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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Der perfekte Dreh
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Bettes.
    Auf meiner Fahrt ins Büro übte ich ein, was genau ich sagen würde. Ich kam kurz vor acht an und ließ meine Tür weit offen, so daß ich die kleinste Störung rechtzeitig bemerken würde. Ich war zuversichtlich, noch gut und gern fünfzehn oder sogar zwanzig Minuten Zeit zu haben, bevor irgend jemand kommen würde.
    Noch einmal ging ich genau durch, was ich sagen mußte. Ich fand die Nummer im Band L-R des Telefonbuchs und kritzelte sie auf einen Notizblock, bevor ich in großen Lettern fünf Stichworte aufschrieb – so wie ich das immer vor einer Sitzung machte.
    BUSHALTESTELLE MANTEL
NR. 19
BMW
STRAFZETTEL
    Dann wählte ich die Nummer.
    Ich nahm meine Armbanduhr ab und legte sie vor mich hin. Ich hatte einmal gelesen, daß der Apparat, von dem aus jemand telefonierte, in ungefähr drei Minuten ausgeforscht werden konnte.
Eine weibliche Stimme sagte: »Scotland Yard.«
»Inspektor Simmons, bitte«, war alles, was ich von mir gab. »Kann ich ihm sagen, wer der Anrufer ist?«
»Nein, ich ziehe es vor, meinen Namen nicht zu nennen.« »Ja, selbstverständlich, Sir«, sagte sie ungerührt.
Ein weiteres Klingeln. Mein Mund wurde trocken, als sich die
    Stimme des Mannes mit »Simmons« meldete und ich den Inspektor zum ersten Mal sprechen hörte. Ich war verblüfft, daß ein Mann mit einem so englisch klingenden Namen einen dermaßen breiten Glasgower Akzent haben konnte.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Danke, nichts, aber ich glaube, ich kann etwas für Sie tun«, sagte ich in ruhigem Tonfall und wesentlich tiefer, als meine Sprechstimme üblicherweise klang.
    »Und das wäre?«
    »Sind Sie der Beamte, der mit dem Fall Carla-wie-war-nochgleich-der-Name beauftragt ist?«
»Ja, der bin ich. Aber wie können Sie mir helfen?«
Meine Uhr zeigte, daß bereits eine Minute vergangen war.
»Ich habe gesehen, wie an dem Abend ein Mann ihre Wohnung verließ.«
»Wo waren Sie zu dem Zeitpunkt?«
»An der Bushaltestelle auf derselben Straßenseite.«
»Können Sie mir eine Beschreibung des Mannes geben?« Simmons Ton war ganz genauso beiläufig wie mein eigener.
»Groß. Ich würde sagen, etwa einsachtzig. Gut gebaut. Trug einen von diesen piekfeinen City-Mänteln – Sie wissen schon, die schwarzen mit Samtkragen.«
»Warum sind Sie sich bei dem Mantel so sicher?« fragte er.
»Es war kalt, als ich im Freien stand und auf die Nr. 19 wartete, so daß ich mir wünschte, ich hätte ihn selber angehabt.«
»Erinnern Sie sich, ob noch irgend etwas Besonderes passierte, nachdem er die Wohnung verlassen hatte?«
»Nur, daß er in den Zeitungsladen gegenüber ging, bevor er in seinen Wagen stieg und wegfuhr.«
»Ja, soviel wissen wir auch schon«, sagte der Chefinspektor. »Sie wissen wohl nicht, welche Wagentype es war?«
Zwei Minuten waren jetzt verflossen, und ich begann den Sekundenzeiger genau zu beobachten.
»Ich glaube, es war ein BMW«, sagte ich.
»Erinnern Sie sich zufällig an die Farbe?«
»Nein, dazu war es zu dunkel.« Ich hielt inne. »Aber ich sah, wie er einen Strafzettel von der Windschutzscheibe riß, also sollte es nicht zu schwer für Sie sein, ihn ausfindig zu machen …«
»Und um wieviel Uhr war das alles?«
»Etwa zwischen Viertel nach sechs und halb sieben, Inspektor«, sagte ich.
»Und können Sie mir sagen …?«
Zwei Minuten achtundfünfzig Sekunden. Ich legte auf. Der Schweiß brach mir aus allen Poren.
»Schön, Sie an einem Samstag im Büro zu sehen«, sagte der Direktor grimmig, als er an meiner Tür vorbeiging. »Sobald Sie fertig sind, würde ich Sie gerne kurz sprechen.«
Ich verließ meinen Schreibtisch und folgte ihm den Korridor entlang in sein Büro. Während der folgenden Stunde ging er die von mir vorgelegten Zahlen mit mir durch, doch sosehr ich mich bemühte, ich konnte mich nicht konzentrieren. Es dauerte nicht lange, bis er seine Ungeduld nicht mehr verbergen konnte.
»Denken Sie an etwas ganz anderes?« fragte er und schloß seine Akte. »Sie scheinen geistesabwesend zu sein.«
»Nein«, beteuerte ich, »ich habe nur in letzter Zeit eine Menge Überstunden gemacht«, und stand auf, um zu gehen.
Wieder in meinem Büro, verbrannte ich das Stück Papier mit den fünf Stichworten und machte mich auf den Weg nach Hause. In der ersten Ausgabe der Nachmittagszeitung war die »Liebesstreit«-Geschichte nach hinten auf Seite sieben gerückt worden. Sie hatten nichts Neues zu berichten.
Der verbleibende Rest des Samstags schien nicht enden zu wollen, doch dann verschaffte mir der Sunday
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