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Aratani

Aratani

Titel: Aratani
Autoren: Karin Preuss
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Gott. Es gab zum Beispiel den Gott der
Träume, des Schicksals, der Wälder, des Regens, der Weisheit, der Schmiede, der
Seelen, der Nacht und Schatten, nicht zu vergessen die Göttin der Freude und
noch viele mehr. Viele der Menschen beteten immer gerade den Gott an, von dem
sie sich Hilfe erhofften.
    Arans Familie betete täglich zu ihrem einzigen Gott und vergaß nie, ihm gebührend zu danken.
    Er erfuhr auch von dem bösartigen mörderischen Kriegsgott Thane , dem größten Feind von Isuryon,
der stets nach der Macht strebt und die Menschen zu seinem willigen Werkzeug
und sich Länder untertan machte. Unter seiner Herrschaft herrschten Hunger,
Elend und Neid.
    Der Krieg der Götter lag tausende Jahre zurück und Isuryon brachte das
Glück über die Welt. Aran hoffte, dass die Menschen auch in Zukunft von Thane
verschont und der Weltfrieden erhalten bliebe. Er war zwar ein guter Kämpfer,
versuchte aber meistens kämpferischen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen.
    Aran dachte an Isuryon und betete im Stillen, dass der ihm den richtigen
Weg weisen würde. Er war dazu erzogen worden, an seinen Gott zu glauben und
hatte als Kind oft gemeinsam mit seinem Vater vor der kleinen Statue, die
aussah, wie eine Sonne, in deren Mitte sich ein Phönix mit ausgebreiteten
Flügeln aufrichtete, und die auf einem Schränkchen im Schlafzimmer seiner
Eltern stand, ein zusätzliches Gebet gesprochen.
    Als die Sonne hoch am Himmel stand, legte Aran seine erste Rast ein. Er
hatte zwar unterwegs einige Beeren und Früchte zu sich genommen, die während
dieser Jahreszeit in Hülle und Fülle in den verschiedensten Formen und Größen süß
und saftig zu finden waren, wollte sich aber etwas verschnaufen, um dann bis zum
Abend ohne weitere Pause seinen Weg fortzusetzen. Seine mitgenommene Wegzehrung
hob er sich auf. Lediglich etwas Wasser aus seinem Wasserschlauch, den er vor
seinem Aufbruch mit frischem Quellwasser gefüllt hatte, wollte er zu sich
nehmen. Er setzte das Mundstück an die Lippen und sog gierig das erfrischende
Nass in sich hinein. Er war zufrieden. Hatte er doch schon ein Stück des Weges
geschafft.
    Aran lauschte den Geräuschen des Waldes, dem Schrei eines Vogels in der
Ferne und dem Rascheln im Laub, als eine Maus schnell ihren Unterschlupf
aufsuchte. Er nickte kurz ein, war aber zu verstört, um sich lange hier
aufhalten zu wollen. Immer wieder sah er die schrecklich zugerichteten Körper
seiner Eltern vor seinen geschlossenen Augen. Aran spürte die aufsteigenden
Tränen und blinzelte. Er musste so
schnell wie möglich weiter!
    Plötzlich hörte er einen angsterfüllten menschlichen Schrei und Gewimmer
ganz in seiner Nähe. Er blickte gespannt um sich und sah einen Jungen wie wild
geworden durch den Wald laufen, gefolgt von einem Sarein, einem Waldschwein,
welches dem Flüchtenden mit tropfenden Fängen und riesigen Hauern quiekend hinterherjagte.
Der wiederum schlug Haken wie ein Karaninchen, sprang in hohem Bogen über einen
umgestürzten Baumstamm, durch eine Senke und wieder über einen Baumstamm. Er
flitzte über Reisig und Büsche, hangelte sich um dicke und dünne Baumstämme. So
konnte er dem Sarein immer wieder ganz knapp entkommen. Er rannte wie der Blitz,
und obwohl der Sarein in seinen Bewegungen eher abgehackt und plump war, wollte
er nicht so schnell aufgeben. Es fehlte nicht viel und der Sarein würde seine
Beute schlagen.
    Ein Waldschwein gehörte nicht zu den größten Tieren in dieser Gegend,
war aber durch seine Hinterlist nicht zu unterschätzen. Es stand meist reglos
im dichten Unterholz und schoss dann völlig überraschend hervor. Oft zum
Schrecken der Reisenden, denn Sareins hatten die Angewohnheit immer erst
hervorzubrechen, wenn die Wanderer ihnen den Rücken zugewandt hatten. Der Junge
hatte keine Chance dem Tier zu entkommen.
    Langsam legte Aran seinen Bogen an, nahm einen Pfeil aus dem Kescher und
zielte. Besonnen und ruhig, wie er es schon unzählige Male in seinem Leben getan
hatte, verfolgte er mit scharfem Auge sein Ziel. Und schoss!
    Er wusste, dass er sein Ziel immer treffen würde, auch wenn er es nicht
genau im Auge hatte. Dies schien auch Teil seines Erbes zu sein. Aran hatte
sich an so viele Kleinigkeiten gewöhnt, die ihm durch seine Vorfahren zum
Vorteil gereichten, dass er sie meistens für selbstverständlich hielt. Aber
hier wollte er kein Risiko eingehen.
    Quietschend brach der Keiler zusammen, röchelte noch ein Weilchen und
regte sich dann nicht mehr. Schluchzend und
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