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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck
Autoren: Gina Schulze
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auf?
Welche Dienstleistungen sprechen mich an?
Welche Firmen wirken sympathisch auf mich?
    Bei einer solchen Marktrecherche lernt man das vorhandene Angebot besser kennen. Nicht alles ist so allgegenwärtig wie |34| Autos oder so nahe liegend wie der nächste Friseursalon. Bei der Berufswahl gelten dieselben Regeln wie beim Pilzesammeln: Sobald man von den ausgetretenen Pfaden abweicht, findet man die schönsten Exemplare.
     
    Auch bei der Wahl eines Studiums kann man solche Überlegungen anstellen. Derzeit fehlen zum Beispiel überall Ärzte. Wer Zeitung liest und sich vor Ort ein wenig umhört, der weiß auch, warum: In den Krankenhäusern herrschen miserable Arbeitsbedingungen, alle machen Überstunden ohne Ende und verdienen gemessen an ihrer anspruchsvollen Ausbildung wenig. Auch bei den niedergelassenen Ärzten haben sich die Bedingungen verschlechtert: Haus- oder Kinderärzte haben zum Teil so niedrige Einkommen, dass sie nur mit Nebenjobs ihren Lebensstandard heben können. Aus diesem Grund hat das Studium an Reiz verloren, aber wer sich von den Arbeitsbedingungen nicht abschrecken lässt, der findet später hundertprozentig eine Stelle.
    Die Berufschancen einzelner Studiengänge sind mal besser und mal schlechter. Steht ein Studiengang gerade hoch im Kurs, weil er gute Karrierechancen verspricht, wollen viele das betreffende Fach studieren. Bald gibt es mehr Absolventen, als der Markt gebrauchen kann. Die finden dann keinen Job, das Studium verliert seinen Reiz, die Studentenzahlen gehen zurück, es kommt zu einer Mangelsituation. Hier noch ein Beispiel für diesen Mechanismus:
    In den 1970er Jahren wollten viele Leute Lehrer werden. Es gab eine Lehrerschwemme. Junge Lehrer bekamen keine Stelle, wurden Fremdenführer, P R-Berater oder Lektoren in Schulbuchverlagen. Dann kam das Thema Schule in die Zeitung: Lehrer wurden zu Faulpelzen der Nation erklärt, später sah man sie in überfüllten Klassenzimmern, umgeben von nervigen Schülern. Sparmaßnahmen führten außerdem dazu, dass vorhandene Lehrer nicht eingestellt und die Klassen immer größer wurden. So gehen seit Beginn der 1990er |35| Jahre die Studentenzahlen für das Lehramt zurück. Schon heute haben wir deshalb einen Lehrermangel in bestimmten Fächern und Schularten. Für das Jahr 2015 könnten 75   000   Lehrer fehlen, wie eine Studie im Auftrag der Kultusministerkonferenz ergeben hat.
     
    Wie ist die Situation in den anderen Studiengängen und welche Fächer haben zur Zeit großen Zulauf?
    Nur Universitäten und Hochschulen. Quelle: IW Köln, eigene Berechnungen, Zahlen WS 2002
    Wer bedarfsorientiert studieren will, sollte solche Statistiken lesen und regelmäßig eine gute, überregionale Tageszeitung zur Hand nehmen, die für Auszubildende und Studenten spezielle Beilagen herausgibt.
    Der bedarfsorientierte Blick auf die Studienmöglichkeiten kann allerdings auch makabre Züge annehmen: Nach dem 11.   September 2001 entschlossen sich viele für ein Studium der Islamwissenschaften und gehören heute zu den begehrten |36| Experten. Auf die Absolventen des früheren Orchideenfachs greifen Institutionen, Behörden und Wirtschaftsunternehmen in großem Umfang zu, ohne dass der Bedarf bereits gedeckt wäre.
     
    Das Gegenteil zu einem rein bedarfsorientierten Studium wäre ein neigungsorientiertes Studium. Das gibt es besonders an den Universitäten. Ob Finnougristik, Papyrologie oder prähistorische Bestattungsrituale: Alles wird angeboten. Wer sich für ein solches Studium entscheidet, dem ist es nicht so wichtig, ob und was er später einmal damit anfangen kann. Er will sich vor allem in ein Fachgebiet vertiefen und dabei viele Kenntnisse sammeln. Später kann er Glück haben und trotzdem eine gute Arbeit finden, aber er kann auch Pech haben und für den Rest seines Lebens Pizza ausfahren. Um einer beruflichen Unterforderung möglichst aus dem Weg zu gehen, sollten also auch neigungsorientierte Studenten intensiv über ihre Zukunft nachdenken, denn die Zeit nach der Uni ist noch ganz schön lang.
     
    Wichtig ist auch die Wahl des Standortes. Jedes Jahr bringen Zeitschriften wie
Stern
oder
Focus
zahlreiche Rankinglisten heraus, werden die besten Fachhochschulen, die besten Universitäten und Akademien gekürt. Das bietet gewisse Anhaltspunkte, aber die Hauptsache muss man selbst erledigen: hinfahren und sich die Sache anschauen. Worauf sollte man bei einer solchen Erkundungsfahrt achten?
Auf das Lehrangebot. Das Vorlesungsverzeichnis einer
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