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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Der perfekte Dreh
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Sir.«
»Was passierte dann?«
»Miss Moorland kam ein paar Minuten später in die Küche, gab mir mein Geld, und dann ging ich.«
»Als Sie mit Miss Moorland allein in der Küche waren, gab sie in irgendeiner Form zu verstehen, daß sie Angst vor ihrem Gast hatte?«
»Nein, Sir.«
»Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
Als Maria Lucia am späten Nachmittag den Zeugenstand verließ, wurde sie nicht neuerlich von Sir Humphrey verhört, der den Richter davon in Kenntnis setzte, daß die Beweisaufnahme durch die Anklage abgeschlossen sei. Richter Buchanan sagte, er habe den Eindruck, damit sei es genug für heute; ich war jedoch nicht davon überzeugt, daß es ausreichen würde, Menzies zu verurteilen.
Bei meiner Heimkehr an diesem Abend fragte mich Elizabeth nicht, wie mein Tag verlaufen sei, und freiwillig wollte ich keine Auskunft geben. Ich verbrachte den Abend damit, so zu tun, als arbeitete ich an meinen Bewerbungsschreiben.
Am darauffolgenden Morgen frühstückte ich verspätet und las die Zeitungen durch, ehe ich meinen Platz am Ende der Sitzreihe im Gerichtssaal wieder einnahm, nur wenige Augenblicke, bevor der Richter hereinkam.
Richter Buchanan setzte sich, rückte seine Perücke zurecht und rief dann Mr. Scott auf, den Standpunkt der Verteidigung vorzutragen. Der Strafverteidiger erhob sich, langsam wie immer – ein Mann, der gegen Stundenhonorar arbeitet, dachte ich böse. Er begann sein Plädoyer mit der Versicherung, er werde sich bei seinen einleitenden Worten kurz fassen, und blieb dann während der nächsten zweieinhalb Stunden stehen.
Zunächst befaßte er sich in einer Verteidigungsrede in allen Einzelheiten mit den in seinen Augen bedeutungsvollen Stationen in Menzies’ Vorleben. Dabei versicherte er uns allen, wer immer auch an Menzies’ Leumund herumkritteln wollte, würde entdecken müssen, dieser sei makellos. Paul Menzies sei ein glücklich verheirateter Mann, der mit seiner Frau und seinen drei Kindern, Polly, einundzwanzig, Michael, neunzehn, und Sally, sechzehn, in Sutton lebe. Zwei der Kinder besuchten jetzt die Universität, die Jüngste habe gerade ihr GCSE-Diplom erhalten. Die Ärzte hätten Mrs. Menzies geraten, an dem Prozeß nicht teilzunehmen, da sie erst kürzlich aus dem Krankenhaus entlassen worden sei. Ich bemerkte, wie zwei Frauen auf der Geschworenenbank mitfühlend und verständnisvoll lächelten.
Mr. Menzies, fuhr Mr. Scott fort, habe während der letzten sechs Jahre bei ein und derselben Versicherungsmakler-Firma in der Londoner City gearbeitet, und obwohl man ihn nie befördert habe, sei er ein hochgeachteter Mitarbeiter. Er sei eine Säule seiner Ortsgemeinde, da er in der Landwehr gedient und dem lokalen Fotoklub angehört habe. Er habe sogar einmal für den Gemeinderat in Sutton kandidiert. Man könne ihn sich mithin schwerlich ernsthaft als Mörder vorstellen.
Mr. Scott ging dann zu dem eigentlichen Tag des Mordes über und bestätigte, daß Mr. Menzies Miss Moorland an dem fraglichen Nachmittag besucht habe, jedoch sei dies in streng dienstlicher Funktion geschehen, und zwar mit der einzigen Absicht, sie bei der Wahl einer für sie geeigneten Versicherung zu beraten. Es habe keinen anderen Grund für ihn geben können, Miss Moorland während der Geschäftszeit zu besuchen. Er habe keinen Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt und sie auch ganz gewiß nicht ermordet.
Der Angeklagte habe seine Klientin wenige Minuten nach sechs Uhr wieder verlassen. So viel er wisse, habe sie vorgehabt, sich noch umzuziehen, bevor sie zum Dinner mit ihrer Schwester nach Fulham fahren wollte. Er habe mit ihr vereinbart, sie am darauffolgenden Mittwoch in seinem Büro zu treffen, um die Versicherungspolice vollständig auszufertigen. Die Verteidigung, fuhr Mr. Scott fort, werde später einen Eintrag in seinem Terminkalender vorlegen, welcher die Richtigkeit dieser Darstellung bestätigen werde.
Die Beschuldigung gegen den Angeklagten, gab er zu bedenken, stütze sich fast ausschließlich auf Indizienbeweise. Er sei zuversichtlich, daß die Geschworenen, wenn der Prozeß zu seinem Abschluß komme, keine andere Wahl haben würden, als seinen Klienten wieder in den Schoß seiner liebenden Familie zu entlassen. »Sie müssen diesem Alptraum ein Ende machen«, schloß Mr. Scott seine Ausführungen. »Für einen unschuldigen Mann hat er schon viel zu lange gedauert.«
An dieser Stelle schlug der Richter eine Mittagspause vor. Während des Essens war ich unfähig, mich zu konzentrieren oder
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