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Arams Sündenbabel

Arams Sündenbabel

Titel: Arams Sündenbabel
Autoren: Jason Dark
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wirkte sie bleich, als wäre sie aus einem Schwefelbad gezogen worden. Sie war verborgen unter einer seltsamen Schicht, die gleichzeitig eine Trennung zwischen den Ebenen bildete.
    Ich schaute wieder hoch zur Treppe, wo Janine Helder und Aram de Fries standen. Sie hielten sich noch außerhalb dieser Welt auf und wollten wissen, was ich fühlte.
    »Nicht viel«, antwortete ich. »Sie nehmen mich nicht zur Kenntnis und halten sich noch in ihrer Welt auf.«
    »Aber oben war es echt!«, rief Aram. »Und bei Mrs. Helder im Zimmer ebenfalls.«
    »Da hatten sie ihre Ebene verlassen.«
    »Willst du sie nicht locken, John?«
    »Nein, Janine, das möchte ich nicht. Ich denke, dass wir noch etwas Zeit haben, bis ihr Fest den Höhepunkt erreicht, auf den es hinausläuft.«
    »Du meinst die Gewalt?«
    »Ja – auch.«
    »Sollen wir zu dir kommen?«
    »Nein, bleibt mal dort oben.«
    »Unsinn. Es wäre wirklich besser, wenn wir in der Nähe des Ausgangs sind, solange noch Zeit ist.«
    Ja, das stimmte schon, doch ich wollte die beiden nicht unbedingt in diese Warteschleife hineinbekommen.
    Sie ließen sich nichts sagen.
    Wie auf einen Befehl hin stiegen sie die restlichen Stufen hinab, um in meiner Nähe zu sein. Beide sprachen nicht und blickten sich nur furchtsam um.
    Plötzlich wurde ich abgelenkt. Es war eine Bewegung an der rechten Seite. Sie fiel mir deshalb auf, weil das Kleid der Frau sich farblich deutlich abhob.
    Es war dunkelrot. Es saß eng um Hüfte und Po. Ein tiefer Ausschnitt ließ einiges vom Oberkörper sehen, und die Person, die das Kleid trug, kannte ich.
    Sie hieß Rita Randall und war die große Diva nicht nur von der Leinwand, sondern auch hier auf dem Fest. Sie hatte ihre Bühne. Sie unterschied nicht zwischen dem Privatleben und dem Auftritt vor der Kamera. Ganz darauf eingestellt, alles zu beherrschen, wandelte sie mit schwingenden Bewegungen durch das Foyer. Sie lächelte mit kräftig geschminkten Lippen, die aber bleicher aussahen, und dieses Lächeln wirkte in ihrem Gesicht wie eingefroren.
    Es war mir nicht möglich, den Blick ihrer Augen zu suchen. Der Kopf befand sich in ständiger Bewegung, und so musste ich mich schon vor sie hinstellen.
    Sie sah mich und sah mich nicht!
    Dafür sah ich die Augen.
    Kalt und leer. Rita wirkte mehr wie eine feinstoffliche Puppe. Sie ging einfach weiter, obwohl ich vor ihr stand. Und dann schwebte sie durch mich hindurch.
    Ich hatte eine Hand um mein Kreuz gelegt. Ein Wärmestoß huschte über meine Haut hinweg, dann hatte mich Rita passiert.
    Es war beinahe wie damals, als ich Janine Helder und ihren Schützling Doreen La Monte kennen gelernt hatte. Da waren wir auch von den feindlichen Gestalten umgeben gewesen. Ich hatte sie als Nachtgespenster angesehen, denen es um das Blut gegangen war, denn sie waren als Vampire erschienen. Und ich musste auch daran denken, wie Janine Helder mir das Leben gerettet hatte.
    Sie war plötzlich neben mir und hatte sich wohl mit den gleichen Gedanken beschäftigt wie ich. »Erinnerst du dich noch an das Haus und an die Blutsauger?«
    »Wie könnte ich das vergessen?«
    »So ist es auch hier.«
    »Nein, es ist anders.«
    »Erkläre es mir.«
    »Sie werden nicht unser Blut trinken wollen.«
    Janine nickte. »Akzeptiert. Aber was haben sie dann vor? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie nur gekommen sind, um hier ihre Party zu feiern. Was sollte das für einen Sinn haben?«
    »Sie feiern nicht nur, Janine.«
    »Womit rechnest du noch?«
    »Mit dem Grauen. Es ist nicht nur einfach ein Fest, das weißt du selbst. Hier sind schlimme Dinge passiert, und ich kann mir vorstellen, dass wir sie noch erleben.«
    »Diese Orgie, meinst du?«
    »Leider.«
    Janine Helder blickte sich um. »Sie sind da und trotzdem nicht vorhanden. Sie haben gesündigt. Sie sind nicht mehr in dieser Welt, und trotzdem gibt es sie. Ich fürchte mich vor dem Augenblick, in dem sie wieder existent werden.«
    »Das wäre nicht gut.«
    »Kannst du etwas dagegen unternehmen? Du könntest das Kreuz einsetzen und den Spuk vertreiben.«
    »Das habe ich schon versucht. Es spürte die Nähe. Es warnt mich auch, doch ich weiß nicht, ob wir die Grenzen durchbrechen können. Das Haus muss sein Fest erleben, es muss einen Höhepunkt geben. Erst dann können wir eingreifen.«
    »Hast du dir schon überlegt, wie es enden könnte?«
    »Ich ahne, dass es schlimm wird. Dieses Fest hat es schon einmal gegeben. Es war wohl der absolute Höhepunkt für sie, der dann so
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