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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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Computers oder der verwirrenden Kollektion von Telefonen und unterhaltungselektronischen Geräten befindet, die uns umgibt. Die zweite machte es möglich, dass Unternehmen, die in der Ära des Personal Computers gegründet wurden, Verbraucherprodukte entwickeln. Computerunternehmen mit feinem Software-Gespür fiel es weitaus leichter, Verbraucherprodukte zu konstruieren, als denjenigen, die aus der Unterhaltungselektronik stammten und deren Expertise hauptsächlich in der Hardware-Konstruktion und im Herstellungs-Know-how lag. Es ist kein Zufall, dass die Unternehmen, die Apple am meisten beneiden, Namen wie Samsung, Panasonic, LG, Dell, Motorola und natürlich Sony tragen. Die dritte Strömung war das „Cloud Computing“ – die Idee, dass ein großer Teil der Rechenleistung, der Speicherkapazität und der Sicherheitsvorrichtungen für beliebte Software auf Hunderttausenden Geräten in Datencentern von der Größe von Fabriken liegt. Diese Computerarchitektur förderte Mitte der 1990er-Jahre Dienstleister wie Amazon, Yahoo, Ebay, Hotmail und Expedia, und später förderte sie Google und die Apple-Dienstleistungen, welche die Macs, die iPods und die iPhones glänzen lassen. Heute können zum ersten Mal Verbraucher – nicht Unternehmen oder Regierungen – die schnellsten, zuverlässigsten und sichersten Computerdienstleistungen genießen.
    Im Jahr 1984 wurde Apple allerdings mit akuteren und banaleren Herausforderungen konfrontiert. Angesichts der Herausforderung, ein schnell wachsendes Unternehmen in einer zunehmend umkämpften Branche zu managen, stand der Verwaltungsrat von Apple vor der wichtigsten Aufgabe, vor der jeder Verwaltungsrat steht: eine Person auszusuchen, die das Unternehmen leitet. Mike Markkula, der 1976 zu Jobs und Wozniak gestoßen war, hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er wenig Lust auf ein Leben als langfristiger Vorstandsvorsitzender von Apple hatte. Darum musste der Verwaltungsrat, dem auch Steve Jobs angehörte, entscheiden, welchen Kurs das Unternehmen einschlagen sollte. Diese Entscheidung – und drei ähnliche Entscheidungen in den 13 Jahren danach – gestalteten die Zukunft von Apple.
    Mir ist erst im Nachhinein klar geworden, wie immens groß das Risiko ist, das damit verbunden ist, einen Außenstehenden einzustellen – erst recht einen aus einer anderen Branche –, um ein Unternehmen zu leiten, dessen Weg massiv von der Entschlossenheit und Energie seines Gründers oder seiner Gründer bestimmt wurde. Es ist kein Zufall, dass die meisten großartigen Unternehmen von gestern und heute in ihrer Blütezeit von den Menschen geleitet oder kontrolliert wurden, die sie gegründet haben. Die Botschaft ist unabhängig von der Branche, der Zeit und dem Ort die gleiche, und sie hat viele Namen: Ford, Standard Oil, Chrysler, Kodak, Hewlett-Packard, Wal-Mart, Fedex, Intel, Microsoft, NewsCorp, Nike, Infosys, Disney, Oracle, Ikea, Amazon, Google, Baidu oder Apple. Der Gründer handelt mit dem Instinkt eines Besitzers und hat die nötige Zuversicht, die nötige Autorität und die nötige Führungskompetenz. Manchmal – wenn die Instinkte des Gründers fehlgeleitet sind – führt dies zum Ruin. Aber wenn sie funktionieren, kann sich niemand auch nur annähernd mit ihm messen.
    Wenn Verwaltungsräten Bedenken über den Zustand des Unternehmens oder die Fähigkeiten des Gründers kommen und wenn sie keinen geeigneten internen Kandidaten haben, machen sie fast immer den falschen Schachzug. Normalerweise müssen sie dann über einen Vorstandsvorsitzenden entscheiden, wenn das Unternehmen auf den Abgrund zurollt, wenn die Nerven blank liegen, wenn der Testosteronspiegel steigt und – besonders bei so exponierten Unternehmen wie Apple – wenn jeder Mitarbeiter, Analyst, Besserwisser und Miesepeter seinen Senf dazugibt. Bei Apple wurde die Entscheidung 1985 noch dadurch erschwert, dass es innerhalb des Unternehmens keinen geeigneten Nachfolger gab. Jobs galt als zu jung und zu unreif, und er wusste selbst, dass er Hilfe brauchte, wenn Apple die zehn Milliarden Dollar Umsatz erreichen wollte, von denen er bereits zu träumen begonnen hatte. Die erdrückende Last der herrschenden Meinung führte schließlich dazu, dass Kandidaten mit beeindruckend klingenden Titeln und Referenzen gesucht wurden. Aber Erfahrung – besonders, wenn sie in einer anderen Branche erworben wurde – bringt in einem jungen, schnell wachsenden Unternehmen in einer neuen Branche mit einem anderen Puls und einem
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