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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Der perfekte Dreh
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Humphrey, während er ein paar Seiten weiter zurückblätterte. »Wer ist David Paterson?« fragte er.
Menzies schien zu versuchen, den Namen irgendwo unterzubringen.
»Mr. David Paterson, 112 City Road, 11 Uhr 30, am 9. Januar dieses Jahres«, las Sir Humphrey dem Gericht vor. Menzies wurde unruhig. »Wir können Mr. Paterson vorladen, wenn Sie sich an diesen Termin nicht erinnern können«, sagte Sir Humphrey hilfsbereit.
»Er ist ein Klient unserer Firma«, sagte Menzies leise.
»Ein Klient Ihrer Firma«, wiederholte Sir Humphrey langsam.
»Ich frage mich, wie viele von denen ich wohl noch finden würde, wenn ich Ihren Kalender sorgfältig durcharbeiten würde?« Menzies senkte den Kopf, als Sir Humphrey, der sein Ziel erreicht hatte, den Kalender an den Gerichtsschreiber zurückgab.
»Jetzt würde ich mich gerne einigen wichtigeren Fragen zuwenden …«
»Aber erst nach dem Lunch, Sir Humphrey«, schaltete sich der Richter ein. »Es ist fast ein Uhr, und ich glaube, wir sollten jetzt eine Pause machen.«
»Wie Euer Ehren wünschen«, kam die höfliche Antwort zurück.
Diesmal verließ ich den Gerichtssaal in optimistischerer Stimmung, obwohl ich es kaum abwarten konnte, zu erfahren, was denn wichtiger war als jener Kalender. Daß Sir Humphrey auf kleinen Lügen herumritt – obwohl diese Menzies nicht als Mörder entlarvten –, zeigte, daß dieser etwas verheimlichte. Ich begann mir Sorgen zu machen, daß Mr. Scott Menzies während der Pause raten könnte, seine Affäre mit Carla zuzugeben, um so den Rest seiner Geschichte glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Zu meiner Erleichterung erfuhr ich beim Essen, daß nach englischem Recht Menzies seinen Anwalt nicht zu Rate ziehen durfte, solange er noch im Zeugenstand war. Als wir in den Gerichtssaal zurückkehrten, fiel mir auf, daß Mr. Scotts Lächeln verschwunden war.
»Sie haben unter Eid ausgesagt, Mr. Menzies, daß Sie ein glücklich verheirateter Mann sind.«
»Das bin ich, Sir«, erwiderte der Angeklagte mit Nachdruck.
»War Ihre erste Ehe genauso glücklich, Mr. Menzies?« fragte Sir Humphrey beiläufig.
Der Angeklagte wurde bleich. Ich schaute schnell hinüber zu Mr. Scott, der nicht verbergen konnte, daß es hier um etwas ging, in das er nicht eingeweiht worden war.
»Lassen Sie sich Zeit, bevor Sie antworten«, sagte Sir Humphrey.
Alle Augen kehrten zu dem Mann im Zeugenstand zurück.
»Nein«, sagte Menzies und fügte schnell hinzu: »Aber ich war damals noch sehr jung. Es ist viele Jahre her und war alles ein furchtbarer Fehler.«
»Alles ein furchtbarer Fehler?« wiederholte Sir Humphrey und blickte die Geschworenen direkt an. »Und wie endete diese Ehe?«
»Mit einer Scheidung«, sagte Menzies schlicht.
»Und was war der Grund für diese Scheidung?«
»Grausamkeit«, sagte Menzies, »aber …«
»Aber? … Möchten Sie, daß ich den Geschworenen vorlese, was Ihre Frau damals unter Eid vor Gericht ausgesagt hat?«
Menzies stand da und zitterte. Er wußte: egal, ob er nun mit Ja oder mit Nein antwortete, er steckte den Kopf in die Schlinge.
»Nun, da Sie unfähig zu sein scheinen, uns darauf eine Antwort zu geben, werde ich mit Ihrer Erlaubnis, Euer Ehren, die Aussage verlesen, die von der ersten Mrs. Menzies am 9. Juni 1961 beim Grafschaftsgericht Swindon vor Richter Rodger gemacht wurde.«
Sir Humphrey räusperte sich. »Er hat mich immer wieder geschlagen, und es wurde so schlimm, daß ich davonlaufen mußte, aus Angst, er könnte mich eines Tages umbringen.« Sir Humphrey betonte die letzten Worte.
»Sie hat übertrieben«, rief Menzies aus dem Zeugenstand.
»Wie bedauerlich, daß die arme Miss Moorland heute nicht unter uns sein kann, um uns zu sagen, ob die Geschichte, die Sie über sie erzählen, auch eine Übertreibung ist.«
»Ich erhebe Einspruch, Euer Ehren«, sagte Mr. Scott. »Sir Humphrey quält den Zeugen unnötig.«
»Einspruch stattgegeben«, sagte der Richter. »Seien Sie in Hinkunft zurückhaltender, Sir Humphrey.«
»Ich bitte um Verzeihung, Euer Ehren«, sagte Sir Humphrey, und das klang so gar nicht schuldbewußt. Er schloß die Akte, auf die er sich bezogen hatte, und legte sie wieder auf den Tisch vor sich hin, bevor er eine andere in die Hand nahm. Er öffnete sie langsam und vergewisserte sich dabei, daß alle im Gerichtssaal jede seiner Bewegungen verfolgten. Dann zog er ein einzelnes Blatt Papier heraus.
»Wie viele Geliebte haben Sie seit Ihrer Heirat mit der zweiten Mrs. Menzies gehabt?«
»Einspruch, Euer Ehren. Das
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