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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die Kandidaten
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Übertreibungen aus. Zwischen den sich überschlagenden Meldungen fand manchmal ein Reporter vor Ort die Zeit, schnell die Information einzuschieben, dass Präsident Bush Gouverneur Clinton in Arkansas angerufen und dem neu gewählten Präsidenten gratuliert habe. Wird damit eine neue Kennedy-Ära eingeläutet?, fragten sich die politischen Beobachter … »Doch jetzt zurück zur Gouverneurswahl nach Connecticut und hier kommt etwas für die Statistikfreunde. Im Moment führen die Demokraten vor den Republikanern mit 1 170 141 zu 1 168 872 Stimmen. Damit liegt Senator Davenport mit 1 269 Stimmen vorn. Das ist weniger als ein Prozent, was eine automatische Neuauszählung notwendig macht. Und wenn das immer noch nicht reicht«, fuhr der Kommentator fort, »stehen wir einer zusätzlichen Komplikation gegenüber, denn in Madison bewahrt man eine uralte Tradition, wonach die Stimmen erst um 10 Uhr am nächsten Morgen ausgezählt werden.«
Paul Holbourn, der Bürgermeister von Madison, tauchte als Nächstes auf dem Bildschirm auf. Der über 70-jährige Politiker lud jeden ein, die malerische Stadt am Meer zu besuchen, in der entschieden würde, wer der nächste Gouverneur des Staates wurde.
»Zu welchem Ergebnis kommst du?«, fragte Nat, während Tom weiter Zahlen in seinen Taschenrechner eintippte.
»Fletcher führt im Augenblick mit 1 269 Stimmen. Bei der letzten Wahl haben die Republikaner in Madison mit 1312 Stimmen geführt.«
»Dann sind wir doch die Favoriten?«, meinte Nat.
»Ich wünschte, es wäre so einfach«, erwiderte Tom. »Wir müssen noch eine weitere Hürde nehmen.«
»Und die wäre?«
»Der gegenwärtige Gouverneur des Staates ist in Madison geboren und aufgewachsen, daher müssen wir dort mit einer beträchtlichen Anhäufung von persönlich gefärbten Stimmabgaben rechnen.«
»Ich hätte doch noch einmal nach Madison fahren sollen«, sagte Nat.
»Du warst zwei Mal dort, einmal mehr als Fletcher.«
»Ich sollte ihn anrufen und ihm mitteilen, dass ich meine Niederlage nicht einräume«, sagte Nat.
Tom nickte zustimmend. Nat ging zum Telefon. Er musste die Privatnummer des Senators nicht erst nachschlagen, denn er hatte sie während seiner Verhandlung jeden Abend gewählt.
»Hallo«, meldete sich eine Stimme, »Residenz des Gouverneurs.«
»Noch nicht, meine Liebe«, erklärte Nat mit fester Stimme.
»Hallo, Mr Cartwright«, sagte Lucy. »Hatten Sie gehofft, mit dem Gouverneur sprechen zu können?«
»Nein, ich wollte mit deinem Vater sprechen.«
»Wollen Sie Ihre Niederlage einräumen?«
»Nein, das überlasse ich ihm morgen persönlich, wenn ich dir, falls du dich benimmst, einen Job anbiete.«
Fletcher nahm Lucy den Hörer ab. »Tut mir Leid, Nat«, sagte er.
»Vermutlich rufst du an, um unsere Wette bis morgen 12 Uhr mittags aufzuschieben?«
»Ja. Jetzt, wo du es erwähnst: Ich werde die Rolle von Gary Cooper übernehmen«, sagte Nat.
»Dann sehe ich dich auf der Hauptstraße, Sheriff.«
»Sei dankbar, dass du dich nicht Ralph Elliot stellen musst!«
»Warum?«, fragte Fletcher.
»Weil er in diesem Augenblick in Madison wäre und die Wahlurnen mit zusätzlichen Stimmen auffüllen würde.«
»Das hätte auch keinen Unterschied mehr gemacht«, meinte Fletcher.
»Warum nicht?«, fragte Nat.
»Wenn Elliot mein Gegner gewesen wäre, hätte ich längst mit überwältigender Mehrheit gewonnen.«

SIEBTES BUCH NUMERI54
    NAT BRAUCHTE UNGEFÄHR eine Stunde für die Fahrt nach Madison und als er die Randbezirke der Stadt erreichte, hatte es den Anschein, als sei dieses kleine Nest zum Austragungsort für das siebte Spiel der World Series ausgewählt worden.
    Der Highway wimmelte von Autos, die mit rot-weiß-blauen Emblemen geschmückt waren. Esel und Elefanten, die Maskottchen der beiden Parteien, starrten blicklos aus zahllosen Rückfenstern. Als er die Abfahrt nach Madison nahm, Einwohnerzahl 12 372, verließ mit ihm die Hälfte der Fahrzeuge den Highway, wie Stahlnägel, die von einem Magneten angezogen wurden.
    »Wenn man alle abzieht, die zu jung zum Wählen sind, sollte die Zahl um die fünftausend liegen«, spekulierte Nat.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Tom. »Vermutlich werden es eher mehr sein. Vergiss nicht, dass Rentner nach Madison kommen, um ihre Eltern zu besuchen, also wird es hier nicht viele Jugendclubs und Discos geben.«
    »Das müsste doch ein Vorteil für uns sein«, sagte Nat. »Ich habe die Vorhersagen aufgegeben«, seufzte Tom. Als Nats kleine Wagenkolonne in der Stadtmitte
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