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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Der perfekte Dreh
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hineinging und wenige Augenblicke später mit einer Abendzeitung und etwas, das wie ein Päckchen Zigaretten aussah, wieder auftauchte. Er ging hinüber zu seinem Wagen, einem blauen BMW, blieb stehen, um einen Strafzettel von seiner Windschutzscheibe zu entfernen, und schien zu fluchen. Wie lange hatte der BMW wohl schon da gestanden? Ich begann mich sogar zu fragen, ob der Mann bei Carla gewesen war, als sie anrief, um mir zu sagen, ich solle nicht vorbeikommen.
Der Mann stieg in den BMW, schnallte den Sicherheitsgurt fest und zündete sich, bevor er losfuhr, eine Zigarette an. Ich übernahm seinen Parkplatz vor der noch laufenden Parkuhr, sozusagen als Abschlagszahlung für die Frau, die mir gehörte. Ein fairer Ausgleich war es in meinen Augen nicht. Ich schaute erst links und rechts die Straße hinunter, so wie ich es immer tat, bevor ich ausstieg und hinüber zum Wohnblock ging. Es war schon dunkel, und niemand nahm Notiz von mir. Ich drückte den Klingelknopf.
Als Carla die Haustür öffnete, wurde ich mit einem strahlenden Lächeln begrüßt, das sehr schnell in einem verkniffenen Mund erstarb und sich daraufhin ebenso schnell in ein Lächeln zurückverwandelte. Das erste Lächeln konnte nur dem Mann mit dem BMW gegolten haben. Ich hatte mich schon oft gefragt, warum sie mir keinen Hausschlüssel geben wollte. Ich starrte in ihre blauen Augen, die mich vor Monaten als erstes in ihren Bann gezogen hatten. Obwohl sie lächelte, zeigten diese Augen eine Kälte, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Sie wandte sich ab, um die Tür zu öffnen und mich in ihre Erdgeschoßwohnung einzulassen. Mir fiel auf, daß sie unter ihrem Morgenrock das weinrote Neglige trug, das ich ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Sobald ich in der Wohnung war, ertappte ich mich dabei, wie ich das mir so vertraute Zimmer inspizierte. Auf dem Glastisch in der Mitte des Zimmers stand die »Snoopy«-Kaffeetasse, aus der ich gewöhnlich trank – leer. Gleich daneben Carlas Tasse, ebenfalls leer, und ein Dutzend Rosen in einer Vase. Die Knospen fingen gerade erst an, sich zu öffnen.
Kritik ist mir schon immer schnell von den Lippen gekommen, und der Anblick der Blumen machte es mir unmöglich, meinen Ärger zu verbergen.
»Und wer war der Mann, der eben gegangen ist?« fragte ich.
»Ein Versicherungsmakler«, antwortete sie und nahm die Tassen vom Tisch.
»Und was hat er versichert«, wollte ich wissen, »dein Liebesleben?«
»Warum nimmst du automatisch an, daß er mein Liebhaber ist?« sagte sie mit erhobener Stimme.
»Trinkst du in der Regel Kaffee mit einem Versicherungsmakler in deinem, oder besser gesagt, meinem Neglige?«
»Ich trinke Kaffee, mit wem ich will, verdammt noch mal«, entgegnete sie, »und trage dabei, verdammt noch mal, was mir gefällt, besonders wenn du auf dem Weg nach Hause zu deiner Frau bist.«
»Aber ich wollte zu dir –«
»Und anschließend zurück zu deiner Frau. Jedenfalls sagst du mir immer, ich soll mein eigenes Leben führen und mich nicht auf dich verlassen«, fügte sie hinzu, ein Argument, auf das Carla immer zurückgriff, wenn sie etwas zu verheimlichen hatte.
»Du weißt, ganz so einfach ist es nicht.«
»Ich weiß, daß es immerhin ziemlich einfach für dich ist, mit mir ins Bett zu hüpfen, wann immer es dir paßt. Dazu bin ich gerade gut genug, oder?«
»Das ist nicht fair.«
»Nicht fair? Hast du dir nicht erwartet, bei mir um sechs dein Gewohntes zu kriegen, um dann noch rechtzeitig zum Abendessen mit Elizabeth wieder zu Hause zu sein?«
»Ich habe jahrelang nicht mehr mit meiner Frau geschlafen!« rief ich.
»Das kann jeder sagen.« Ihre Stimme war eisig vor Zorn.
»Ich bin dir absolut treu gewesen.«
»Was wohl heißen soll, daß ich dir auch immer treu zu sein habe?«
»Hör auf, dich wie eine Hure zu benehmen.«
Carlas Augen funkelten, sie schoß auf mich zu und schlug mir mit aller Kraft, die sie aufbieten konnte, ins Gesicht.
Ich war immer noch ein wenig aus dem Gleichgewicht, als sie ihren Arm zum zweiten Mal erhob, doch als ihre Hand in vollem Schwung auf mich zukam, fing ich sie ab, und es gelang mir, Carla gegen den Kaminsims zurückzustoßen. Sie erholte sich jedoch schnell und ging von neuem auf mich los.
In einem Moment unkontrollierter Wut, gerade als sie sich auf mich stürzen wollte, ballte ich die Faust und holte zu einem Schlag aus. Ich traf sie am Kinn, und die Wucht des Schlags drehte sie herum. Ich sah, wie sie einen Arm ausstreckte, um ihren Sturz zu bremsen. Aber bevor sie
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