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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove
Autoren: Nola Nesbit
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Aufmerksamkeit. Da ich mir sitzend unterlegen vorkam, stand ich polternd auf. Der Riese und die Blonde rückten an Watermans Seite vor, als hätte ihnen jemand ein geheimes Kommando gegeben. Irgendwie wirkten sie bedrohlich.
    „Ich bin unbewaffnet“, schnappte ich.
    Waterman lachte, was seine beiden Aufpasser zu entspannen schien.
    „Sir. Soll Ich Ihre Bestellung hier absetzen?“, ließ sich die Bedienung aus dem Hintergrund vernehmen.
    Langsam wandte sich Waterman um. „Packen Sie es uns bitte ein.“ Ein entschuldigender Blick zu mir: „Ich gehe dann mal zahlen. Ich nehme an, Sie fahren gleich mit uns?“ „Sie verlieren keine Zeit, was?“, murmelte ich und griff nach meiner Tasche. Großartiger Einstieg. Und das schon zum Frühstück.
    „Normalerweise nicht“, hörte ich ihn sagen, während er das Geld auf die Theke legte und eine Tüte vom Tresen nahm. „Der Rest ist für Sie.“
    „Oh, danke, Sir“, flötete die Bedienung, am Kragen ihrer Uniformbluse zupfend.
    „Darf ich?“, fragte ich die Blondine und den Riesen.
    Die beiden rückten auseinander, um mir den Weg zur Tür frei zu machen.
    Das Licht draußen kam mir plötzlich grell und unwirklich vor. Wieso wusste der Typ meinen Namen und hatte mich sofort erkannt? Hatte Keeler den Boten mit einem Foto anmelden müssen? Ich würde das sicher gleich herausfinden.
    Hinter mir schloss sich die Tür mit einem melodischen Klingeln. Ich drehte mich um und sah Waterman fragend an.
    „Da lang“, sagte er und zeigte nach rechts.
    „Nach Ihnen.“
    Die drei gingen an mir vorbei, und ich hatte endlich Zeit, einen Blick auf die Frau zu werfen. Sie war schlicht und ergreifend schön. Groß, schlank, ebenmäßige, vielleicht etwas harte Gesichtszüge. Meine blauen Augen verblassten gegen das leuchtende Blau der ihren. Sie schritt kraftvoll aus. Alles an ihr war fest und kompromisslos.
    Wir machten halt vor einem glänzenden Citroën DS. Ich war kein Autoexperte, und mein Wissen beschränkte sich auf kindliche Bezeichnungen wie Geländewagen, Rennauto, Laster oder Krankenwagen. Aber dieses Auto kannte ich, weil mein Vater immer davon geträumt hatte. Ein europäisches Auto. Er verehrte damals die schnittigen Formen, die geraden langen, abfallenden Linien, die Technik sowie die puristische Ausstattung. Die Karosserie konnte gehoben und gesenkt werden – ein fragwürdiger Gimmick. Hier stand das Modell in Babyblau. Wahnsinn. Nur auf Kuba wäre man mit diesem vorsintflutlichen Gefährt nicht aufgefallen.
    Ich war erstaunt, als die Blondine den Schlüssel zückte und die Männer ohne Murren auf Beifahrer- und Rückseite auswichen. Gehorsam stieg ich hinten ein und setzte mich neben den Riesen. Immerhin hatte ich so einen guten Blick auf Ethan Waterman, der sich leicht seitlich an die Tür gelehnt hatte.
    „Nia Petit, angenehm.“ Ich hielt meinem Rücksitznachbarn die Hand hin. Es wurde Zeit, dass ich mich schlaumachte. Zögernd betrachtete der Riese meine Hand, bis er schließlich die seine ausstreckte. Natürlich drückte er so fest zu, dass zwei meiner Knöchel knackten.
    „Felix Waterman“, ertönte sein Bass mit einem breiten Lächeln, während ich meine Hand bewegte, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu setzen.
    „Sein Bruder?“ Die Frage hatte erstaunter geklungen als geplant.
    „Yep.“
    Ethan Waterman hatte also einen Bruder, der – unterschiedlich, wie sie aussahen – aus einem anderen Wurf hätte stammen können.
    „Venus Persson“, ließ sich nun auch die Blondine vom Fahrersitz aus vernehmen. Der Name war Programm. Ihre tiefe Stimme war viel weicher als erwartet.
    Ich wartete.
    Die schöne Venus legte den Gang ein und machte das Radio an. Ich vernahm zunächst nur ein leises Rauschen. Dann kurbelten alle ihre Fenster runter. Das Quietschen der alten Gummidichtungen begleitete die heruntergleitenden Scheiben. Niemand sprach, aber das lange Schweigen schien niemanden zu stören. Kristallklar ertönten die ersten Klänge einer Band, die ich erst neulich zum ersten Mal im Radio mitbekommen hatte. Ich suchte in meiner Erinnerung. Love Dubsters, die Nummer hieß „Brillant“ – und das war sie auch. Die Anlage war offensichtlich nicht so alt wie das Auto, aber auch nicht mobgesteuert. Ich war überrascht, solche Musik hier zu hören. Irgendwie hatte ich mit Mainstream-Pop oder dem Besten aus den letzten zwei Jahrzehnten gerechnet.
    „Journalistin also.“ Ethan Waterman hatte es wie eine Mischung aus Frage und Feststellung klingen
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