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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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Notwendigkeit, dass Apple sein Schicksal selbst in die Hand nahm. In den Augen der meisten Beobachter sah das nach einem verzweifelten Schritt aus, vor allem weil es außerhalb der Welt der Mode und der Kosmetik so wenige Beispiele dafür gab, dass Hersteller auch erfolgreiche Einzelhändler wurden. Apples Herangehensweise an den Einzelhandel wurde vom Erfolg eines anderen Unternehmens aus Nordkalifornien beeinflusst, nämlich The Gap. Jobs saß inzwischen im Verwaltungsrat dieses Unternehmens und im Gegenzug kam Mickey Drexler – der Kaufmann, der The Gap während seines jahrzehntelangen Aufstiegs geführt hatte – in das Board von Apple. Der erste Apple-Laden verriet die Virtuosität eines Kaufmanns. Computer, Software und Unterhaltungselektronik wurden in einer Atmosphäre präsentiert, die so frisch war wie eine Brise von der kalifornischen Küste.
    Der iPod und die Apple Stores fanden bei den Verbrauchern Anklang und die Unternehmensführung stürzte sich auf diese Gelegenheiten mit dem Durst und der Lust unermüdlicher und erfahrener Reisender, die endlich an einer Oase ankommen. So schnell wie möglich wurden verschiedene Versionen des iPod eingeführt, und innerhalb von 48 Monaten hatte er sich von einem monochromen Gerät mit 5 GB in einen 60 GB-Color-Player verwandelt. Wenn eines der Modelle veraltete, widerstand Apple der Versuchung, noch den letzten Tropfen Umsatz herauszupressen, und ersetzte es stattdessen durch ein besseres Modell.
    Das gleiche Flair hatten die Geschäfte mit ihren „Genius Bars“ und den mobilen Verkäufern, die mit drahtlosen Kreditkarten-Terminals bewaffnet waren. Der Höhepunkt war die Eröffnung von Apples Flagship-Store in den Vereinigten Staaten im Jahr 2006 in der Fifth Avenue – auf den Tag genau fünf Jahre nach Eröffnung der beiden ersten Geschäfte. Auf dem Platz vor dem GM-Building, das einst ebenfalls das Symbol eines amerikanischen Erfolgs gewesen war, schwebte ein gläserner Würfel, in dem ein beleuchtetes Apple-Logo hing. Der Rahmen des Würfels bestand aus handgeschmiedetem japanischen Stahl und der Boden war mit Pietra Serena ausgelegt. Rund um die Uhr kamen Menschentrauben jeden Alters und jeder Herkunft, um zu bummeln, zu schauen, zu stöbern und zu kaufen. Die Apple Stores erreichten schneller als je ein anderes Unternehmen eine Milliarde Dollar Einzelhandelsumsatz und der Umsatz pro Quadratfuß – eine Kennzahl für das Wohlergehen von Einzelhändlern – war im Jahr 2007 mehr als zehnmal so hoch wie der von Saks, viermal so hoch wie der von Best Buy und ließ sogar Tiffany locker hinter sich.
    Es war unvermeidlich, dass Apples Vorwärtskommen durch Schönheitsfehler getrübt wurde. Gelegentlich kam es zu Produkt-Fehlern: In dem durchsichtigen, würfelförmigen Kunststoffgehäuse eines Macintoshs bildeten sich Haarrisse, zusammen mit Motorola und Hewlett-Packard wurden öde iPod-Versionen eingeführt, Laptop-Akkus wurden zu heiß und gelegentlich blieb ein Produkt weit hinter den Erwartungen zurück – zum Beispiel die erste Version von Apple TV. Später gab es böses Blut wegen Aktienbezugsrechten, insbesondere über zwei große Zuteilungen für Steve Jobs in den Jahren 2000 und 2001, die er 2003 zurückgab. Diese und andere, die an andere Führungskräfte vergeben worden waren, erregten die Aufmerksamkeit der Börsenaufsicht SEC, ließen einen Anschein von Unredlichkeit aufkommen und beschäftigten die Wirtschaftspresse. Aber nichts bedrohte Apple so sehr wie der Gesundheitszustand von Steve Jobs, als im Jahr 2004 bekannt wurde, dass er eine Operation wegen Bauchspeicheldrüsenkrebs hinter sich hatte.
    Es hatte schon lange Gerüchte über eine Zugabe zum iPod gegeben, als Steve Jobs im Jahr 2007 einen seiner charakteristischen Soloauftritte in San Francisco für die Einführung des Beitrags des Unternehmens zum Thema Handheld Computing nutzte. Das Gerät, das Jobs vorstellte, hieß zwar iPhone, aber es war weder ein konventionelles Handy noch ein konventioneller MP3-Player, von einem Personal Digital Assistant war es weit entfernt und es hatte nicht allzu viel Ähnlichkeiten mit einem tragbaren Spielgerät. Am gleichen Tag, an dem das iPhone eingeführt wurde, wurde das Wort „Computer“ aus dem Firmennamen gestrichen. Dieser wurde auf „Apple, Inc.“ verkürzt – ein Zeichen dafür, welche Reise das Unternehmen in den Jahren davor hinter sich gebracht hatte.
    Das iPhone war ein leuchtendes Beispiel für Apples Umgang mit Produktdesign. Der
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