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Aratani

Aratani

Titel: Aratani
Autoren: Karin Preuss
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sein. Hier würde er versuchen, eine Unterkunft in einem der beiden Wirtshäuser
zu bekommen, um sich unter den anderen Reisenden und Gästen sowie in der Stadt unter
den Bewohnern umzuhören. Das Amulett hatte er bei Kirana gelassen, aber den
geheimnisvollen Mörderdolch hatte er sicher in seinem Gepäck verstaut. Er
hoffte, in der größten Stadt des Landes auf Erkenntnisse zu stoßen, die ihn bei
der Suche nach seiner Schwester weiterbringen würden. Vielleicht wusste auch
jemand etwas über das seltsame Emblem auf dem Dolchheft.
    Aran hielt sich etwas südwestlich, um auf den eher abgelegenen Wegen zum
südlichen Stadttor von Arant zu gelangen. Zwar führte auch von seinem Haus in
Richtung Westen die später breitere Handelsstraße zum Haupttor von Arant im
Norden, aber dann wäre er wieder an seinem Elternhaus vorbeigekommen. Das konnte
er auf keinen Fall ertragen, er wollte nach vorn blicken und die Trauer erst
wieder zulassen, wenn er die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen hatte. So nahm
er lieber den geringfügig weiteren Weg in Kauf. Er schritt kräftig aus. Der Weg
war staubig und ausgedörrt. Links und rechts auf dem stark mit Gras bewachsenen
Wegrand sprießten unendlich viele blaue Blumen. Hin und wieder sah Aran ein
Karaninchen oder ein anderes von den kleineren Tieren, die sich hier tummelten.
Streckenweise musste er aufpassen, wohin er trat, um nicht einen Käfer zu
zertreten oder in eine Ameisenstraße zu geraten. Er setzte ganz automatisch ein
Bein vor das andere.
    Hier kannte er sich aus, hier war ihm jede Pflanze und jedes Tier genauestens
bekannt. Hier war die Gegend, in der ihm sein Vater vor so langer Zeit das
Jagen und Aufbrechen der Tiere beigebracht hatte. Er lernte, immer nur gerade
so viel von der Natur zu nehmen, wie er für sein Überleben und für das seiner
Familie benötigte, und auch, nicht zu vergessen, den Göttern dafür angemessen zu
danken. Freude hatte er nie dabei empfinden können. Die Tiere taten ihm leid.
Aber andererseits mussten sie auch an ihr eigenes Überleben denken. Nur die
Früchte des Waldes oder ihres kleinen Gartens reichten für ihre Ernährung nicht
aus. Er lernte auch die vielen anderen Dinge, die er wissen musste, um in der geheimnisvollen
Welt der Flora und Fauna überleben zu können. Hier hatte er seine Sinne
geschärft und gelernt, sie sinnvoll einzusetzen. Er hatte gelernt, welche
Pflanzen und Früchte er meiden musste und welche essbar waren. Er studierte
Kräuter und Heilpflanzen sowie die Herstellung und Verwendung von Heilmitteln.
Er machte Bekanntschaft mit freundlichen und unfreundlichen bis sehr
gefährlichen Tieren.
    Meistens schlichen sie schweigend durch den Wald und bis auf die
gelegentlichen Unterweisungen seines Vaters sprachen sie nicht viel. Sie
verstanden sich auch ohne Worte. Aber manchmal, während ihrer Rast
zwischendurch, erzählte Arans Vater ihm Geschichten über ihre gemeinsamen
Vorfahren.
    Die Elfen sind ein sehr wissendes und stolzes Volk, welches zu einer
gewissen Arroganz gegenüber anderen Völkern tendiert. Sie zeichnen sich durch
ihre besondere Schönheit aus, sind schlanker und größer als Menschen und
bewegen sich mit einer unnachahmlichen Anmut und Geschwindigkeit. Hochelfen,
auch Isur genannt, halten sich für sehr zivilisiert. Ihre disziplinierte
Kriegskunst und ihre magischen Fähigkeiten lassen den Gegner nicht selten
erschauern.
    Sie sind im Allgemeinen friedliebende Wesen, meistens fröhlich und
übermütig, aber mitunter auch sehr leichtsinnig. Ihre Haut ist fast
elfenbeinfarben, nur bei Aran sah sie aus wie Bronze. Er hatte von seiner
Mutter neben einigen Wesenszügen auch den dunklen Teint geerbt.
    Bereits in ihrer Jugend lernen Elfen das Kämpfen. Sie stellen ihre
Waffen nur aus den wertvollsten Materialien her und verzieren sie üppig. Sie
tragen meist edle filigrane, aber auch robuste Kleidung.
    Auch über die Götter ihrer Vorfahren hatten sie während dieser
Streifzüge oft geredet. Sein Vater erzählte ihm, als Aran noch ganz klein war, von
dem ältesten und allmächtigsten Gott der Elfen, Isuryon, dessen Blut in den
Adern des Phönixkönigs floss. Dort im Schrein des Phönixkönigs brennt behütet
die ewige Flamme.
    Isuryon war stets an ihrer Seite. Alles, was sie taten, war von Isuryon
geplant. Sein Blick war beständig auf die Welt gerichtet. Er will Frieden und
Harmonie zwischen allen Menschen, Ländern und Königreichen, gute
Handelsbeziehungen und freie Grenzen.
    Fast alles und jeder hatte seinen
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