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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die Kandidaten
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anlangte,
    wurde sie von Müttern überholt, die Kinderwagen vor sich herschoben. Als sie auf die Main Street bogen, wurden sie ständig von Fußgängern aufgehalten, die auf die Straße liefen. Als Nats Wagen sogar von einem Rollstuhlfahrer überholt wurde, beschloss er, dass er jetzt aussteigen und zu Fuß gehen würde. Das verlangsamte sein Fortkommen jedoch noch mehr, denn kaum wurde er erkannt, wollten ihm die Menschen die Hand schütteln und einige fragten, ob er etwas dagegen hätte, wenn sie ihn und seine Frau fotografierten.
»Es freut mich, dass du die Kampagne zu deiner Wiederwahl
    bereits begonnen hast«, zog ihn Tom auf.
»Lass uns erst mal gewählt werden«, meinte Nat, als sie das
Rathaus erreichten. Er stieg die Stufen hoch, schüttelte weiterhin
    die Hände der Umstehenden, als ob es der Tag vor der Wahl wäre und nicht der Tag danach.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen, Nat«, sagte der Bürgermeister, als ob sie alte Freunde wären, obwohl sie sich erst einmal getroffen hatten.
    »Schön, auch Sie wiederzusehen, Mr Holbourn.« Nat umfasste die ausgestreckte Hand des Bürgermeisters. »Ich gratuliere zu Ihrer Wiederwahl – ohne Gegenstimme, wie man mir sagte.«
    »Danke«, sagte der Bürgermeister. »Fletcher ist vor ein paar Minuten eingetroffen und wartet in meinem Büro.« Auf dem Weg in das Gebäude fuhr Holbourn fort: »Ich wollte Ihnen beiden nur kurz erklären, wie das hier in Madison so läuft.«
    Ein Rattenschwanz aus Stadträten und Journalisten folgte der kleinen Gruppe den Flur entlang zum Büro des Bürgermeisters, wo Nat und Su Ling auf Fletcher und Annie und rund dreißig weitere Leute trafen, die das Recht zu haben glaubten, dieser ausgewählten Versammlung anzugehören.
    »Nat, möchten Sie Kaffee, bevor wir loslegen?«, fragte der
    Bürgermeister.
»Danke nein, Sir«, lehnte Nat ab.
    »Dann fange ich jetzt an«, erklärte der Bürgermeister und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Ansammlung von Menschen, die sich in sein Büro drängten.
    »Meine Damen und Herren.« Er schwieg kurz. »Sehr geehrter Herr künftiger Gouverneur« – er versuchte, beide Kandidaten gleichzeitig anzusehen –, »die Auszählung beginnt um 10 Uhr vormittags, wie es seit über einem Jahrhundert in Madison Brauch ist. Ich sehe keinen Grund, warum wir das hinauszögern sollten, nur weil das Interesse an unseren Gepflogenheiten dieses Mal etwas größer ist als sonst.«
    Fletcher amüsierte diese Untertreibung und er zweifelte nicht daran, dass der Bürgermeister jede einzelne Sekunde seiner fünfzehn Minuten Ruhm auszukosten gedachte.
    »Unsere Stadt«, fuhr der Bürgermeister fort, »hat 10 942 registrierte Wähler, die auf elf Stadtbezirke verteilt sind. Die 21 Wahlurnen wurden – wie es bislang immer der Fall war – wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale eingesammelt und dann dem sicheren Gewahrsam unseres Polizeichefs übergeben, der sie über Nacht in Haft behielt.« Einige Leute lachten höflich über den kleinen Scherz des Bürgermeisters, woraufhin Holbourn lächelte und prompt den Faden verlor. Er schien zu zögern, bis sein Stellvertreter sich vorbeugte und ihm »Wahlurnen« ins Ohr flüsterte.
    »Ja, natürlich, ja. Die Wahlurnen wurden heute Morgen um 9 Uhr ins Rathaus gebracht. Ich bat meinen Stellvertreter zu überprüfen, ob die Siegel unverletzt waren. Er bestätigte, dass alle Siegel intakt sind. Um 10 Uhr werde ich diese Siegel aufbrechen, dann werden die Stimmzettel aus den Urnen entfernt und in der Mitte des Sitzungssaales auf den Zähltisch gelegt. Beim ersten Durchlauf wird nur festgestellt, wie viele Menschen ihre Stimme abgegeben haben. Sobald die Zahl feststeht, werden die Stimmzettel in drei Haufen aufgeteilt. Die republikanischen Stimmen, die demokratischen Stimmen und jene Stimmen, die man als strittig bezeichnen könnte. Obwohl ich hinzufügen möchte, dass es nur selten strittige Stimmzettel in Madison gibt, weil es für viele von uns sehr wohl die letzte Gelegenheit sein könnte, eine Stimme abzugeben.« Ein paar Leute lachten nervös, obwohl Nat nicht daran zweifelte, dass es Holbourn todernst meinte.
    »Meine letzte Aufgabe als Wahlleiter besteht dann darin, das Ergebnis zu verkünden, was wiederum entscheiden wird, wer der nächste Gouverneur unseres wunderbaren Staates wird. Ich hoffe, das gegen Mittag tun zu können.« Nicht, wenn wir in diesem Tempo weitermachen, dachte Fletcher. »Gibt es irgendwelche Fragen, bevor ich Sie in den Sitzungssaal führe?«
    »Wie
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