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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die Kandidaten
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verkündete er, dass er das ohnehin beabsichtigt hatte.
Mehrere Stimmenzähler, die ihre Sachen gepackt hatten und eben gehen wollten, kehrten hastig an ihre Plätze zurück. Fletcher hörte aufmerksam zu, während Jimmy ihm etwas ins Ohr flüsterte. Er dachte einige Augenblicke über den Vorschlag nach und erwiderte dann mit fester Stimme: »Nein.«
Jimmy hatte seinen Kandidaten darauf hingewiesen, dass der Bürgermeister nicht die Machtbefugnis besaß, um eine Neuzählung anzuordnen, da Fletcher die Wahl in Madison verloren hatte und nur der unterlegene Kandidat eine Neuzählung verlangen durfte. Am nächsten Morgen schrieb die Washington Post in ihrem Leitartikel, dass der Bürgermeister seine Machtbefugnis auch an anderer Front überschritten habe, da Nat seinen Rivalen mit mehr als einem Prozent geschlagen hatte und eine Neuzählung daher unnötig war. Allerdings räumte der Kommentator ein, dass die Ablehnung der Bitte in einem Aufruhr geendet haben könnte, ganz zu schweigen von den juristischen Auseinandersetzungen, die jedoch angesichts der Art und Weise, wie die beiden Kandidaten ihren Wahlkampf geführt hatten, unwahrscheinlich schienen.
Erneut wurden die Stapel gezählt und nochmals gezählt, geprüft und nochmals überprüft. Man entdeckte, dass sich in drei Stapeln 101 Stimmzettel befanden, in einem anderen nur 98. Der Verwaltungschef bestätigte das Ergebnis erst, als er sicher war, dass sich die Taschenrechner und die Handauszählungen in Übereinstimmung befanden. Dann reichte er dem Bürgermeister wieder ein Blatt Papier mit zwei neuen Zahlen, die er verkünden konnte.
Der Bürgermeister verlas das korrigierte Ergebnis von 3 021 Stimmen für Cartwright und 2 905 Stimmen für Davenport, was die Führung der Demokraten auf zwei Stimmen verkürzte.
Tom verlangte sofort eine weitere Auszählung, obwohl er wusste, dass er kein Recht dazu hatte. Er vermutete, dass der Bürgermeister seine Bitte nur schlecht ablehnen konnte, da Fletchers Mehrheit geschrumpft war. Er drückte die Daumen, während der Verwaltungschef dem Bürgermeister etwas zuflüsterte. Was immer der Verwaltungschef geraten haben mochte, der Bürgermeister nickte nur und kämpfte sich dann zum Mikrofon vor.
»Ich werde noch eine weitere Zählung gestatten«, verkündete er.
»Sollten jedoch die Demokraten zum dritten Mal eine Mehrheit finden, wie gering auch immer, werde ich Fletcher Davenport zum neuen Gouverneur von Connecticut erklären.« Das wurde von Fletchers Anhängern mit Jubelrufen quittiert. Nat nickte zustimmend. Erneut setzte sich die Auszählungsmaschinerie in Gang.
Vierzig Minuten später wurden alle Stapel für korrekt befunden, doch als die Schlacht schon beendet schien, fiel jemandem auf, dass einer von Nats Beobachtern die Hand hoch in die Luft streckte. Der Bürgermeister ging langsam auf ihn zu, sein Verwaltungschef nur einen Schritt hinter ihm. Holbourn fragte, was los sei. Der Beobachter wies auf einen Hunderterstapel auf der Davenport-Seite des Tisches und behauptete, dass einer der Stimmzettel Cartwright gutgeschrieben werden müsse.
»Tja, es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, sagte der Bürgermeister, nahm die Stimmzettel zur Hand und die Menge rief unisono dazu: »Eins, zwei, drei …«
Nat war das peinlich und er flüsterte Su Ling zu: »Hoffentlich hat der Mann Recht.«
»Siebenundzwanzig, achtundzwanzig …« Fletcher sagte nichts, als Jimmy sich dem Chor anschloss.
»Neununddreißig, vierzig, einundvierzig …« Und plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Der Beobachter behielt tatsächlich Recht, denn der zweiundvierzigste Stimmzettel trug ein Kreuz neben dem Namen Cartwright. Der Bürgermeister, sein Verwaltungschef, Tom und Jimmy prüften allesamt den fraglichen Stimmzettel und kamen überein, dass man einen Fehler gemacht habe und das Gesamtergebnis daher ein Gleichstand war. Tom war überrascht von Nats erster Reaktion.
»Ich frage mich, wie Dr. Renwick gestimmt hat.«
»Ich denke, er hat sich der Stimme enthalten«, flüsterte Tom.
Der Bürgermeister wirkte erschöpft und kam mit seinem Verwaltungschef überein, dass man eine Pause einlegen sollte, um den Stimmenzählern und allen anderen Helfern eine Stunde Erholung zu gönnen, bevor um 14 Uhr die nächste Zählung stattfand. Der Bürgermeister lud Fletcher und Nat ein, ihm beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten, aber beide Kandidaten lehnten höflich ab, da sie nicht die Absicht hatten, den Rathaussaal zu verlassen oder sich auch
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