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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Der perfekte Dreh
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der Geschworenenbank.
Er beschrieb die Ereignisse jenes Abends im April, so wie er sich ihren Ablauf vorstellte.
Die Eröffnungsrede dauerte zweieinhalb Stunden, kürzer, als ich erwartet hatte. Dann schlug der Richter eine Mittagspause vor und bat uns alle, um zehn nach zwei wieder auf unseren Plätzen zu sein.
Nach dem Lunch rief Sir Humphrey seinen ersten Zeugen auf, Kriminalinspektor Simmons. Ich war unfähig, den Polizisten direkt anzusehen, als er seine Aussage machte. Jede Antwort, die er gab, klang, als wäre sie an mich persönlich gerichtet.
Ich fragte mich, ob er nicht schon die ganze Zeit vermutete, es sei noch ein anderer Mann in die Sache verwickelt. Nichtsdestotrotz gab Simmons eine höchst professionelle Darstellung, indem er ausführlich beschrieb, wie sie die Leiche gefunden und später durch die Aussagen zweier Zeugen und den verhängnisvollen Strafzettel Menzies aufgespürt hatten. Als Sir Humphrey sich setzte, konnten nur wenige Leute im Gerichtssaal der Meinung sein, Simmons habe den falschen Mann verhaftet.
Menzies’ Verteidiger, der sich erhob, um den Kriminalinspektor ins Kreuzverhör zu nehmen, war ein völlig anderer Typ als Sir Humphrey. Mr. Robert Scott war klein und untersetzt, mit dichten, buschigen Augenbrauen. Er sprach langsam und monoton. Es freute mich, zu sehen, daß einer der Geschworenen Schwierigkeiten hatte, bei seinen Ausführungen wach zu bleiben.
Während der nächsten zwanzig Minuten ging Scott mit dem Kriminalbeamten noch einmal gewissenhaft dessen Zeugenaussage durch, war aber nicht imstande, Simmons dazu zu bringen, irgend etwas von Bedeutung zu widerrufen. Als der Inspektor den Zeugenstand verließ, fühlte ich mich selbstsicher genug, ihm direkt in die Augen zu sehen.
Der nächste Zeuge war der Pathologe Dr. Anthony Mallins, der nach ein paar einleitenden Formalitäten rasch auf eine Frage von Sir Humphrey einging. Seine Antwort war für alle überraschend. Der Gerichtsmediziner setzte das Gericht davon in Kenntnis, es gäbe einen klaren Beweis dafür, daß Miss Moorland kurz vor ihrem Tod Sexualverkehr gehabt habe.
»Wie können Sie sich dessen so sicher sein, Dr. Mallins?«
»Weil ich Spuren der Blutgruppe B auf Miss Moorlands Oberschenkel fand, während ihre eigene Blutgruppe, wie später festgestellt wurde, 0 war. Auch fanden sich Spuren von Samenflüssigkeit auf dem Neglige, das sie zum Zeitpunkt ihres Todes trug.«
»Sind das häufige Blutgruppen?«, fragte Sir Humphrey.
»Blutgruppe 0 ist verbreitet«, räumte Dr. Mallins ein. »Gruppe B ist jedoch ziemlich selten.«
»Und was war Ihrer Meinung nach die Todesursache?« fragte Sir Humphrey.
»Ein Schlag oder mehrere Schläge auf den Kopf, wodurch es zu einem gebrochenen Kiefer kam, und Risse an der Schädelbasis, die von einem stumpfen Gegenstand herrühren könnten.«
Ich wollte aufspringen und rufen: »Ich kann Ihnen erklären, was für ein Gegenstand das war!«, als Sir Humphrey sagte: »Ich danke Ihnen, Dr. Mallins. Keine weiteren Fragen. Bitte bleiben Sie noch im Zeugenstand.«
Mr. Scott behandelte den Arzt mit weit mehr Respekt als Inspektor Simmons, obwohl Mallins als Belastungszeuge auftrat.
»Könnte der Schlag auf Miss Moorlands Hinterkopf durch einen Sturz verursacht worden sein?« fragte er.
Der Arzt zögerte. »Das wäre möglich«, bejahte er. »Aber es würde nicht den gebrochenen Kiefer erklären.«
Mr. Scott ignorierte die Bemerkung und drängte weiter.
»Wieviel Prozent der Menschen in Großbritannien haben Blutgruppe B?«
»Ungefähr fünf oder sechs Prozent«, schätzte der Doktor.
»Zweieinhalb Millionen Menschen«, sagte Mr. Scott und ließ den Klang der Zahl genüßlich auf die Anwesenden einwirken, bevor er plötzlich seine Taktik änderte.
Aber sosehr er sich auch bemühte, er konnte die Meinung des Mediziners nicht ändern, weder was den Zeitpunkt des Todes noch was die Tatsache betraf, daß irgendwann während der Stunden, die sein Klient mit Carla verbracht hatte, Geschlechtsverkehr stattgefunden haben mußte. Als Mr. Scott sich wieder setzte, erkundigte sich der Richter bei Sir Humphrey, ob er den Zeugen nochmals verhören wolle.
»Ja, Euer Ehren. Dr. Mallins, Sie haben dem Gericht erklärt, daß Miss Moorland einen gebrochenen Kiefer und Risse an ihrem Hinterkopf erlitten hatte. Besteht die Möglichkeit, daß sie auf einen stumpfen Gegenstand gefallen ist, nachdem der Kiefer gebrochen war?«
»Ich muß Einspruch erheben, Euer Ehren«, warf Mr. Scott ein und erhob sich mit
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