandtuch trocknete Fitzgerald sich ab, so gut es möglich war. Dann kehrte er ins Schlafzimmer zurück und schlüpfte in frische Shorts. Er zog die dritte Schublade der Ko mmode auf der anderen Seite des Zimmers heraus und tastete darin herum, bis er das Päckchen fand, das er an die Lade darüber geheftet hatte. Obwohl er mehrere Tage nicht mehr in dem Zimmer gewesen war, stand nicht zu befürchten, daß jemand sein Versteck entdeckt hatte.
Fitzgerald riß den bräunlichen Umschlag auf und überprüfte dessen Inhalt: ein Reisepaß, der wiederum auf einen anderen Namen ausgestellt war, fünfhundert Dollar in gebrauchten Scheinen und ein Ticket erster Klasse nach Kapstadt. Attentäter auf der Flucht reisen nicht erster Klasse. Fünf Minuten später verließ er Zimmer 347. Seine alte Kleidung ließ er auf dem Boden verstreut liegen, und das Schild Favor de no molestar hängte er außen an den Türknauf.
Fitzgerald nahm den Gästefahrstuhl ins Erdgeschoß. Er war sicher, daß niemand einem Einundfünfzigjährigen in blauem Jeanshemd, gestreifter Krawatte, Sportjackett und grauer Flanellhose einen zweiten Blick gönnen würde. Er stieg aus dem Fahrstuhl und schlenderte durchs Foyer, ohne sich am Empfang auszuchecken. Als er vor acht Tagen eingetroffen war, hatte er im voraus für das Zimmer bezahlt. Die ganze Zeit hatte er die Minibar verschlossen gelassen, hatte den Zimmerservice nicht in Anspruch genommen, hatte nicht einen einzigen Anruf getätigt oder sich einen Film angeschaut. Deshalb gab es keine zusätzlichen Kosten. Er brauchte nur noch die paar Minuten zu warten, bis der Shuttlebus am Eingang hielt. Seine Uhr verriet ihm, daß bis zum Abflug dreiundvierzig Minuten blieben. Er hatte keine Angst, daß er Flug 63 der Aeoroperu nach Lima versäumen könnte. Heute würde in Kolumbien sowieso keine Maschine rechtzeitig starten.
Als der Bus ihn am Flughafen abgesetzt hatte, schlenderte Fitzgerald gemächlich in Richtung Check-in-Schalter, wo er erfuhr, daß der Flug nach Lima mit einer Stunde Verspätung starten würde, was ihn nicht im mindesten verwunderte. Mehrere Polizisten in der überfüllten, chaotischen Abflughalle beäugten argwöhnisch jeden Fluggast. Fitzgerald wurde zwar mehrmals angehalten und befragt, und sein Koffer wurde zweimal durchsucht, doch man erlaubte ihm schließlich, sich zu Flugsteig 47 zu begeben.
Er ging noch
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