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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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Programmierern, die festgestellt hatten, dass sie sich auf der Grundlage von Microsoft DOS und dem Nachfolger-Betriebssystem Windows ein gutes Geschäft aufbauen konnten. Sculley reagierte darauf unter anderem damit, dass er die Preise von Apple nach und nach erhöhte, um die Gewinnspannen aufrechtzuerhalten – eine Weile peppte dieser Trick die Gewinne zwar auf, aber irgendwann erlahmte er.
    Während der Attacken nervtötender Newcomer verwelkte der Erfindungsreichtum bei Apple. Mit der Farbfähigkeit des Apple II, der grafischen Benutzerschnittstelle des Macintosh, Desktop-Publishing, Laserdruck, integrierter Netzwerkfähigkeit und Stereo-Sound hatte das Unternehmen die Branche angeführt, aber das hörte jetzt auf. Als Sculley in einem Wirbel von Vorwürfen wegen seiner Vorliebe für das Rampenlicht und seiner Liebäugelei mit der landesweiten Bühne ging, war der Vorratsschrank leergefegt. Der Funke der Fantasie, genauer gesagt die Fähigkeit, eine vielversprechende Idee in ein attraktives Produkt zu verwandeln, war erloschen. In dem Jahrzehnt, in dem Sculley am Ruder war, führte Apple keine nennenswerten neuen Produkte ein. Die Computer, die es herausbrachte, trugen sterile Namen wie Performa, Centris und Quadra. Computer mit mehr Speicher, größeren Monitoren und größeren Festplatten zählen bei der Preisverleihung für das Lebenswerk allerdings nicht. Aus dem Newton, einem kleinen digitalen Organizer, für den Sculley in seiner selbst geschaffenen Rolle als Chief Technology Officer kämpfte, wurde nicht viel mehr als ein teurer Türstopper. In einer 1987 erschienenen Autobiografie – die heute als sehr zutreffende Einschätzung der Kluft zwischen seinen Fähigkeiten und dem Gründer erscheint, den er ersetzte – verriss Sculley die Zukunftsideen von Jobs, indem er schrieb: „Apple sollte ein Unternehmen für wunderbare Konsumartikel werden. Das war ein irrwitziger Plan. Man konnte Hightech nicht als Konsumartikel bauen und verkaufen.“
    Als Sculley entlassen wurde, war Apple in Gefahr. Das von Microsoft 1990 eingeführte Windows 3.0 war zwar nicht so elegant wie die Macintosh-Software, aber es war gut genug. Als Sculley an die Ostküste zurückkehrte, war Apples Marktanteil gebröckelt und seine Ertragsmargen waren eingebrochen. Die besten jungen Ingenieure bewarben sich lieber auf Stellen bei Unternehmen wie Microsoft, Silicon Graphics oder Sun Microsystems.
    Zu der Zeit, als Sculley ging, war der Verwaltungsrat von Apple ausgelaugt. Die Leute, die große Beteiligungen des Unternehmens besaßen und handfestes Interesse an seinem Erfolg hatten, waren durch eine seltsame Mannschaft ersetzt worden. Diese Truppe war fast mit Sicherheit von einem Ernennungsausschuss zusammengestellt worden, der unbedingt politische Korrektheit demonstrieren wollte und deshalb Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Vorgeschichten ins Board setzte. In einem Zeitraum von 48 Monaten Mitte der 1990er-Jahre umfasste der Verwaltungsrat den Finanzvorstand des Unternehmens, der zuvor ein Flussschiffahrt-Spiele-Unternehmen aufgebaut hatte, den Vorstandsvorsitzenden einer gigantischen europäischen Verpackungsfirma, den Chef von National Public Radio und einen Vorstand von Hughes Electronics und StarTV. Keine dieser Personen hatte Erfahrungen in der PC-Branche, keine kannte die anderen, und mit Ausnahme von Markkula hatte keiner ein größeres ökonomisches oder emotionales Interesse an Apple. Es ist schwer vorstellbar, dass sie wie Besitzer dachten, geschweige denn so handelten. Wenn es irgendein Band gab, das sie zusammenhielt, dann wahrscheinlich der Wunsch, Peinlichkeiten zu vermeiden. Es ist kein Wunder, dass sie zwei desaströse Personalentscheidungen trafen, die beide eher zu einem Unternehmensbestatter als zu einem innovativen Unternehmenslenker gepasst hätten.
    Da war als Erstes Michael Spindler, ein Europäer, der vor Apple kurzzeitig als Marketingstratege bei DEC und Intel gearbeitet hatte. Als Vorstandsvorsitzender setzte er Sculleys Bemühungen fort, Apple zu verkaufen – seine Hauptziele waren IBM, Sun Microsystems und Philips – und darüber zu diskutieren, ob man Lizenzen auf das Macintosh-Betriebssystem an andere Hersteller vergeben sollte. Eine Allianz von IBM und Motorola – ein verworrenes Unternehmensknäuel von der Sorte, bei der in der Welt der Technologie nie viel herauskommt – sollte Microsoft dadurch bremsen, dass Apple-Software mit Mikroprozessoren der beiden genannten Hersteller vermählt
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