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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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wurde. Nach weniger als drei Jahren als Vorstandsvorsitzender wurde Spindler 1996 hinauskonplimentiert. Der aus acht Personen bestehende Verwaltungsrat, der keine außenstehenden Aufsichtsräte enthielt, wandte sich an eines seiner Mitglieder namens Gil Amelio und beauftragte ihn mit der Verjüngung von Apple. Amelio ließ sich zwar gern als „Doktor“ titulieren (wegen seines Doktorgrads in Physik), aber schon vor seiner Ernennung war offensichtlich, dass er nicht der Medizinmann war, den der Patient brauchte.
    Während Apple verkümmerte, ertrug Steve Jobs seine Jahre in der Wildnis – eine beschwerliche, mühsame Reise, die rückblickend wohl das Beste war, was ihm passieren konnte. Nach seiner Verbannung von Apple verkaufte er alle Aktien bis auf eine und stürzte sich mit 30 Jahren in einen Neuanfang. Im Jahr 1986 kaufte er Pixar, ein aus 44 Personen bestehendes Unternehmen, das dem Star-Wars-Schöpfer George Lucas gehörte und sich einen gewissen Ruf mit der Herstellung von Geräten für die Computer-Animation erworben hatte. Jobs interessierte sich vor allem dafür, wie sich die Technologie von Pixar auf den Personal Computer auswirken könnte. Allerdings war Pixar für Jobs nicht das wichtigste Projekt. Im Jahr 1985 gründete er ein neues Computerunternehmen, das er mit seiner ihm eigenen Eleganz und der für ihn typischen Symbolik NeXT nannte. Damit begann eine mühselige Geschichte, die Ende 1996 in dem unwahrscheinlichsten Finale gipfelte: in der Übernahme durch Apple.
    Zwischen der Gründung von NeXT und seinem Verkauf lagen viele erzählenswerte Geschichten. Das Unternehmen illustrierte, wie schwer es ist, ein neues Unternehmen zu gründen, wenn man mit einem ersten außerordentlich erfolgreich war. Jobs wurde das Opfer seines Ruhms und seiner Bekanntheit, und anstatt sich an die Lektionen aus dem ersten Jahr von Apple zu erinnern (als das Geld knapp war, die Ressourcen beschränkt waren, das Überleben ständig in Frage stand und die Fertigungsstrecke aus einer Werkbank in der Garage seiner Eltern bestand), handelte er bei NeXT anfangs so, als sei dies die Fortsetzung eines Milliarden-Unternehmens. Paul Rand, der bereits die Logos von IBM, ABC und UPS designt hatte, gestaltete das NeXT-Firmenlogo. I. M. Pei, der Hohepriester der modernistischen Architektur, wurde mit dem Bau einer freitragenden Treppe beauftragt (Anklänge daran tauchten Jahre später in vielen Apple Stores auf). Ross Perot, die Stanford University und andere (einschließlich Jobs) steuerten Startkapital in einer Höhe bei, die etwa dem entsprach, was Microsoft 1986 mit seinem Börsengang erlöste.
    Als sich NeXT zu einem Hersteller von Workstations für Unternehmen entwickelte, wurde Jobs aus seinem natürlichen Milieu gerissen. Anstatt Ideen für Produkte auszubrüten, die Millionen von Verbrauchern würden benutzen können, war er einem Markt ausgeliefert, in dem Kaufentscheidungen von Ausschüssen getroffen werden, die für wagemutige Beschlüsse nicht belohnt werden; in dem Konkurrenten wie Sun, Silicon Graphics, IBM, Hewlett-Packard und natürlich Microsoft keine Gelegenheit verstreichen ließen, einen mit Schmähungen zu überhäufen; und in dem man eine kostspielige Vertriebsmannschaft braucht, die sich an die Kunden heranmacht. Der schwarze, würfelförmige Computer, der enormen Verzögerungen zum Opfer fiel – das ist einer der vielen Flüche, die überfinanzierte Start-ups gefährden – , landete zwar bald ebenso wie andere von Jobs inspirierte Produkte im New Yorker Museum of Modern Art, aber die Kunden waren davon weniger beeindruckt. Die Belastung und die Gefahr des Scheiterns machten der Gründungsmannschaft von NeXT immer mehr zu schaffen. Im Jahr 1993 warf Jobs im Computergeschäft das Handtuch und versuchte, NeXT in eine Softwarefirma umzuwandeln – eine Strategie, die ausnahmslos bei allen Computerunternehmen der Vorbote des Untergangs ist.
    1996 lagen sowohl NeXT als auch Apple am Boden. Im Computer-geschäft war Jobs zu einer Nebenrolle verurteilt, aber bei Pixar hatten sich seine Beharrlichkeit und seine Geduld ausgezahlt. Neun Jahre nach dem Kauf des Unternehmens verliehen ihm die Veröffentlichung des Animationsfilms Toy Story und der anschließende Börsengang die nötigen finanziellen Mittel, um die Macht seines exklusiven Vertriebspartners Disney (der das Unternehmen ein Jahrzehnt später für 7,4 Milliarden Dollar kaufte und dadurch Jobs zum größten einzelnen Aktionär seit Walt Disney selbst machte)
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