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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Der perfekte Dreh
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Dank dafür, daß ich sie vorbeiließ. Ich dachte, ich könne ungefähr ein Dutzend von ihnen passieren lassen, bevor die hinter mir sich beschweren würden. Die Verkehrspolizistin tat weiterhin ihr Bestes.
Dann wurde am Fuße des Treppenhauses eine Bahre sichtbar. Zwei Sanitäter in Uniform trugen einen mit einem Tuch bedeckten Körper heraus auf die Straße und schoben ihn hinten in den Krankenwagen. Es war mir nicht möglich, das Gesicht zu sehen, da es von dem Tuch verdeckt war, aber ein dritter Mann, der nur ein Kriminalbeamter sein konnte, ging unmittelbar hinter der Bahre.
Er trug eine Plastiktüte, in der ich ein rotes Kleidungsstück erkennen konnte, bei dem es sich unverkennbar um das Neglige handelte, das ich Carla geschenkt hatte.
Ich erbrach mein Frühstück über den ganzen Beifahrersitz, und schließlich ruhte mein Kopf auf dem Lenkrad. Einen Augenblick später schlugen sie die Türen des Krankenwagens zu, eine Sirene heulte auf, und die Verkehrspolizistin fing an, mich vorbeizuwinken. Die Ambulanz entfernte sich schnell, und der Mann hinter mir drückte ungeduldig auf seine Hupe. Er war schließlich nur ein nichtsahnender Passant. Mein Wagen schlingerte vorwärts, und später wußte ich nicht mehr, wie ich eigentlich in mein Büro gekommen war.
Sobald ich auf dem Firmenparkplatz angekommen war, entfernte ich die Schweinerei auf dem Beifahrersitz, so gut ich konnte, und ließ ein Fenster offen, bevor ich zum Waschraum im siebten Stock hinaufging. Ich zerriß meine Einladung an Carla zum Lunch in kleine Stücke und spülte sie in der Toilette hinunter. Ich erreichte mein Büro im zwölften Stock kurz nach halb neun und fand dort den Direktor vor, der im Raum auf und ab ging und offensichtlich auf mich wartete. Ich hatte völlig vergessen, daß Freitag war und er immer die neuesten Hochrechnungen zu seiner persönlichen Begutachtung vorgelegt haben wollte.
Es stellte sich heraus, daß er an diesem Freitag außerdem die Buchführungsplanung für die Monate Mai, Juni und Juli haben wollte. Ich versprach, sie würde bis Mittag auf seinem Schreibtisch liegen. Was ich jetzt gebraucht hätte, war ein ungestörter Vormittag, und der würde mir nicht vergönnt sein.
Jedesmal, wenn das Telefon klingelte, die Tür sich öffnete oder mich jemand auch nur ansprach, blieb mir das Herz stehen
– ich dachte jedesmal, es könne nur die Polizei sein. Bis Mittag hatte ich eine Art Bericht für den Direktor fertig, aber mir war klar, daß er ihn weder als angemessen noch als exakt ansehen würde. Sobald ich die Papiere bei seiner Sekretärin hinterlegt hatte, brach ich zu einem frühen Lunch auf. Ich wußte, ich würde keinen Bissen hinunterkriegen, mir aber wenigstens die Frühausgabe des Standard besorgen können, um darin nach Neuigkeiten zu suchen, die man vielleicht in Verbindung mit Carlas Tod herausgefunden hatte.
Ich saß in meiner Stammkneipe, wo ich wußte, daß man mich von jenseits der Bar nicht sehen konnte. Mit einem Tomatensaft vor mir auf dem Tisch, begann ich langsam die Zeitung durchzublättern.
Es war ihr nicht gelungen, auf die Seite eins zu kommen, auch nicht auf Seite zwei, drei oder vier. Und auf Seite fünf hatte man ihr nur einen winzigen Absatz eingeräumt. »Miss Carla Moorland, 31, wurde heute morgen in ihrer Wohnung in Pimlico tot aufgefunden.« Ich erinnerte mich, daß mir der Gedanke kam, sie hätten nicht einmal ihr Alter richtig angegeben. »Kriminalinspektor Simmons, der die Ermittlungen in diesem Fall leitet, teilt mit, die Untersuchung sei im Gange und man warte auf den Bericht des Gerichtsmediziners. Es gebe zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch keine Veranlassung zu der Annahme, daß ein Verbrechen stattgefunden habe.«
Nach dieser Meldung konnte ich sogar ein wenig Suppe und ein Brötchen essen. Als ich den Bericht ein zweites Mal gelesen hatte, ging ich zum Firmenparkplatz zurück und setzte mich in meinen Wagen. Ich kurbelte auch das linke Seitenfenster herunter, um mehr frische Luft hereinzulassen, bevor ich mir im Radio World At One anhörte. Carla wurde nicht einmal erwähnt. Im Zeitalter von Pumpguns, Drogen, Aids und Goldbarrenraub nahm man bei der BBC vom Tod der zweiunddreißigjährigen Chefsekretärin eines Industriebetriebes keinerlei Notiz.
Ich kehrte in mein Büro zurück und fand dort auf meinem Schreibtisch eine Notiz mit einem langen Fragenkatalog des Direktors vor, womit es für mich hinsichtlich der Beurteilung meines Berichtes keinen Zweifel geben konnte. Es gelang
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