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Aratani

Aratani

Titel: Aratani
Autoren: Karin Preuss
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die
eine Art Wappen oder Siegel eingearbeitet war. In der Mitte war ein blauer
glänzender Stein eingelassen.
    Kirana sagte aufgeregt: "Wir müssen herausfinden, was passiert ist
und uns so schnell wie möglich auf die Suche nach Rincipea machen. Lass uns
gemeinsam zum Haus Deiner Eltern gehen. Wir müssen sie beerdigen! Und auch
müssen wir noch einmal alles absuchen, vielleicht finden wir einen Hinweis,
irgendein Zeichen." Aran konnte keinen klaren Gedanken fassen und sagte
einfach nur: "Ja, komm!"
    Sie ließen alles stehen und liegen, nahmen nur ihre Dolche mit, und
machten sich so schnell sie konnten auf den Weg zu Arans Elternhaus.
    Der Weg war nicht allzu weit und eigentlich ein Fußweg von einem Tag,
wenn man die unzähligen zauberhaften bunten Vögel und Schmetterlinge, oder auch
nur die hier wachsenden bizarren Pflanzen, bewundern wollte. Alles blühte zu
dieser Zeit des Jahres, und die volle Pracht der Flur, kaum erwacht,
explodierte in einer unendlichen Fülle. Einige liebliche, aber auch gefährliche
Tiere, hatten diese Gegend zu ihrer Heimat erkoren. Dies sorgte einerseits
immer für einen vollen Teller bei den wenigen, weit voneinander entfernten,
Bewohnern der Gegend, mahnte aber auch zur Vorsicht, wenn ein Wanderer oder
Reisender sich hierher verirrte. Aran hatte es sich zur Angewohnheit gemacht,
nie unbewaffnet das Haus zu verlassen.
    Der verschlungene Weg führte nach Arant, der Hauptstadt des Landes
Arantoi. Die Stadt lag zwei Tagesreisen von hier entfernt. Später wurde der
eher schmale Weg immer breiter und gerader, bis er in einer gut befestigten Handelsstraße
mündete. Auf der Hälfte der Strecke etwa wohnten Arans Eltern mit seiner
Schwester.
    Heute waren Aran und Kirana längst bevor die Sonne ihren Höchststand
erreicht hatte, dort angekommen. Kirana hatte ein banges Gefühl im Magen, als
sie mit Aran das große Haus durch die weit klaffende, klobige Tür betrat.
    Genau, wie er berichtet hatte, bot sich ihr ein Bild des Grauens. Arans
Mutter lag mit verdrehten Gliedmaßen und durchschnittener Kehle vor der
Kochstelle, in der rechten Hand ein Bündel Zunder. Auf der Feuerstelle stand
ein Topf mit Wasser. Kirana wurde übel und sie zitterte am ganzen Leib. Die
Tränen schossen ihr in die Augen und nahmen ihr die Sicht. Sie war kaum fähig,
sich zu rühren.
    Der sonst so gemütliche Raum war sehr groß und diente, wie in den
meisten der hier gebauten Häuser, gleichermaßen als Küche und Wohnraum. Von
hier aus führte ein kleiner Gang zu zwei weiteren Zimmern. Eines wurde von
Rincipea bewohnt und das andere diente den Eltern als Schlafraum. Hier fanden
sie Arans Vater. Er wurde offensichtlich überrascht, von hinten erschlagen und
dann erstochen. In seinem Rücken steckte ein kurzer Dolch mit einem
merkwürdigen Muster auf dem Heft, wie eine Blume; in der Mitte mit einem
eingearbeiteten blauen Edelstein verziert.
    Aran setzte sich auf das Bett seiner Eltern und konnte die Tränen nicht
länger zurückhalten. Sein verzerrtes Gesicht zeichnete gleichermaßen Wut wie
Trauer. Bitter brach es aus ihm heraus: "Wer immer das getan hat, ich
werde ihn finden! Und dann sei Thane ihm gnädig!"
    Kirana setzte sich zu ihm, legte ihm liebevoll den Arm um die Schulter,
und sagte leise:
    "Aran, wir müssen sie bald begraben. Sie liegen bestimmt schon seit
zwei Tagen hier." Stockend sog Kirana den leicht fauligen, blutigen Geruch
in ihre Nasenflügel. "Die Mörder sind bestimmt seit längerem über alle
Berge."
    Aran und Kirana arbeiteten gemeinsam bis zum frühen Abend. Immer wieder
verschleierten mit Schweiß vermischte Tränen ihre Sicht. Nach einer kurzen
Pause und einem kleinen Imbiss, bei dem Ihnen vor Kummer jeder Bissen im Halse
stecken blieb, machten sie sich an die letzten Spatenstiche und versenkten die von
ihnen gewaschenen und frisch bekleideten Überreste der geliebten Eltern.
    Nachdem sie einige Kerzen an dem Grab entzündet hatten, beteten Aran und
Kirana jeder für sich einige Minuten. Dann sagte Aran: "Ich verspreche Euch,
diese Tat wird nicht ungesühnt bleiben. Ich werde herausfinden, was passiert
ist."
    Sie konnten sich kaum losreißen, wussten aber beide, dass die Zeit
drängte, wenn sie nach Spuren suchen wollten, bevor der Himmel das Tageslicht
verschluckte. Sie legten auf jedes Grab einen großen bunten Stein und einige aus
dem liebevoll angelegten Garten gepflückte Blumen, wendeten sich schweren
Herzens wieder dem Haus zu, und begannen systematisch alles abzusuchen.
    Die Zimmer
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