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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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liebevoll streichelte, meinte:
„Wir werden wohl einige Tage benötigen, um den genauen Wert der Figur festzustellen, aber so auf den ersten Blick würde ich wagen zu behaupten, daß dies eine Arbeit des großen Meisters Pen Q ist.“
„Lassen Sie sich ruhig Zeit“, antwortete Alex, „es genügt, wenn Sie mir innerhalb von vierzehn Tagen Bescheid geben.“
„Ich bin sicher, daß ich Ihnen bis Freitag den Rufpreis nennen kann“, sagte der Fachmann. „Um so besser.“
Im Laufe der Woche verständigte Alex seine Gläubiger; sie erklärten sich bereit, das Gutachten von Sotheby abzuwarten. Am Freitag begab er sich frohgemut in die Bond Street. Schließlich wußte er, was sein Ur-Urgroßvater für die Statue bezahlt hatte; er war sicher, daß sie heute mehr als zehntausend Pfund wert war. Mit diesem Betrag konnte er sich aller seiner Schulden entledigen, und mit dem Rest sein neuestes und endgültig unfehlbares System ausprobieren. Als er die Stufen zu Sotheby’s erklomm, sandte er ein stilles Dankgebet zu seinem Urahn im Himmel. Oben angelangt verlangte er den Leiter der Orient-Abteilung zu sprechen. Dieser erschien alsbald – mit düsterer Miene, die Stirn umwölkt. Alex rutschte das Herz in die Hosen.
„Ihr Kaiser ist eine nette, kleine Arbeit – aber leider Gottes eine Fälschung. Er ist etwa zweihundert bis zweihundertfünfzig Jahre alt und eine Kopie des Originals. Damals wurden öfters Kopien angefertigt, weil…“
„Was ist die Figur wert?“ stammelte Alex.
„Siebenhundert, allerhöchstens achthundert Pfund.“
Genug, um einen Revolver samt Munition zu erstehen, dachte Alex voll Bitterkeit, als er sich erhob um zu gehen.
„Mein Herr, was soll ich…“, fragte der Orient-Experte.
„Ach was, verkaufen Sie das Zeug“, sagte Alex ohne sich noch einmal umzudrehen.
„Und was soll mit dem Sockel geschehen?“
„Mit dem Sockel?“
„Ja, mit dem Sockel. Er ist allerbestes fünfzehntes Jahrhundert, zweifellos die Arbeit eines ganz großen Meisters; ich kann mir nicht erklären, wie…“
    „Posten No. 103“, verkündete der Auktionator. „Wer bietet für dieses einmalige Stück aus…“
    Der blasse Fachmann hatte richtig geschätzt. An diesem Donnerstagmorgen erstand ich bei Sotheby den kleinen Kaiser um siebenhundertzwanzig Guineas. Und der Sockel? Den Sockel ersteigene ein amerikanischer Sammler um zweiundzwanzigtausend Guineas.

Der Coup
    Die blausilberne Boeing 707 mit dem mächtigen P an der Höhenflosse kam am Nordende des internationalen Flughafens von Lagos zum Stillstand. Eine Flotte von sechs schwarzen Mercedes fuhr neben dem Flugzeug auf und wartete in einer Formation, die einem ans Ufer strebenden Krokodil glich. Sechs schwitzende uniformierte Chauffeure sprangen heraus und standen habtacht. Als der Fahrer des vordersten Wagens die Tür zum Fond öffnete, stieg Oberst Usman von der Bundeswacht aus und schritt eilig zur Gangway, die von vier Mann des Flughafenpersonals rasch an die richtige Stelle gerückt worden war.
    Die vordere Kabinentür wurde nach innen gezogen, und der Oberst starrte auf die Öffnung. Vor dem Hintergrund des dunklen Flugzeuginneren sah er eine schlanke, attraktive Hostess in blauem Kostüm mit silbernen Biesen. Den Aufschlag ihrer Jacke zierte ein großes P. Sie wandte sich um und nickte jemandem im Kabineninneren zu. Wenige Sekunden später trat sie zurück, um einem untadelig gekleideten, hochgewachsenen Mann mit dichtem schwarzem Haar und dunklen Augen Platz zu machen. Der Mann besaß jenes Flair zwangsloser Eleganz, für das Selfmade-Millionäre einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens gegeben hätten. Der Oberst salutierte, als Senhor Eduardo Francisco de Silveira, Chef des Prentino-Imperiums, ihn mit einem kurzen Nicken grüßte.
    De Silveira trat aus der Kühle seiner vollklimatisierten 707 in die sengende nigerianische Sonne, ohne das leiseste Anzeichen von Unbehagen zu zeigen. Der Oberst geleitete den großen, eleganten Brasilianer, der nur von seinem Privatsekretär begleitet wurde, zu dem vordersten Mercedes, während die übrigen Mitglieder der Prentino-Mannschaft einer nach dem anderen die Maschine über die hintere Gangway verließen und in den restlichen fünf Autos Platz nahmen. Der Chauffeur, ein Korporal, der dem Ehrengast rund um die Uhr zur Verfügung stehen sollte, riß den hinteren Wagenschlag auf und salutierte. Er lächelte nervös und entblößte dabei das gewaltigste weiße Gebiß, das der Brasilianer je gesehen hatte.
    „Willkommen
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